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Anne Will (ARD): Expertin rechnet mit Habecks Heizungs-Plan ab – „Wird Preis hochtreiben“

Bei „Anne Will“ in der ARD ging es um die Frage, wie die Energiewende vorangetrieben werden kann. Dabei gab es eine klare Kritik an Habecks Heizungsplänen.

Bei "Anne Will" in der ARD ging es um die Frage, wie die Energiewende vorangetrieben werden kann. Dabei gab es eine klare Kritik an Habecks Heizungsplänen.
© IMAGO / Jürgen Heinrich

Habeck: Bei Verbot neuer Öl- und Gasheizungen "pragmatisch" vorgehen

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat die umstrittenen Pläne zum Verbot des Einbaus von neuen Öl- und Gasheizungen in Wohngebäude ab 2024 bekräftigt. Es gebe noch "viele konkrete Fragen" zu klären; bei derartigen Fragen müsse "immer pragmatisch" vorgegangen werden, sagte er in Berlin.

Am Sonntagabend (26. März) diskutierten in der ARD-Talksendung „Anne Will“ Konstantin Kuhle (FDP), Jürgen Trittin (Grüne), Jens Spahn (CDU), die Professorin Lamia Messari-Becker und die Journalistin Petra Pinzler. Das Thema der Sendung: „Schluss mit Gas, Öl, Diesel und Benzin – Hat die Ampel dafür einen Plan?“

Moderatorin Anne Will beschäftigt sich mit ihren Gästen mit der Frage, ob man bei der Klimawende auf eine oder möglichst viele Technologien setzen sollte. Vor allem bei der Mobilität und der Energiewende im Gebäudesektor stellt sich diese Frage. Bauingenieurin Lamia Messari-Becker bezieht dazu klare Stellung und kritisiert den Heizungsplan von Robert Habeck (Grüne).

Anne Will: „Wir brauchen diese Optionen“

Die Expertin für Gebäudetechnologie an der Uni Siegen hält es für falsch, beim Heizen nur auf eine stromgetriebene Technologie zu setzen. „Wir brauchen Optionen, damit jeder Mensch einen Beitrag leisten kann“, betonte Messari-Becker. Es gebe nicht die eine Lösung, die für alle Gebäude gut funktioniert: „Für den einen wird es die Wärmepumpe sein, für den anderen Fernwärme, Geothermie oder Wasserstoff. Wir brauchen diese Optionen“.

Die „stromfokussierte Energiewende“ sei laut Lamia Messari-Becker der Grundfehler in der Diskussion um die Energiewende. Zwar könne man den Anteil von 40 Prozent erneuerbarer Energie bei Photovoltaik und Strom als Erfolg verbuchen, doch dass im Wärmebereich 16 Prozent und im Verkehrssektor sieben Prozent Anteil erneuerbarer Energien sind, verbuche sie nicht als Erfolg.

Anne Will: Strombedarf „wird nicht reichen“

„Mich nervt es, dass sich die Parteien immer nur gegenseitig die Schuld geben“, so Messari-Becker. Schon vor 30 Jahren hätte man die Weichen für eine Wärmewende stellen können. Denn: „Ich kann natürlich auch mit Strom heizen, aber ich kann nicht Gebäude, Industrie und Verkehr nur noch mit Strom versorgen.“ Der Strombedarf werde sich dadurch verzehnfachen. „Es wird nicht reichen in all diesen Sektoren nur mit Strom zu agieren“, mahnt die Expertin für Gebäudetechnologie.

Weiter bemängelt sie, dass andere Länder bereits seit 30 Jahren Fernwärmenetze vorbereiten, während Deutschland ein „erneuerbares Energiegesetz“ nur stromfokussiert mit Wind und Photovoltaik hat. „Wir brauchen eine Diversifizierung, damit wir auch tatsächlich eine Versorgungssicherheit haben“, schlägt Messari-Becker Alarm. Das Gebäude-Energie-Gesetz müsse deshalb nicht nicht nur technologieneutral und -offen sein, sondern auch ernsthaft fördern und ernsthaft Optionen für die Menschen schaffen.

Anne Will: Kritik an Habecks-Heizungs-Plan

Wirtschaftsminister Robert Habeck sieht nämlich in einem Gesetzentwurf vor, dass ab 2024 neu eingebaute Heizungen zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden sollen. Dies könnte de facto auf ein Verbot neuer Öl- und Gasheizungen hinauslaufen. Nach Angaben des Grünen-Politikers sind jedoch Übergangslösungen und Härtefallregeln vorgesehen.

Bauingenieurin Messari-Becker verlangt vom Staat, dass dieser „erstmal seine Hausaufgaben macht, damit die Menschen ab 2024 wirklich wählen können“. Dabei spricht sie sich für verschiedene Optionen in der Energiewende von Gebäuden aus. „Wir drücken die Ziele durch einen engen Flaschenhals mit überwiegend einer Technologie“, betont die Expertin mit Hinblick auf die Wärmepumpe. Das werde den Preis für diese Technologie hochtreiben, der von den Verbrauchern und durch Förderungen vom Staat zu tragen sei.


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„Ich wünsche mir, dass Herr Habeck und Herr Lindner sich zusammensetzen“, betont sie. Weiter appelliert die Professorin an die Ampel: „Ich bitte Sie: Geben Sie den Menschen mehr Zeit, da mitzugehen“. Das Tempo sei zu hoch – am Ende produziere der Heizungsplan soziale Härten ohne großen Klimaschutz.