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Ukraine: Flüchtlinge hatten nur Minuten zum Einpacken – hier zeigen sie den Inhalt ihrer Koffer

Ukraine: Flüchtlinge hatten nur Minuten zum Einpacken – hier zeigen sie den Inhalt ihrer Koffer

Ukraine-Flüchtlinge

Ukraine: Flüchtlinge hatten nur Minuten zum Einpacken – hier zeigen sie den Inhalt ihrer Koffer

Ukraine: Flüchtlinge hatten nur Minuten zum Einpacken – hier zeigen sie den Inhalt ihrer Koffer

EU verspricht fliehenden Ukrainern "unbürokratische Hilfe"

Nach dem Einmarsch russischer Streitkräfte in die Ukraine sind hunderttausende Menschen auf der Flucht. EU-Katastrophenschutzminister Janez Lenarcic warnte in Brüssel vor der größten humanitären Krise in Europa seit langem und versprach den Fliehenden unbürokratische Hilfe.

Die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine hat laut des UN-Flüchtlingshilfswerkes (UNHCR) zehn Millionen überschritten.

Viele Ukraine-Flüchtlinge hatten nur wenige Minuten, um ihren Koffer zu packen. Manche konnten sogar gar nichts mitnehmen außer einer kleinen Tasche.

Ukraine-Flüchtlinge sammeln ihre Sachen in wenigen Minuten

Hunderttausende Ukraine-Flüchtlinge haben es bereits nach Deutschland geschafft. Manche sind in der Nähe ihres Landes geblieben. Die anderen sind noch auf dem Weg in Richtung Westen.

Was sie alle zusammengebracht hat, ist die Angst vor dem Tod. Sie mussten ihr Heimatland verlassen. Und zwar plözlich.

Die unerwartete Flucht setzte alle in Angst und Verwirrung, zumindest diejenigen, die die Redaktion interviewt hat.

Ukraine-Flüchtlinge: DAS sind ihre Lieblingssachen

Eine von ihnen ist Sofia. Die 18-Jährige verließ ihre Heimatstadt Zaporozhye mit ein paar Gegenständen. Zum Einpacken hatte sie nur Minuten. Sofia musste ganz schnell alles Notwendige zusammen sammeln.

„Ich packte ein paar Klamotten, ein Notizbuch, ein Handtuch und ein paar Sachen in meinen Koffer. Das Wichtigste war meine Lieblingstasse, die mir mein Freund geschenkt hatte“, sagt Sofia.

Er muss in der Ukraine bleiben, denn alle Männer zwischen 18 und 60 Jahren dürfen nicht mehr ausreisen. Sofia habe mehrere Male ihre Tasche gecheckt, „Ich war sehr besorgt, dass ich etwas Notwendiges vergesse“, erzählte sie.

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Ein weiterer Freund muss in der Ukraine bleiben

Tanya ist die Freundin von Sofia, sie musste auch am 5. März ihr Zuhause verlassen und übernachtete wegen der Sperrstunden in einem Bahnhof in Zaporozhye. Danach reiste sie mit ihren Freundinnen weiter über Warschau nach Hannover.

„Ich hätte gerne meinen Freund als meine Lieblingssache mitgenommen, aber das wäre unmöglich gewesen. Er schnitt ein Foto von sich aus und legte es in mein Portemonnaie. Das ist mein liebster Gegenstand aus der Ukraine“, erzählte die 18-Jährige im Gespräch mit der Redaktion.

Der Abschied fiel Tanya schwer und machte sie traurig. „Es gab Leute, die in den Zug einstiegen und nach ein paar Minuten liefen ihnen die Tränen, weil sie ihre Ehemänner, ihre Väter oder Eltern einfach nicht verlassen konnten. Das war herzzerreißend.“

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Ukraine und Russland im Vergleich:

  • Die Ukraine hat rund 41,8 Millionen Einwohner und eine Fläche von 576.800 Quadratkilometern (jeweils abzüglich der von Russland annektierten Krim)
  • Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 155 Milliarden US-Dollar lag die Ukraine im Jahr 2020 auf Platz 58 der Welt
  • Die Russische Föderation hat eine Bevölkerungszahl von rund 146,8 Millionen sowie eine Fläche von 17.102.344 Quadratkilometern (jeweils mit der annektierten Krim)
  • Das Bruttoinlandsprodukt lag im Jahr 2019 bei 1.702 Milliarden US-Dollar und damit auf dem weltweit elften Platz

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Sie hat ihre Lieblingssache vergessen

Bei der dritten Freundin Nastya hingegen war es anders. Es ging alles so schnell, dass sie sogar ihr Kuscheltier vergaß. Ihr wurde gesagt, dass man in den Zug mit Gepäck nicht einsteigen dürfe, deswegen nahm sie nur „das Nötigste“ mit.

„Ich packte nur meine Dokumente, mein Handy, mein Geld und ein bisschen warme Kleidung ein. Mein Kuscheltier hätte ich jetzt gerne dabei, leider habe ich es vergessen, mit dem könnte ich besser schlafen“, erzählte die 18-Jährige unserer Redaktion.

In Warschau fand Nastya „ein wunderbares Spielzeug in Form eines Bibers“ unter den Spenden für Flüchtlinge. Der hilft ihr nun beim Einschlafen.

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Diese Frau will in Warschau bleiben

Eine weitere Schutzsuchende aus Kiew ist Anastasiia, sie floh am ersten Kriegstag, dem 24. Februar, aus der Ukraine. Viel Zeit hatte sie auch nicht. Sie nahm nur ihre Dokumente, ein paar Kosmetika und Klamotten mit.

„Ich hänge nicht an materiellen Sachen, sie sind mir nicht wichtig. Nur mein Pass ist mir das Wichtigste“, sagt Anastasiia.

Sie lebt aktuell mit ihrer Mutter in Warschau und will in der Nähe ihres Landes bleiben, damit sie bald zurück nach Hause fahren kann, wenn der Krieg beendet ist.

„Vor dem Krieg habe ich an der Universität studiert und als Englischlehrerin gearbeitet. Hier helfe ich gerne den Leuten mit meinen Sprachkenntnissen. Aber ich vermisse mein Zuhause und meine Verwandten sehr. Ost, Süd, West – am besten ist es, in der Heimat zu sein“.