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ZDF: Wegen „Switch“ – DAS hat Gundula Gause Martina Hill zu sagen

Dreißig Jahre präsentiert Gundula Gause im ZDF das „heute journal“. Ein Gespräch über die Vergangenheit, die Zukunft und Probleme des ÖRR.

Sie ist eine echte Institution im ZDF. Am 8. Februar 1993 trat Gundula Gause das erste Mal als Co-Moderatorin im ZDF-„heute journal“ in Erscheinung. Am Mittwoch (8. Februar 2023) feiert sie ihr 30-jähriges Jubiläum.

Wir haben mit der langjährigen ZDF-Nachrichtensprecherin über ihren Beruf, die Parodien der Comedy-Sendung „Switch“ und die Kritik am Öffentlich-rechtlichen Rundfunk gesprochen.

Frau Gause, dreißig Jahre …

Dreißig Jahre Co-Moderation im „heute journal“ – das ist für mich selbst auch etwas Außergewöhnliches. Wobei ich es so empfinde: Ich habe einfach nur meine Arbeit gemacht. Einerseits ist es eine lange Zeit, andererseits ist die Zeit auch verflogen – plötzlich sind dreißig Jahre rum.

Am 8. Februar jährt sich ihr Dienstantritt. Haben Sie noch Erinnerungen an ihre erste Sendung?

Es war Wolf von Lojewski, der damals, selbst noch recht frisch im ZDF, in seiner eigenen trockenen Art anmoderierte: „Was gibt’s Neues? Zunächst einmal Gundula Gause…“  Das war eine sehr charmante Vorstellung.

Den Spaß haben Sie aber sofort verstanden?

Ja natürlich. Man darf nicht vergessen, ich war 27 und hatte ganz schön Respekt und Ehrfurcht vor dem Auftritt sowie vor der Tätigkeit, die ja viel mehr als nur die Präsentation der Nachrichten ist. Im ZDF sind wir Nachrichtenmoderatoren allesamt sogenannte „Redakteure im Studio“, die die Sendungen mit den Redaktionen mitgestalten.

Wie sieht ihr Arbeitstag aus?

In der digitalen Welt geht es als Journalistin, als Journalist gar nicht anders: Wir alle greifen schon morgens zu Smartphone oder Tablet und schauen online, was die Nacht gebracht hat. Und dann folgt den ganzen Tag über eine Mischung aus Online-Nachrichten, Zeitung lesen, Radio-Nachrichten hören. Einfach sich in den Nachrichtentag eingrooven. Ab Mittag klinkt sich das Sendeteam in die Konferenzen ein, in denen die Linien der Berichterstattung besprochen werden. Da wird auf vielen Ebenen geplant und vorbereitet, diskutiert und abgewogen, die Kolleginnen und Kollegen in den Landesstudios und die Korrespondenten in unseren Auslandsstudios schauen, welches Filmmaterial es gibt, welche Protagonisten man finden kann. Sie müssen die Geschichten finden. Wir binden das dann in der Redaktion und im Studio zusammen.

Hat Sie der Job der Korrespondentin je gereizt?

Tatsächlich wäre ich gerne öfter rausgegangen. Ich war nur einige Male „draußen“, wie wir sagen. Meine Tätigkeit fokussierte sich derart auf das Moderieren und auf die Gestaltung der Nachrichtenblöcke, dass keine Zeit mehr für „Ausflüge in die Reporter-Welt“ blieb. Die paar Male, die ich als Redakteurin oder Moderatorin „draußen“ war und bin, sind jedes Mal lehrreich und erfüllend gewesen. Tatsächlich aber haben irgendwann die Dienstpläne ihren Tribut eingefordert.

ZDF Gundula Gause
Wolf von Lojewski und Gundula Gause im ZDF-„heute journal“. Das Foto stammt aus dem Jahr 1998. Foto: ZDF und Renate Schäfer

Sie haben es in all den Jahren zur Kultfigur geschafft. Ich spiele hier natürlich auf ‚Switch‘ an. Konnten Sie über die Witze lachen?

Durchaus. Es war mir eine Ehre. Obwohl es auch mal eine Ausgabe gab, die sich ein wenig unter der Gürtellinie abspielte. Aber im Großen und Ganzen will ich sagen: Vielen Dank, habe die Ehre. Natürlich konnten Claus und ich darüber lachen. An dieser Stelle ein Gruß an Martina Hill: Das haben Sie gut gemacht (lacht).

Haben Sie sich manchmal ob der Parodie hinterfragt?

Nein. Ich bin eine viel zu seriöse Nachrichtenfrau, die komplett in ihrer Nachrichtenredaktion steckt, als dass ich da irgendetwas für bare Münze genommen hätte. Das war ganz klar eine Parodie. Die sollte lustig sein und war es ja auch überwiegend. Wobei Comedy auch immer auf einen Kern verweist. Aber da stehe ich zu mir: Ich bin eine seriöse Nachrichtenfrau, die die Dinge ernst nimmt und für eine gewisse Ernsthaftigkeit steht. Es ist okay, wenn man damit hochgenommen wird. Aber meine Arbeit ist meine Arbeit und ein Späßchen ist ein Späßchen – da trenne ich ganz klar.

Also zu Hause sind Sie die lustige Gundula?

Ich bin ein ziemlich normaler Mensch, der auch Spaß an Humor und lustigen Situationen hat.

30 Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Haben Sie für sich einen Zeitpunkt ausgemacht, an dem Sie nicht mehr vor der Kamera stehen mögen?

Nichts ist für die Ewigkeit und Veränderungen gehören zum Leben. Wenn man sich nicht mehr verändert, dann führt das zu Erstarrung. Ich will mich Veränderungen nicht verschließen, obgleich ich jemand bin, der Spaß an Verlässlichkeit und Kontinuität hat. Dazu kommt, dass ich nicht unbedingt an aufregenden, verrückten Herausforderungen interessiert bin – mein Job ist spannend genug. Den beherrsche ich – und sage immer im übertragenen Sinn: Dieses Auto kann ich ganz gut fahren.

Sie sagten gerade „Veränderungen gehören zum Leben“. Nun ist es so, dass der ÖRR in den vergangenen Jahren immer mehr in die Kritik geriet. Braucht Deutschland den Öffentlich-rechtlichen Rundfunk noch?

Da fragen Sie die Richtige (lacht). Die deutsche Gesellschaft, die deutsche Demokratie braucht aus meiner Sicht ein unabhängiges Mediensystem. Die öffentlich-rechtlichen Sender leisten einen Beitrag zur Stabilisierung der Demokratie, indem wir uns in unserer Berichterstattung im TV und im Netz um größtmögliche Objektivität bemühen und immer auch die Gegenseite zu Wort kommen lassen. Sachlichkeit, Neutralität und eine ausgewogene Berichterstattung sind unser oberstes Gebot, dem wir uns täglich stellen.


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Zu teuer ist ein Vorwurf, der immer wieder laut wird. Können Sie den Punkt nachvollziehen?

Das ZDF spart seit vielen Jahren. Und Strukturen, die über Jahrzehnte gewachsen sind, werden intensiv darauf geprüft, was realisierbar ist. Ich kann Ihnen nur von der Arbeitsebene berichten: Den Spardruck spürt man immens.