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Schoss er selbst aus Angst bei seiner Festnahme? Angeklagter: „Ich sollte umgebracht werden!“

Schoss er selbst aus Angst bei seiner Festnahme? Angeklagter: „Ich sollte umgebracht werden!“

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Shaban I. ist angeklagt - unter anderem wegen versuchtem Totschlag. Foto: Marcel Storch
  • Duisburger aus Rotlichtmilieu sagt aus
  • Auf Shaban I. wurde vor Bordell geschossen
  • Bei seiner Festnahme durch SEK fiel Schuss

Duisburg. 

Es Anfang Dezember 2017, mitten in der Nacht – nervös tigert Shaban I. durch seine Wohnung in Duisburg-Rheinhausen.

Er fürchtet um sein Leben, hat hinter dem Sofa seine Pistole versteckt. Von unten vernimmt er Geräusche, sieht einen silbernen Mercedes in seiner Straße, zwei Menschen an der Haustür und brüllt ihnen zu, sie sollen sich abmachen. Er hat Angst, dass die „Albaner“, wie er sie nennt, kommen, um ihn umzubringen.

Schuss auf SEK: Duisburger aus Rotlichtmilieu sagt vor Gericht aus

Kurz darauf, es ist mittlerweile nach 3 Uhr, der Duisburger (47) hat seit dem frühen Abend knapp vier Gramm Kokain konsumiert, hört er ein Knacken an der Haustür. Er zückt seine Pistole, ruft vergeblich zwei seiner Kollegen an und geht ins Bad.

Wenig später kracht es an seiner Tür, mehrere Schläge vernimmt er. Er brüllt auf Albanisch und Deutsch, wer denn draußen sei. Dabei soll aus Schreck sich ein Schuss seiner geladenen Pistole gelöst haben. Wann und wie genau könne er das nicht mehr sagen, so berichtet er es bei seiner Aussage vor dem Duisburger Landgericht.

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Schüsse bei Festnahme durch SEK: Duisburger (47) aus Rotlichtmilieu vor Gericht

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Angeklagter sei erleichtert über Festnahme

Wenig später nimmt ihn das SEK widerstandslos fest. „Ich war froh, als die Polizei da war und nicht die Albaner“, sagt Shaban I.

Der 47-Jährige ist angeklagt wegen versuchtem Totschlag, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Verstoß gegen das Waffengesetz.

Vorwurf: Schuss auf SEK-Beamte

Der Vorwurf: Während die Einsatzkräfte die Tür zu seiner Wohnung mit einer Ramme aufbrechen wollen, soll der Angeklagte von innen auf die geschlossene Tür geschossen haben. Er bestreitet das und spricht von einem Schuss, der sich gelöst habe.

Der Schuss bleibt in der Türklinke stecken. Die Polizisten bleiben unverletzt und nehmen ihn wenig später fest.

Vor Gericht sagen vier SEK-Beamte aus, die bei dem Einsatz dabei waren. Mit Perücken, Brillen und schlecht sitzenden Uniformen sagten die Beamten aus, sie hätten mit drei Rammschlägen die Wohnungstür geöffnet und nach dem ersten Schlag sich als Polizei lautstark mehrfach zu erkennen gegeben, sagen sie dem Richter.

Anschließend warf einer der Beamten einen Irritationskörper und sie stürmten die Wohnung des Angeklagten. Nur einer der Beamten vernahm zuvor einen Knall aus dem Inneren der Wohnung. Dabei muss es sich wohl um den vom Angeklagten abgegeben Schuss gehandelt haben.

Schießerei vor Bordell ging voraus

Zur Vorgeschichte: Drei Wochen vor seiner Festnahme sei auf den als Security-Mann in einem Bordell arbeitenden Duisburger geschossen worden. Er sei von einem Kollegen angerufen worden, dass im Puff jemand Stress mache. Er sei gekommen und habe nachgesehen.

Eine Gruppe von 10 bis 15 Männern sei Richtung Parkplatzes auf der Julius-Weber-Straße davongelaufen, als sich plötzlich daraus ein Mann mit einer Pistole auf ihn zu bewegt habe.

Neun Schüsse habe der abgefeuert, die den Angeklagten aber verfehlten. Drei seien in seinen Porsche Cayenne gegangen. „Ich sollte umgebracht werden“, vermutet der Angeklagte einen Hinterhalt.

Er hinterließ im Anschluss bei der Polizei seine Fingerabdrücke und holte seinen Sportwagen ab. „Deshalb dachte ich in der Nacht der Festnahme, dass es die Albaner sind, weil ich ja erst Tage vorher noch bei der Polizei war“, erklärt er.

Streit um Verlobte des Angeklagten

Als Hintergrund der Fehde nannte der Angeklagte Streitigkeiten wegen seiner Verlobten. Sie soll durch den mutmaßlichen Bordell-Schützen aus Albanien nach Deutschland gebracht worden sein. Hier soll sie in einem Bordell gearbeitet haben. Dort habe der Angeklagte sie kennengelernt und sei eine Beziehung mit ihr eingegangen. Das sorgte offenbar für Unmut.

„Er sah sich in seiner Ehre verletzt und wollte mich umbringen“, glaubt der Angeklagte.

Schwere Körperverletzung ebenfalls angeklagt

Der Angeklagte ist auch wegen schwerer Körperverletzung in zwei Fällen angeklagt. Für den Prozess sind fünf Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil soll am 13. Juli fallen.