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Lehrer denkt wegen AfD an Auswanderung: „In so einem Deutschland will ich nicht leben“

Die AfD feiert in Deutschland immer mehr Wahlerfolge. Einen Lehrer beunruhigt das so sehr, dass er sogar überlegt auszuwandern.

© Instagram @Emulution.

Endergebnis in Hessen: AfD zweitstärkste Partei, FDP wieder im Parlament

Die CDU ist bei der Landtagswahl in Hessen laut vorläufigem amtlichen Endergebnis mit knapp 35 Prozent klar stärkste Partei geworden. Auf dem zweiten Platz landete die AfD mit 18,4 Prozent - noch vor der SPD und den Grünen. Die FDP schafft knapp den Wiedereinzug in den Landtag.

Bei den jüngsten Landtagswahlen in Bayern und Hessen konnte die AfD erneut große Wahlerfolge feiern. Auch die ersten deutschen Rathäuser werden von Politikern der rechtspopulistischen Partei erobert. Auf Bundesebene setzt sich dieser Trend fort: Die aktuellen Umfragen von Infratest dimap (ARD) und INSA („Bild“) sehen die AfD mit 23 Prozent als zweitstärkste Kraft.

Viele Menschen in Deutschland sind besorgt, dass der Einfluss der AfD immer größer wird. Ein Grundschullehrer, der unter dem Namen „Emulution“ in den sozialen Medien große Erfolge feiert, ist einer von ihnen. Die Netzberühmtheit denkt wegen des Erstarkens der AfD sogar ans Auswandern.

„Ich hatte noch nie so viel Angst wie in den letzten zwei Jahren“

Normalerweise halte er sich lieber aus politischen Themen heraus, beginnt der Lehrer, der sich „Emulution“ nennt, ein sehr persönliches Video auf TikTok und Instagram. Auf seinen Social-Media-Accounts lassen sich sonst Videos aus seinem Alltag als Lehrer und Sänger finden.

Nachdem er jedoch bei einer Bekannten einen Instagram-Beitrag über Zitate von AfD-Politikern gesehen hatte, beschloss er, selbst darüber einen Clip zu drehen. So erklärt der Lehrer unserer Redaktion, dass sich das Video vor allem an Menschen richte, die die AfD wählen wollen. Die Lehrkraft ernst: „Ich lebe seit 31 Jahren in Deutschland und ich hatte noch nie so viel Angst wie in den letzten zwei Jahren.“

Lehrer denkt wegen AfD ans Auswandern

Deswegen stellt er seinen über 800.000 Followern im Netz die Frage: „Gibt es wirklich Menschen die nicht wollen, dass Menschen mit meiner Hautfarbe oder queere Menschen oder andere POCs [People of Color, d. Red.] hier in Deutschland leben?“ Er könne sich das nicht vorstellen.

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„Wenn mir das zu viel wird“

Das Erstarken der AfD bereite ihm aber so große Sorgen, dass er sogar für sich persönlich Handlungsbedarf erkenne. Er spiele langsam mit dem Gedanken einer Auswanderung. Im Gespräch mit unserer Redaktion geht er näher darauf ein: „Ich war echt schon am überlegen und habe geguckt, wo ich als Lehrer arbeiten kann. Wenn mir das zu viel wird, möchte ich Deutschland verlassen.“

In einem AfD-dominierten Deutschland „möchte ich nicht leben“, sagt „Deutschlands coolster Lehrer“, wie sich der sonst Gutgelaunte bezeichnet.



„Die Vorstellung, dass ich selbst einmal als Lehrer unter so einer Regierung arbeiten muss, macht mir Sorgen. Denn die Aussagen der AfD sind eindeutig, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen in Deutschland nicht erwünscht sind“, erklärt er seine Emotionalität bei diesem Thema. Dabei würden schwarze oder auch queere Menschen sowieso schon heute oft diskriminiert werden.

Sorge um weniger Aufklärung in Schulen

Auch sein Beruf als Lehrkraft könnte sich unter einer AfD-Regierung drastisch verändern: „Ich könnte mir vorstellen, dass unter der AfD innerhalb des Schulcurriculums manche Inhalte nicht unterichtet werden würden. Zum Beispiel die Aufklärung über die Kolonialzeit oder der Nationalsozialismus. Das sehe ich als wirklich als problematisch an.“

Die Resonanz auf sein Video sei überwiegend positiv gewesen. Es hätten sich sogar AfD-Wähler gemeldet, die ihre Meinung kundtun wollten. „Das fand ich irgendwie mutig auch wenn ich mit ihnen nicht inhaltlich übereinstimme“, so der Influencer.

Bei AfD-Kanzler würde jeder Siebte auswandern

Mit seiner Meinung steht er in Deutschland nicht allein. Bei einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA im Auftrag der „Bild“-Zeitung im Juni gaben 15 Prozent der Befragten an, im Falle eines AfD-Kanzlers auswandern zu wollen. Jeder Siebte! Das wären 12,6 Millionen Menschen.

Auch Thüringens Verfassungsschutzpräsident Stephan Kramer zählt beispielsweise dazu. Er würde nach eigenen Angaben im Falle einer Regierungsbeteiligung der AfD mit seiner Familie Deutschland verlassen.