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Bürgergeld: Bezieher fühlt sich hintergangen vom Amt – jetzt hat er Schulden!

Bürgergeld-Empfänger sollten sich eigentlich auf Jobcenter verlassen können. Aber was ist, wenn das Amt stattdessen falsche Ratschläge gibt?

Ein Bürgergeld-Bezieher wurde vom Jobcenter ausgetrickst.
© IMAGO / Rolf Poss

Das ist das Bürgergeld und so viel steht jedem zu

Das Bürgergeld ersetzt in Januar 2023 das bisherige "Hartz IV"-System in Deutschland. Wir verraten dir alles, was du über das Bürgergeld wissen musst.

Bürgergeld-Empfänger sollten sich eigentlich auf die Hilfe von Jobcentern verlassen können. Zum Beispiel bei Auskünften oder generellen Beratungen. Doch was ist, wenn das Amt dem nicht nachgeht?

Stattdessen kommt es mit Ratschlägen um die Ecke, die einem Bedürftigen Schulden aufbrummen. So schildert es ein Portal, das über das Bürgergeld informieren will.

+++Dazu interessant: Bürgergeld-Empfänger berichten über irre Jobcenter-Angebote – „Sollte als Tierpfleger Tierversuche durchführen“ +++

Bürgergeld: Jobcenter-Ratschläge treiben Bedürftigen in Krise

Ein ausgebildeter Sanitärinstallateur wurde durch zwei Unfälle körperlich stark beeinträchtigt. Trotzdem nahm er immer wieder Aushilfsjobs an, um weiterhin arbeiten zu können. Da das Einkommen aber nicht ausreichte, zahlte ihm das Jobcenter zusätzliche Leistungen in Höhe von 191 Euro, wie das Portal „gegen-hartz.de“ berichtet.

Vergangenes Jahr musste Müller erneut operiert werden. Wie so oft in der Vergangenheit wurde er dazu aus einem befristeten Arbeitsverhältnis entlassen. Wegen seines geringen Krankengeldes wandte er sich an das Jobcenter, um nach höheren Leistungen zu fragen. Die dortige Sachbearbeiterin informierte ihn, dass die Bearbeitung eines Antrags auf volle Leistungen einige Zeit dauert. Solange solle er ein Kredit aufzunehmen, was er dann auch tat. So die Darstellung auf dem Portal.

Bürgergeld: Formular verschwindet spurlos

In der Vergangenheit fühlte sich der Mann immer wieder vom Jobcenter enttäuscht. So musste er zum Beispiel am Tag seiner Operation beim Jobcenter erscheinen. Er entschied sich darum, die OP abzusagen und stattdessen Wohngeld zu beantragen.
Am 31. März 2023 reichte er nach eigenen Angaben seine Abmeldung am Empfang des Jobcenters ein, berichtet „gegen-hartz.de“.

Ein paar Wochen später forderte die Wohngeldstelle die entsprechende Abmeldung vom Jobcenter an. Aber der Mann das entsprechende Formular beim Jobcenter anforderte, befand es sich überhaupt nicht in seiner Akte. Die Abmeldung ist bis heute verschwunden und das Wohngeld sei nie auf seinem Konto eingegangen.

Was sagt das Jobcenter?

Seit August 2023 erhält er nun Bürgergeld. Die Differenz von circa 660 Euro will ihm das Jobcenter aber nicht wiedergeben. Dazu will es ihm das aufgenommene Kredit, zu dem es ihm sogar geraten haben soll, als Einkommen vollständig anrechnen. Jetzt steht der gelernte Sanitärinstallateur mit 2.600 Euro Schulden und mehrere Klagen vor dem Sozialgericht dar.


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Auf die Anfrage des Portals beim zuständigen Jobcenter, warum Unterlagen verschwinden können, antwortete eine Pressesprecherin: „Auf Wunsch kann eine schriftliche Eingangsbestätigung angefordert werden. Die Mitarbeiter sind nicht mehr verpflichtet, diese automatisch auszuhändigen.“