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Rassismus-Skandal auf Sylt schlägt hohe Wellen: „Prosecco-Nazis“ und „Schande für Deutschland“

Ein Rassismus-Skandal erschüttert Sylt und ganz Deutschland. Die Reaktionen fallen heftig aus. Der Begriff „Prosecco-Nazis“ ist noch harmlos.

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© dpa

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Auf der Luxus- und Promi-Insel Sylt sorgt ein Rassismus-Skandal für großes Entsetzen. Ein Videoclip, der seit Donnerstagabend (23. Mai) in sozialen Medien viral geht, zeigt junge Partygäste in einer Bar in Kampen, die zu dem 25 Jahre alten Hit „L’Amour toujours“ von Gigi D’Agostino rassistische Parolen grölen. Mehr noch: Sie machen eine Geste, die an den Hitlergruß erinnert.

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Die Feiernden, die augenscheinlich der wohlhabenden Schickeria von Sylt angehören, skandieren „Deutschland den Deutschen – Ausländer raus!“ Bundesweit schlägt der Vorfall hohe Wellen. Aus Gesellschaft und Politik gibt es unzählige Reaktionen auf den Rassismus-Skandal auf Sylt.

Rassismus-Skandal auf Sylt: „Faschistoide Schnösel“

Die Äußerungen zu dem Nazi-Skandal auf Sylt sind vielfältig und scharf. Der Grünen-Politiker Jürgen Trittin bezeichnete die Beteiligten als „Prosecco-Nazis“, während die Co-Chefin der Grünen Jugend, Svenja Appuhn, von „faschistoiden Schnöseln“ sprach. Moderatorin Dunja Hayali kommentierte den Vorfall mit den Worten: „Mit Hitlerbärtchen und Schampus, aber ohne ‚Ausländer‘.“ Sie spielt darauf an, dass auf dem Video zu sehen ist, wie ein Beteiligter in recht eindeutiger Weise zwei Finger an die Oberlippe legt. Auf der Website des Lokals „Pony“ ist inzwischen zu lesen: „Kein Platz für Nazis! Wir distanzieren uns von jeder Art von Rassismus und Diskriminierung.“

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Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) verurteilte den Nazi-Skandal aus Sylt scharf und forderte: „Wer Nazi-Parolen wie ‚Deutschland den Deutschen – Ausländer raus‘ grölt, ist eine Schande für Deutschland“. Faeser betonte, dass Rassisten lauten Widerspruch erfahren müssten, egal ob im Freundeskreis, bei der Arbeit oder im Sport: „Es ist wichtig, den Mund aufzumachen und gegenzuhalten gegen solchen Menschenhass“.

Staatsschutz ermittelt – „Pony“-Club übergibt Namen

Bei der Party im „Pony“-Club auf Sylt hatte es diesen Widerspruch aus dem Kreis der anderen Feiernden offenkundig nicht gegeben. Nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland dürfte der Eindruck verheerend sein – erst recht wenige Woche vor Beginn der Fußball-EM, die eigentlich ein buntes Fest mit Freunden aus Europa und der Welt werden soll. (>>> Ein Kommentar auf unserem Partner-Portal MOIN.de ordnet den Vorfall kritisch ein.)

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Die Polizei in Flensburg hat Ermittlungen wegen Volksverhetzung und des Verwendens verfassungswidriger Kennzeichen aufgenommen (>>> MOIN.de berichtet: Nach Nazi-Skandal in Nobel-Bar – jetzt ermittelt der Staatsschutz). Der Vorfall auf Sylt beschäftigt auch den Betreiber der betroffenen Bar, der sich von den rassistischen Äußerungen distanzierte. Tim Becker, Inhaber des Lokals „Pony“, erklärte, das rassistisch missbrauchte Lied werde künftig nicht mehr gespielt und man habe die Namen der fünf Beteiligten sowie die Aufnahmen der Überwachungskamera der Polizei übergeben.


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Die Antirassismusbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan, äußerte sich erschüttert darüber, dass allem Anschein nach keiner der anderen Gäste einschritt: „Es zeigt deutlich, dass Rechtsextremismus und Rassismus sich durch alle gesellschaftlichen Gruppen ziehen und eben kein sogenanntes Randphänomen sind – sie reichen bis tief ins bürgerliche Milieu.“