Das ging ja schnell! Am 1. Juni waren die Spritpreise dank Tankrabatt erst noch niedrig, doch schon am zweiten Tag ging es wieder hoch hinaus.
War es das schon mit der versprochenen Entlastung für die Verbraucher? Oder sind die aktuellen Spritpreise nur als Schluckauf zu interpretieren?
Spritpreise schon am zweiten Tankrabatt-Tag gestiegen – „Müsste nach unten gehen“
Am Mittwoch kam die Steuersenkung noch nicht komplett bei den Autofahrern an und am Donnerstag ging es auch schon wieder rauf auf der Preisleiter. „Eigentlich müsste es weiter nach unten gehen, stattdessen steigen die Preise aktuell aber“, kritisierte Christian Laberer vom ADAC.
Dem Verkehrsklub zufolge kostete zum Beispiel der Liter Super E10 am Donnerstag um 14.20 Uhr bundesweit im Durchschnitt 1,89 Euro – 3,2 Cent mehr als noch 24 Stunden davor. Diesel kostete 1,94 Euro und somit 2,8 Cent mehr.
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Dabei waren die Preise schon am ersten Tag des Tankrabatts nicht wie erwartet gesunken. Stattdessen fielen die Preise im bundesweiten Tagesdurchschnitt zum 1. Juni nur um 27,3 Cent bei Super E10 und 11,6 Cent bei Diesel.
Spritpreise steigen wieder – wer profitiert wirklich vom Tankrabatt?
„Es scheint so, dass ein großer Teil der für die Verbraucher gedachten Entlastung im Moment bei der Mineralölindustrie landet“, schlussfolgert der ADAC-Experte. Der Ölpreis sei zuletzt gesunken, bei den Tankstellen sei immer mehr steuerreduzierter Sprit angekommen, deshalb findet er die höheren Preise trotz Tankrabatt nicht gerechtfertigt. Und auch davor seien die Beträge schon viel zu hoch gewesen.
„Bei Super E10 müsste ein fairer Preis rund 55 Cent unterhalb des Preises vom Dienstag liegen“, so Laberer. „Also bei etwa 1,60 pro Liter. Davon sind wir im Moment rund 30 Cent entfernt.“ Der Experte befürchtet, dass das auch so bleiben wird. Gerade vor Pfingsten müssten die Preise sinken. „Es besteht aber die Gefahr, dass das nicht passiert.“
Spritpreise: Wie geht es weiter beim Tankrabatt?
Wirtschaftswissenschaftlerin Monika Schnitzer hegt den starken Verdacht, dass sich die Ölkonzerne trotz Rabatt weiterhin eine goldene Nase an den Verbrauchern verdienen. „Nach den Erfahrungen in der Vergangenheit, insbesondere bei der Mehrwertsteuersenkung 2020, halte ich das Risiko für hoch“, so die Ökonomin. Damals hätten die Konzerne laut ihrer Rechnung 40 Prozent der Steuersenkung einbehalten.
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„Selbst, wenn prozentual dieses Mal mehr von der Steuersenkung weitergegeben wird als vor zwei Jahren, kann der Mehrgewinn der Unternehmen durch die unvollständige Weitergabe in absoluten Eurobeträgen doch sehr hoch sein.“ Diesmal stehen die Tankstellen allerdings unter genauer Beobachtung des Bundeskartellamts.
Laut Studien sei die Mehrwertsteuersenkung während der Corona-Krise zu 80 Prozent an Diesel-Kunden weitergegeben worden. Der Ökonom Achim Wambach geht daher davon aus, dass die Einsparungen für die Verbraucher spürbar sein werden. Bis dahin – und auch grundsätzlich – empfiehlt der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, die Preise online oder in Apps zu vergleichen. „Im Laufe eines Tages schwanken die Preise in ein und derselben Stadt oft um über 20 Cent. Tanken Sie tendenziell eher am frühen Abend und bei einer der preiswerteren Tankstellen.“ (dpa/mbo)