Veröffentlicht inPolitik

Ausländer-Kriminalität: Phänomen „Messer-Männer“ – was es mit dem Migration-Vorurteil auf sich hat

Durch die BKA-Kriminalstatistik geraten „Ausländer-Kriminalität“ und Messerattacken in den Vordergrund. Gibt es überhaupt einen Zusammenhang?

Männerhand mit Messer.
© IMAGO / Christian Ohde

Hamburg führt Bezahlkarte für Asylbewerber ein - das sagen sie dazu

Hamburg hat als erstes Bundesland Bezahlkarten für Asylbewerber eingeführt. Wir haben direkte Gespräche mit betroffenen Personen geführt, um ihre persönlichen Einschätzungen und Erfahrungen zu sammeln.

Die Kriminalstatistik des Bundeskriminalamts sorgte für reichlich Gesprächsstoff. Laut der Statistik ist auch die Anzahl der Messerattacken gestiegen. Bei den Attacken wird oft über den Täter gesprochen. Denn sie werden häufig mit Migranten in Verbindung gebracht. Dadurch rückte die sogenannte „Ausländer-Kriminalität“ in den Vordergrund.

++ Wichtig dazu: Kriminalstatistik: Wird Deutschland immer unsicherer? Das stimmt so nicht! 3 wichtige Erkenntnisse ++

Doch was ist wirklich an dem Vorwurf dran? Viele Experten haben sich schon mit dem Thema beschäftigt. Ihre Antwort auf den Migranten-Vorwurf ist eindeutig.

Ausländer-Kriminalität: Diskussion um „Messer-Männer“

Die von Nancy Faeser (SPD) vorgestellte Kriminalstatistik löste einen Aufschrei in den Medien und Sozialen Netzwerken aus. Etwa 5,9 Millionen Straftaten wurden laut Faeser 2023 begangen, das sind auf dem Papier mehr als jeweils in den Jahren davor. Noch 2022 lag die Statistik bei rund 5,6 Millionen Delikten. Auch die Zahl der Angriffe mit Messern soll angestiegen sein. Der Anteil der Messerangriffe bei der gefährlichen und schweren Körperverletzung lag 2023 bei 5,8 Prozent. Im Vorjahr waren es noch 5,6 Prozent mit 8.160 Fällen.

Dazu häuft sich jetzt die Diskussion um die sogenannte „Ausländer-Kriminalität“, denn die steigende Anzahl der Messerangriffe wird oft mit Migranten in Verbindung gebracht. AfD-Chefin Alice Weidel sprach früher schon von „alimentierten Messer-Männer“, die Deutschland gefährden.

Nationalität hat keinen Zusammenhang

Doch eine Studie aus 2021 von der Kriminologin Elena Rausch macht deutlich, dass es keinen kausalen Zusammenhang zwischen Messerangriffen und der Staatsangehörigkeit eines Täters gibt. Rauschs Studie belegt das anhand der Zahlen von rechtskräftig verurteilten Gewalttätern, die ein Messer eingesetzt haben. Eine Zunahme der Straftaten mit Messern lässt sich anhand vorhandener Daten nicht feststellen.

Der Kriminologe Martin Thüne schreibt dazu auf der Plattform X, dass „die monokausale Verknüpfung von Kriminalität und Pass x-fach widerlegt“ sei. Soll heißen: Ein direkter Zusammenhang zwischen dem Besitz eines Passes und der Kriminalität besteht nicht und wurde durch zahlreiche Beweise entkräftet.

An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Twitter / X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden.

Auch der Journalist Stephan Anpalagan stellte in der ARD-Sendung „Presseclub“ vom Sonntag (14. April) klar: „Wir müssen unterscheiden, was sind die Ursachen? Warum werden Menschen kriminell? Das hat ganz selten mit einer bestimmten Religion oder mit einer bestimmten Art und Weise des Zusammenlebens zu tun“.

An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Twitter / X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden.

Welche Auskunft geben BKA-Zahlen?

Sowieso kann das BKA den Migrationshintergrund von Tatverdächtigen nicht erfassen, weil es keine Rechtsgrundlage für eine Abfrage gebe. Nach dem Gesetz über Ordnungswidrigkeiten können Behörden Bürger-Daten wie den Namen, Geburtstag und -ort, Wohnort und Staatsangehörigkeit abfragen. Dazu zählt laut „BR24“ aber nicht, ob die Personen eine Migrationsgeschichte haben.


Mehr News:


Dabei muss auch erwähnt werden, dass die offiziellen Zahlen in den Statistiken des Bundeskriminalamts (BKA) nicht die Gesamtzahl aller Messerangriffe in Deutschland ist. Denn erst 2020 hat das BKA begonnen, „Messerangriffe“ zu erfassen. Es handelt sich nur um Angaben zu Messerangriffen, bei denen die Behörden davon ausgehen, dass es sich tatsächlich um tatsächliche Messerangriffe handelt. Für das Berichtsjahr 2021 wurden zum Beispiel für die „Messerangriffe“ insgesamt 10.917 Fälle angegeben. Ein Jahr später wurde nur die Zahl der „Messerangriffe“ bei gefährlicher und schwerer Körperverletzung und bei Raubdelikten aufgelistet.