Befremdliche Huldigung! Der AfD-Bundestagsabgeordnete Rüdiger Lucassen schwärmt auf seinen Social-Media-Profilen von den soldatischen Heldentaten seines Vaters und dessen Kameraden 1941 auf Kreta. Dabei blendet er auffällig Verbrechen aus, die von diesem Regiment verübt wurden. Wer ihn darauf hinweist, wird abgekanzelt.
Sein Beitrag vom 20. Mai erinnert insgesamt an die glorifizierenden Artikel aus den Landser-Heftchen. Der Hintergrund der aggressiven NS-Eroberungspolitik wird bei der Schilderung völlig ausgeblendet.
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AfD-Mann aus Bundestag schwärmt: „Blüte deutschen Mannestums“
So schreibt Rüdiger Lucassen bewundernd: „Heute vor 84 Jahren sprang mein Vater Hans Lucassen mit seinen Kameraden des Fallschirmjägerregiments 1 über Kreta ab. Das Unternehmen Merkur wurde zur größten Luftlandeoperation der Kriegsgeschichte.“
Man habe sich gegen einen materiell und personell überlegenen Gegner durchsetzen können. Nach 12 Tagen „war die Mittelmeerinsel genommen“. Dabei würden die persönlichen Schicksale der Fallschirmjäger in den verlustreichen Kämpfen zu Tränen rühren, so der AfD-Abgeordnete weiter. Würdigend bemerkt er: „Die Eroberung Kretas begründete auch den Ruf der modernen Fallschirmjägertruppe.“
Mehr über AfD-Politiker Rüdiger Lucassen:
- 73 Jahre alt
- Ausbildung zum Hubschrauberpiloten und Karriere bei der Bundeswehr, zuletzt im Dienstgrad Oberst
- seit 2017 Mitglied im Deutschen Bundestag
- bis Februar 2022 war er Vorsitzender der AfD in NRW
- er forderte 2025 Atomwaffen für Deutschland
Zum Schluss zitiert er den damaligen britischen Premierminister Winston Churchill, der die deutschen Fallschirmjäger als „Blüte deutschen Mannestums“ bezeichnet habe.
Deutsche Soldaten auf Kreta töteten Hunderte Zivilisten
In den Kommentarbereichen weisen viele Menschen den AfD-Politiker auf die Kriegsverbrechen hin, die es kurz nach der Eroberung der Mittelmeer-Insel gab. Es kam zu Exekutionen von Hunderten Zivilisten durch Wehrmachtsoldaten auf Kreta. So gilt es unter Historikern als unbestritten, dass eben jenes Fallschirmjägerregiments 1 am Massaker im Dorf Kondomari beteiligt war. Möglicherweise auch an der Zerstörung des Dorfes Kandanos. Diese Aktionen wurden von deutscher Seite als „Vergeltungsaktionen“ gegen Partisanen gerechtfertigt, weil es erheblichen Widerstand durch die kretische Zivilbevölkerung gegen die Eroberer gab.
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Lucassen verliert aber über diese Massaker nach der Einnahme Kretas kein Wort in seinem Beitrag. Als er damit konfrontiert wird, reagiert er gereizt. So bezeichnet der AfD-Mann einen Kritiker sogar als „Rotzlöffel“. So antwortet er: „Es gibt in Deutschland keine Pflicht, seine Texte zur Erinnerung an den eigenen Vater und dessen Generation so zu formulieren, dass sie den geschichtspolitischen Sanctus eines 1999 geborenen Rotzlöffels erhalten.“