Fast wirkt es, als könne alles bleiben, wie es immer war. Doch der Schein trügt. Zehn Wohnhäuser in Dortmund-Hombruch müssen saniert und asbestfrei gemacht werden. Innerhalb eines Jahres müssen alle 81 Mietparteien ausziehen – darunter auch Renate Penquitt, 86 Jahre alt, seit 1976 in ihrer Wohnung am Kohlufer.
Für sie ist es „wie ein Schlag“ ins Herz. Seit dem 1. Juli 1976 lebt sie am Kohlufer 10, nun muss sie ihr zu Hause für immer verlassen …
Dortmund: Familien müssen ausziehen – Wohnungen müssen saniert werden
Auch Rebecca Schäfer ist hier groß geworden und hat als Kind in den Gärten gespielt. Doch heute ist vieles anders. Es sei nicht mehr so sauber, und die Legionellenwerte im Wasser seien dauerhaft zu hoch. Sie und ihr Mann suchen schon lange nach einem neuen Zuhause – jetzt bleibt ihnen keine Wahl. „Der Brief hat mich getroffen wie ein Schlag. Ich musste mir das Weinen verkneifen“, erzählt sie gegenüber den „Ruhr Nachrichten“.
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Und jetzt beginnt das Warten – und das Suchen. In jeder freien Minute checkt sie Immobilienportale und auf Rückmeldungen. „Ich habe Angst, dass wir am Ende irgendwo landen, wo wir uns nicht wohlfühlen. Für mich ist es ganz wichtig, dass wir ein schönes Zuhause haben.“
Die Familie will in Dortmunds Süden bleiben – doch der Wohnungsmarkt ist angespannt. Alle 81 betroffenen Familien suchen gleichzeitig, denn nicht nur Renate Penquitt muss ihr Zuhause aufgeben.
„Geht mir keiner auf den Sack“: Umzug ist eine Mammutaufgabe
Etwas gelassener nehmen es Kay und Bianca Jahnke. Wenn’s nach ihm ginge, würde es aufs Land gehen. Ruhe, Abstand, Freiheit. „Da hab ich meine Ruhe, da geht mir keiner auf den Sack.“ Doch seine Frau ist eher das Gegenteil – ein Stadtkind. Die Einigung steht noch aus. „Wir suchen beide, und wer zuerst was Passendes findet, hat gewonnen“, scherzt Kay Jahnke.
Mit vier Kindern wird der Umzug eine Mammutaufgabe. Die Familie lebt von Bürgergeld, das Budget ist knapp. „Ich werde einen Teufel tun und was bezahlen. Die wollen, dass wir umziehen, also müssen die es auch bezahlen“, sagt er ohne Umschweife. Die neue Wohnung muss groß sein – vier Kinderzimmer, das verlangt das Jugendamt. Hilfe vom Jobcenter ist notwendig.
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Somit ist klar: Zehn Gebäude werden saniert und asbestfrei gemacht – das Viertel muss weichen. Betroffen sind nicht nur die Wohnungen am Kohlufer, sondern auch das Hauskollektiv am Otto-Brenner-Weg und ein weiteres Haus an der Straße „Am Hombruchsfeld“. Was einst als Zuhause begann, endet nun Stück für Stück – mit jeder Wohnung, die leer wird.