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Cannabis-Gesetz auf der Kippe? Experte alarmiert – „Es kann scheitern“

Georg Wurth vom Deutschen Hanfverband sprach mit unserer Redaktion über das Cannabis-Gesetz. Laut ihm kann es immer noch scheitern.

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Cannabis-Legalisierung: Lauterbach präsentiert "Zwei-Säulen-Modell"

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat in Berlin das geplante "Zwei-Säulen-Modell" zur Legalisierung von Cannabis vorgestellt. Bundesweit können Erwachsene demnach nicht gewinnorientierte Vereinigungen zum gemeinschaftlichen Anbau bilden. Die zweite Säule sind regional begrenzte "Modellvorhaben mit kommerziellen Lieferketten".

Obwohl die Ampel-Regierung jetzt ein Cannabis-Gesetz vorgelegt hat, hagelt es weiterhin Kritik. Bei dem Entwurf muss nämlich noch viel nachgebessert werden. Der Ansicht ist auch Georg Wurth. Der 51-Jährige ist Geschäftsführer des Deutschen Hanfverbands (DHV) und spielt eine große Rolle bei der Förderung eines Cannabis-Gesetzes.

Auf der International Cannabis Business Conference (ICBC) sprach er mit DER WESTEN. Im Interview rechnet er mit dem Cannabis-Gesetz ab. Und warnt, dass es immer noch scheitern könnte.

Cannabis-Gesetz von Hanfverband-Chef zerlegt

Herr Wurth, wo muss die Ampel-Regierung jetzt beim Cannabis-Gesetz noch nachbessern?

Georg Wurth: „An ganz vielen Stellen! Zum Beispiel, dass in Anbau-Clubs kein Konsum vor Ort möglich sein soll. Oder, dass man privat drei Pflanzen pro Jahr anbauen darf. So eine Begrenzung ist komplett unsinnig, das kann man überhaupt nicht kontrollieren lassen.“ 

Cannabis hat bei manchen Konsumenten auch psychische Folgen wie Angststörungen oder Depression. Rechnen Sie mit einem Anstieg in der Bevölkerung, wenn mehr Leute durch die Legalisierungen häufiger konsumieren? 

Wurth: „Ich rechne nicht mit einem Anstieg solcher Erkrankungen, weil ich auch nicht mit einem Anstieg des Konsums in der Bevölkerung rechne. Das ist auch der Fall in Ländern, in denen Cannabis bereits legalisiert wurde. Wenn der Schwarzmarkt bekämpft wird, verschwinden dann auch gefährliche Schadstoffe, die für solche Krankheiten verantwortlich sind.“

Kann der Cannabis-Entwurf denn auch für mehr Jugendschutz sorgen? 

Wurth: „Die Legalisierung wird nicht dafür sorgen, dass Jugendliche nicht mehr konsumieren. Das ist auch nicht ihre Aufgabe. Genauso wenig kann es aber ein Verbot. Dieses hat sogar noch negative Folgen, wie Strafverfolgung von Unschuldigen oder die Ausbreitung des Schwarzmarkts. Ein reguliertes Cannabis-Gesetz kann dann für mehr Aufklärung und Prävention sorgen.“

Deutschland gilt als sehr bürokratisch und wird dafür oft kritisiert. Könnte das Cannabis-Gesetz dadurch jetzt noch auf den letzten Metern scheitern? 

Wurth: „Das Gesetz kann scheitern, ja. Zum Beispiel, weil es für die Bundesländer noch viele Möglichkeiten gibt, bei den Regelungen irgendwelche Extrawürste einzubauen. Darunter große Abstandsgrenzen zwischen Cannabis-Clubs und beispielsweise Spielplätzen.“

Sollten bald auch härtere Drogen legalisiert werden, wenn mit der Cannabis-Legalisierung der Schwarzmarkt erfolgreich bekämpft wird?

Wurth: „Ich bin der Meinung, dass solche Verbote grundsätzlich eher schädlich sind, als dass sie irgendetwas bringen. Außerdem sind sie viel teurer. Aber das kann man erst diskutieren, wenn die Cannabis-Legalisierung auch wirklich erfolgreich ist.“


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Der Deutsche Hanfverband hat sich stark für die Legalisierung gemacht. Wie geht es für den DHV dann weiter, wenn das Cannabis-Gesetz erfolgreich in Deutschland läuft?

Wurth: „Ich gehe davon aus, dass für uns noch ziemlich lange Arbeit da sein wird. Denn viele Details sind noch nicht für die Konsumenten geregelt. Auch brauchen Konsum-Rechte weiterhin eine Interessensvertretung. Thema Führerschein oder auch Strafen, die bei überhöhtem Anbau noch immer viel zu hoch sind.“