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Miosga-Gast bringt ARD-Zuschauer auf die Palme – „Lebt in eigener Welt“

Putin-Talk bei Miosga: Ein Top-Journalist tanzt aus der Reihe und vertritt eine Minderheitsposition. Das regt viele Zuschauer tierisch auf.

© Screenshots ARD

Wegen Putin: Merz droht die erste Regierungskrise

Wie umgehen mit Putin? Bei Caren Miosga ist sich die Talkrunde am Sonntagabend (18. Mai) ziemlich einig. Alle sind überzeugt, dass der Kreml kein echtes Interesse an Friedensverhandlungen mit der Ukraine hat und ganz andere Ziele verfolgt. Bis auf einen: Heribert Prantl. Der Top-Journalist der „Süddeutschen Zeitung“ vertritt eine Minderheitenposition in der ARD-Sendung und bezieht dafür viel Prügel von den Zuschauern.

Auch in der Runde gibt es wenig Verständnis für Prantls Außenseiter-Haltung. Sicherheitsexpertin Claudia Major, CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen sowie der ehemalige Botschafter in Russland, Rüdiger von Fritsch, halten dagegen.  

+++ Auch spannend: Caren Miosga: Sendung wird Nebensache: „Ist sie jetzt Papst?“ +++

Putin-Talk bei Miosga: „Irgendwann muss man das mal anerkennen“

Prantl wundert sich über die Klarheit in den Einschätzungen über Putins wahre Absichten im Ukraine-Krieg. Schließlich könne doch niemand in seinen Kopf hineinschauen. Der Journalist wünscht sich stattdessen, dass Sanktionen als Verhandlungsmasse genutzt werden. Sollte Putin sich auf diplomatische Schritte zu Beilegung der Waffen einlassen, sollten die Sanktionen gegen Russland gelockert werden. Außerdem wünscht er sich in der Miosga-Sendung den Papst als Mediator im Konflikt. Man müsse immer weiter versuchen, „die Hand auszustrecken“ in Richtung Moskau.

Ex-Botschafter Rüdiger von Fritsch ermahnt den SZ-Journalisten: „Herr Prantl, Sie müssen in seiner Logik denken. Putin spielt das Spiel: Wer hält länger die Luft an.“ Auch Expertin Claudia Major versucht Prantl wachzurütteln: „Irgendwann muss man vielleicht mal anerkennen, dass wenn Russland nein sagt, es möglicherweise auch nein meint.“

ARD-Zuschauer genervt: „Aggressive Realitätsverweigerung“

Major beim Miosga-Talk weiter: „Wir haben jetzt seit drei Jahren regelmäßig Verhandlungsangebote. Es gab die afrikanische Friedensinitiative, die vom Papst, es gab die chinesische. Es gab das Angebot vom US-Präsidenten, Russland ganz viel entgegenzukommen.“ Man müsse nun anerkennen, „dass Russland imperiale Ziele hat. Imperial heißt: Ausweitung der Macht, des Machtbereiches.“


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Zahlreiche ARD-Zuschauer der Talksendung von Miosga zeigen sich genervt. Sie sind sogar enttäuscht von der Haltung des renommierten Journalisten. Einige Reaktionen aus dem Netz:

  • „Drei Jahre Krieg, Mord, Folter und Vergewaltigung in der Ukraine reichen Heribert Prantl offenbar nicht, um zu begreifen, wer Putin ist und was er will. Seine Logik: Der Westen müsse besser verhandeln.“
  • „Prantl steht stellvertretend für die trotzig-arrogante Selbstgewissheit eines gut gebildeten Milieus, dessen Gewissheiten gerade alle nicht mehr gelten. Sollte diese aggressive Realitätsverweigerung Einfluss auf die Politik bekommen, war es das mit der Verteidigung Europas.“
  • „Herr Prantl wieder mit der ganzen Ignoranz des Faktischen. Irrläufer im deutschen Journalismus. Kann man so viel Realitätsverweigerung zeigen?“
  • „Heribert Prantl lebt auch in seiner eigenen Welt. Wie kann ein Journalist mit seiner Lebenserfahrung so dermaßen naiv sein. Ich verstehe es nicht.“
  • „Prantl hält stur an seinen Verhandlungsphantasien mit Putin fest, obwohl alle wissen, dass es diese Versuche gab und sie nie etwas einbrachten.“

Zur Demokratie gehören gegensätzliche Meinungen. Einen solchen Austausch der Positionen gab es bei Caren Miosga. Nur konnte Prantl mit seinen Argumenten und seiner Hoffnung auf ein Einlenken Putins offenbar nur wenige überzeugen.