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Bürgergeld: Metzger-Meister zornig auf Arbeitslose – „Gehen nicht ans Telefon!“

Empörung über das Verhalten von Bürgergeld-Empfängern bei einem Arbeitgeber in Brandenburg. Er versteht das Verhalten der Arbeitslosen nicht.

Metzgermeister enttäuscht über Bürgergeld-Empfänger.
© IMAGO/Funke Foto Services

Das ist das Bürgergeld und so viel steht jedem zu

Das Bürgergeld ersetzt in Januar 2023 das bisherige "Hartz IV"-System in Deutschland. Wir verraten dir alles, was du über das Bürgergeld wissen musst.

Sind viele Bürgergeld-Empfänger zu faul, um in Vollzeit zu arbeiten? Diese Erfahrung macht jedenfalls ein Metzger-Meister aus Brandenburg. Im Gespräch mit rbb24 schildert er, was er mit Arbeitslosen erlebt.

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Eine ganz andere Meinung vertritt dagegen die Aktivistin Helena Steinhaus.

Bürgergeld zu lasch? Arbeitgeber berichtet über monatelange Enttäuschung

Wie rbb24 berichtet, sucht Metzger-Meister Volkmar Woite aus dem Landkreis Potsdam-Mittelmark händeringend nach Verstärkung. Sein Familienbetrieb braucht zwei neue Verkäufer für den Betrieb und für Stände auf Wochenmärkten. Die Arbeitsagentur meldete ihm auch im Zeitraum von September bis Anfang November 47 Arbeitssuchende, die meisten sogar vom Fach. Doch Woite findet niemanden, der sich anstellen lassen will. Obwohl er sogar über Tarif zahlen, wie er betont.

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Woite schildert seine Erfahrung: „Ich habe bei mehreren Leuten, die mir auch interessant erschienen, angerufen, die zum Beispiel auch aus Potsdam sind – also nicht so weit weg. Der Arbeitsweg muss ja auch zumutbar sein. Aber die gehen überhaupt nicht ran“

Ist das Bürgergeld also zu lasch ausgestaltet? Braucht es mehr Sanktionen, um Leute in Arbeit zu bringen? Bundesarbeitsminister Hubertus Heil betont immer wieder, dass die Sozialleistung „kein bedingungsloses Grundeinkommen“ sei und es weiterhin Sanktionsmöglichkeiten gibt. Doch wie rbb24 berichtet, nahm die Zahl der Sanktionen zuletzt deutlich ab.


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Aktivistin würde dort auch partout nicht arbeiten wollen

Im Juli 2019 seien noch 65.000 Sanktionen ausgesprochen worden, nun rund die Hälfte! Aus Sicht der Aktivistin Helene Steinhaus (Gründerin der Initiative „Sanktionsfrei“) ist das aber eine Fehldeutung. Sie verweist darauf, dass das Bundesverfassungsgericht im November 2019 geurteilt hat, dass Sanktionen, mit denen der Regelsatz um über 30 Prozent gekürzt werden konnten, ein Verstoß gegen das Grundgesetz sind. Es sei doch daher begrüßenswert, das nun „zumindest seltener gegen das Grundgesetz verstoßen“ werde.

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Dann leistet sich Steinhaus auf X (früher Twitter) noch eine Spitze gegen die Metzgerei. Sie würde auch „echt alles tun, um in dieser Fleischrei Landfleischerei-Woite nicht arbeiten zu müssen“. Der Betrieb brauche zunächst ein „Update“, bevor man Leute anwerben wolle.

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Sie macht es daran fest, dass die Metzgerei zur Grillsaison „Machobratwurst“ und „Tussibrutwurst“ im Angebot hatte. Aus Sicht von Steinhaus ist das ein rückständiges Geschlechterbild, das an der Ladentheke vermittelt wurde. Ob es aber wirklich daran liegt, dass der Arbeitgeber keine Leute findet?