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„Das ist kein schöner Sex“ – Hinter den Kulissen eines Amateurporno-Drehs

„Das ist kein schöner Sex“ – Hinter den Kulissen eines Amateurporno-Drehs

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Foto: derwesten.de
  • Andy Tührnagel ist im Nebenjob Amateur-Pornodarsteller
  • Für einen Film vom Oberhausener Pornoproduzent Sascha Hennig braucht er eine Menge Durchhaltevermögen
  • Wie im das gelingt, erklärt er im Video am Ende des Textes

Lünen. 

Ein kahles Zimmer, kein Bild an der Wand. Dafür eine Couch: orange-weiß, eine abgerockte Decke drüber, Playboy-Logo drauf – passt. Nur vier Menschen im Raum.

Babsi, blond, Mitte fünfzig. Haare im akkuraten Zopf, Sekretärinnen-Brille: eine Dame. Großmutter vielleicht? Andy ist anders: stämmig, Glatze, volltättowiert, atmet durch die Nase, fast wie ein Mops? Die Geschichte platzt vor Anspielungen.

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Der Dritte: Sascha Hannig und seine Videokamera. Gutes Modell, 4k. Zwei LED-Scheinwerfer tauchen das Zimmer in kaltes Licht. „Unsere Spielwiese“, wie er sagt. Gespielt wird hier auch.

Und Action: „Madam, was machen Sie denn hier?“ – „Ich habe gehört, du hast dich von deiner Freundin getrennt? Dabei bist du doch so ein schickes Kerlchen.“ Der Dialog improvisiert, an Einfachheit kaum zu überbieten, trotzdem verhauen ihn die Darsteller. Egal.

Der Vierte im Raum: Ich, der Redakteur: am Amateurporno-Set.

Auf der Strecke nach Lünen, wo Sascha Hannig, ein Amateurpornoproduzent aus Oberhausen, seinen neusten Streifen drehen wird, schreit förmlich alles das baldige Geschehen voraus: An der Autobahnabfahrt eine riesige Reklametafel für einen Swinger-Club. Wären die Rollos im kahlen Zimmer nicht geschlossen, wir würden einen Baufachhandel sehen: „Der Bohrprofi“.

Auch im Raum, mittlerweile mit seiner Hand am Oberschenkel von Babsi: ein anderer Bohrprofi. Andy Tührnagel, gelernter Spediteur, ist heute der Jüngling – und Hauptdarsteller eines Pornofilms.

Andys zwölfter Pornodreh

Der 37-Jährige ist die Ruhe selbst. Er kennt die Situation, über ein Dutzend Pornoszenen hat er bereits gedreht. Eineinhalb Stunden lang wird er vor der Kamera und seinen Mann stehen.

20 Minuten Film, der improvisierte Eröffnungsdialog, dann Blasen, Lecken, Missionars-, und Reiterstellung – umgekehrt, weil besser für die Kamera, von hinten und der Höhepunkt mit Cumshot, kommt dabei raus.

Vorbereitung gibt es auch hier

Junger Mann, alte Frau. Altersunterschiede: Liebhaber von Amateurpornos stehen drauf.

Die Vorbereitung? Gibt es. Aber kein Make-Up wird aufgelegt, kein Licht eingerichtet. Keine Kameraeinstellungen besprochen. Die Probleme: banaler, Porno eben. „Wie ist das eigentlich mit dem Natursekt? Soll ich mich noch erleichtern?“ fragt Babsi, die aus Oberhausen angereist ist. „Oder später auf ihm?“ „Wie lange hältst du es noch aus?“, erwidert Sascha Hannig. Man einigt sich auf den Toilettengang.

Kondome liegen bereit. Der Pornoproduzent ist gleichzeitig der Kameramann, macht den Ton, gibt kurze Regieanweisungen, dreht fast in einem durch. Für Fotos wird kurz in eindeutigen Posen verharrt. Dann weiter, unaufhörlich dem Höhepunkt entgegen?

Angefangen hat alles mit Swingerclubs

Nein, kurze Pause für die Darsteller. „Angefangen hat alles mit einem Dreh mit meiner Freundin“, erzählt Andy dann. Vorher waren sie zusammen bereits in Swingerclubs unterwegs.

In einem wurde ein Amateurporno gedreht. Jeder durfte mitmachen. Andys Interesse war geweckt. Er lernte Sascha Hannig kennen. Und drehte die ersten Streifen. Vor zweieinhalb Jahren war das.

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Mal wie heute, auf der Spielwiese, die eigentlich Andys Wohnzimmer ist – Orgien haben sich von hier auf die Speicherkarten von Sascha Hannigs Kamera gebannt.

Mal draußen, wie damals in einem holländischen Wald, als ein Spaziergänger so in Rage geraten ist, dass er Andy und die weibliche Darstellerin halbbekleidet zurück zum Auto gejagt hatte.

Er verlor seinen Job wegen der Drehs

Es war nicht das einzige Mal, dass sich Menschen von Andys Nebenjob gestört gefühlt haben. Eine große Möbelhauskette warf ihn deshalb raus – natürlich inoffiziell. Andy: „Auf dem Parkplatz hat mir ein Kollege dann aber die Wahrheit gesagt.“

Seitdem geht er offen mit seinem Hobby um. Babsi ist da noch nicht so weit. Es ist ihr zweiter Dreh, der erste ohne ihren festen Freund. Ob sie es des Geldes wegen macht? Wahrscheinlich. 200 Euro nimmt sie mit nach Haus. Und einen Orgasmus? Wohl eher nicht.

Das gibt’s doch nicht in echt

Dafür ist die Situation doch zu gespielt. „Trink meine Sahne“, stöhnt sie in einer Szene. Spritzt ab. Eine Frau. Das kommt im echten Leben nicht vor. Oder doch? Hier wirkt alles so unnatürlich.

Auch für die Darsteller: „Klar muss das Ganze Spaß machen, sonst funktioniert es nicht. Aber es ist kein schöner Sex. Man macht Stellungen, die eigentlich gar nicht toll sind, aber halt für die Kamera super funktionieren.“

Kamagra ist das Zauberwort

Kamagra ist das Zauberwort, damit es heute funktioniert. Geschmacksrichtung wurscht, weil alle ungenießbar sind, lässt es Andy auch nach einer Stunde noch in und aus Babsi gleiten. Es ist ein Erektionsgel, „besser als Viagra“, sind sich alle einig. Geballtes Know-How ist hier am Start.

Doch ein Wundermittel ist es nicht. Babsi könnte Andys Mutter sein, so ist das ja gewünscht. Sie war mal eine hübsche Frau, aber das Alter hat ihrem Körper zugesetzt.

Wie es bei ihm dennoch funktioniert? Und dann auch noch so gut getimed? Erklärt er hier:

Am Ende wird es noch einmal laut. Die Arbeit auf dem Höhepunkt. Und Andy kurz vor seinem. Das Wichtigste in einem Porno. Das Ende eines jeden Pornos. Da fehlt dem Genre die Fantasie. „Gut gemacht, mein Jüngchen“, schluchzt Babsi. Die goldene Venus gibt es dafür nicht.

In fünfzehn Minuten ist alles abgebaut. Babsi bereits gefahren. Andy nimmt seine 200 Euro. Sagt Danke, ist wieder Spediteur. Und die Spielwiese ein kahles Zimmer. Kein Bild an der Wand.

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