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Flucht aus der Ukraine: Schule hat böse Vorahnung – und handelt sofort

Eine Familie aus der Nähe von Charkiw musste die Flucht aus der Ukraine antreten. Die Schule der Tochter hatte bereits eine Vorahnung.

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Seit dem Angriff Russlands auf sein Nachbarland bestimmt der Ukraine-Krieg das weltpolitische Geschehen. Wir erklären dir, wie sich der Konflikt entwickelt hat.

Der Krieg hat begonnen! Diese Nachricht erschütterte vor zwei Jahren die gesamte Ukraine. Auch Anastasia (damals 33), Mychajlo (damals 39) und Anna (damals 16) traf diese Nachricht wie ein Blitz. Die zwei kleinen Söhne waren noch zu jung, um zu begreifen, was jetzt passieren würde. Die Familie stammt aus einem Dorf in der Nähe von Charkiw. Später ergriff sie die Flucht aus der Ukraine. Im ersten Teil unserer Reportage schildern uns Anastasia, Mychajlo und Anna, wie sie von dem Krieg erfahren haben und warum Annas Schule bereits im Vorfeld des Krieges Maßnahmen ergriff.

Am 24. Februar jährt sich der russische Angriff auf die Ukraine zum zweiten Mal. Zahlreiche Menschen sind seitdem geflüchtet – unter anderem nach Deutschland. Wir haben mit Geflüchteten gesprochen und wollen ihre Geschichten anlässlich des traurigen Jahrestages in einer Artikel-Serie erneut erzählen.

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Es war etwa 5.20 Uhr morgens. Mychajlo bekam mehrere Anrufe. Am Apparat: seine Freunde. Die erschütternde Botschaft: In der Ukraine ist der Krieg ausgebrochen! Die Familie hörte bereits weit entfernte Schüsse. Angst brach aus.

Flucht aus der Ukraine – Schule war vorbereitet

Einige Kilometer entfernt wurde auch Tochter Anna aus dem Schlaf gerissen. Sie hörte ebenfalls Schüsse, spürte Druckwellen. Sie ging zu dem Zeitpunkt auf ein Internat. Die Schüler wurden aufgefordert, sich in den Keller des Gebäudes zu begeben. Dort waren bereits Schutzräume eingerichtet.

Anastasia (damals 33), Mykhailo (damals 39), Anna (damals 16) sowie die beiden Söhne. Die Familie musste aus der Ukraine flüchten. Foto: privat

Für die Schule kam der Krieg nicht aus heiterem Himmel. Am 16. Februar 2022, also rund eine Woche vor Kriegsbeginn, gab es ein Rundschreiben von der Schule an die Eltern. Darin enthalten: ein genauer Ablaufplan für den Fall, dass der Krieg ausbrechen würde. „Es gab immer wieder Gespräche, dass ein Krieg ausbrechen könnte. Mit diesem Ausmaß hat allerdings niemand gerechnet. Die Schule wollte den Eltern aber Sicherheit vermitteln. Es diente zur Beruhigung“, erzählt Anna.

„Ich habe mich leer gefühlt“

Aus Elternsicht war die Situation für Anastasia und Mychajlo unerträglich. Es herrschte Krieg und ihre Tochter war nicht bei ihnen. Sie konnten ihr Kind in dem Moment nicht schützen. Während eines Telefonats mit Anna brach Anastasia in Tränen aus. „Ich habe mich leer gefühlt“, erklärt Anastasia. Die ersten Tage war das Dorf, in dem die Familie lebte, noch nicht direkt von den russischen Angriffen betroffen. „Wir dachten im ersten Moment auch einfach, dass es sich um einen Irrtum handelt, um ein großes Missverständnis, und dass es sich ganz schnell wieder legt.“


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Doch irgendwann haben sie alle verstanden: Der Krieg hier endet nicht so schnell. „Spätestens nach der ersten Nacht, die wir im Bunker verbracht hatten, wussten wir, dass es nicht so schnell vorbei sein wird“, schildert die Familie. Tochter Anna hatten die Eltern inzwischen aus dem Internat zu sich nach Hause geholt.


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Zu Hause – das war rund zwölf Kilometer von der Frontlinie entfernt gewesen. In ihrem Dorf waren sie abgeschnitten, wichtige Brücken wurden gesprengt. Der einzige freie Weg führte nach Russland. Und dorthin wollte die Familie nicht. „Wir waren praktisch eingekesselt“, betonen sie. Am 18. März 2022 marschierten die Russen dann auch in ihr Dorf ein.

Wie dramatisch es dann für die Familie wurde, kannst du am Donnerstag (22. Februar) in Teil 2 unserer Reportage-Reihe lesen. Folge uns auf Facebook oder Instagram, um keinen Teil zu verpassen.