Volker E. wollte im Leben kürzertreten, Musik machen und den Alltag entschleunigen. Doch stattdessen kämpft er heute täglich dagegen an, dass ein einziger schicksalhafter Moment alles verändert hat. Die panischen Worte „Bleib bei uns“ hallen immer noch in seinen Ohren.
Er ist nicht das einzige Opfer von Issa al-Hassan: Drei Menschen wurden getötet, zehn zum Teil schwer verletzt. Wie die „WAZ“ informierte, traten vier Überlebende im Hochsicherheitstrakt des Oberlandesgerichts Düsseldorf dem Täter gegenüber, der sie im vergangenen Jahr beim Stadtfest in Solingen mit einem Tranchiermesser angegriffen hatte.
Solingen: 23. August – Issa al Hassan tötet drei Menschen und verletzt weitere
Der männliche Täter, der am 23. August 2024 in Solingen drei Menschen tötete und zehn weitere teils schwer verletzte, steht nun im Zentrum der juristischen Aufarbeitung. Issa al Hassan, damals 26 Jahre alt, hat gleich zu Prozessbeginn ein Schuldeingeständnis abgelegt – ohne Ausflüchte, ohne Abwiegeln. Er sprach selbst von seiner „schweren Schuld“ und forderte eine lebenslange Freiheitsstrafe für sich. Ein Täter, der sich seines Verbrechens bewusst ist – und der dennoch Fragen offenlässt.
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Motiviert durch islamistische Propaganda und mutmaßlich angestachelt vom sogenannten Islamischen Staat wollte er „Rache üben“ – für Palästina und westliche Militäraktionen. Vor Gericht muss er sich jetzt vier Perspektiven stellen. Vier Geschichten von vier Opfern. Sie sind alle voller Schmerz, Entsetzen und Schock.
Betroffene erinnern sich an Horror-Abend: „Ich sehe immer noch die Opfer“
Volker E. (61) erinnert sich im Gericht, wie der Abend des Grauens begann. „Plötzlich kam dieser Typ von links, sprang uns vorbei, hintenrum.“ Zuerst glaubte er, es handele sich um eine Schlägerei. Doch als der Angreifer zurückkehrte, verwandelte sich die Szenerie in einen Albtraum. Vier- bis fünfmal schallte „Allahu Akbar“ durch die Luft, begleitet von Schreien und Entsetzen.
Als der 61-Jährige an sich herunterschaute, sah er Blut. „Da habe ich gemerkt: Es war ein Attentat.“ Seine Frau presste ihren Finger tief in die klaffende Wunde, während er um sein Leben rang.
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Auch Siavash Hosseinie wurde Opfer des Angriffes. „Er hat versucht, mir in den Hals zu schneiden.“ Das Messer traf ihn an der Schulter, der Schnitt ging über 15 Zentimeter bis zum Halsansatz, drang 1,8 Zentimeter tief ein. Er erinnert sich weiter: „Nach zehn Sekunden habe ich mich umgedreht und gesehen, dass drei Personen hinter mir ebenfalls bluteten und sich den Hals hielten.“
Mit schmerzverzerrten Gesicht fügt er hinzu: „Das Schlimmste sind die schlechten Träume. Ich sehe immer noch die Opfer, die drei Menschen, die hinter mir gestorben sind.“
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Was die weiteren Opfer äußerten und wie der Täter reagierte, kannst du bei der „WAZ“ nachlesen.