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Kleverin Daniela Lesmeister ist die stille Heldin

Kleverin Daniela Lesmeister ist die stille Heldin

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Foto: Getty Images

Moers. 

Die Frau hat etwas mitgebracht: Dr. Daniela Lesmeister aus Kleve ist am Freitag mit dem „Bambi“ zurück in die Heimat gekommen. Den Preis hat sie für die Gründung der Hilfsorganisation I.S.A.R erhalten.

Der Besprechungsraum der Freiwilligen Feuerwehr Moers, Löschzug Innenstadt, ist groß, aber auch trist und ungemütlich. Hier laden die Leute der Hilfsorganisation I.S.A.R. Germany traditionell zu Pressekonferenzen ein und berichten von ihren Auslandseinsätzen. Das geht in der Regel schnell über die Bühne. Doch diesmal, diesmal ist alles anders. Als Dr. Daniela Lesmeister den Raum betritt, geht die Sonne auf. Die Frau hat etwas mitgebracht: das berühmteste Rehkitz der Welt. Sie hält „Bambi“ im Arm.

Die 33-jährige Juristin und Präsidentin der Hilfsorganisation I.S.A.R. (International Search and Rescue) mit Sitz in Duisburg und mit Lagezentrum in Moers ist am Abend zuvor in Potsdam mit dem prestigeträchtigen Medienpreis in der Kategorie „Stille Helden“ ausgezeichnet worden. Und jetzt muss das Goldstück ja auch präsentiert werden.

„Der Preis
ist nicht für mich allein“

Daniela Lesmeister ist dieser ganze Rummel unangenehm, das sieht man sofort, sie will lieber eine stille Heldin bleiben. Doch auch in Moers laufen die TV-Kameras, und die Fotografen stürzen auf sie zu. Eines will die in Kleve lebende und als Referentin im Gesundheitsministerium in Düsseldorf tätige Frau da lieber sofort klar stellen: „Ich habe den Preis zwar in Empfang genommen, aber er ist nicht für mich allein. Allein kann man das alles nicht händeln, da gehören ganz viele Profis dazu.“

Die Preisträgerin gehörte 2003 gemeinsam mit ihrem Mann Michael Lesmeister zu den Gründungsmitgliedern der I.S.A.R. Germany-Hilfsorganisation, der es schnell gelang, sich zu einer der leistungsfähigsten Einheiten der Erdbebenrettung weltweit zu etablieren.

Nach dem schweren Tsunami Weihnachten 2004 in Thailand war das Team erstmals im Einsatz, später ging’s nach Pakistan, Peru, Indonesien. Anfang dieses Jahres setzten die ehrenamtlichen Rettungskräfte vom Niederrhein nach dem verheerenden Erdbeben auf Haiti dann in den Trümmern von Port au Prince ihr Leben aufs Spiel.

„Der Bambi bringt unsere Arbeit in die Öffentlichkeit“

„Der eine spielt Tennis, der andere Golf, wir haben uns irgendwann eben ein paar Rettungshunde zugelegt“, erzählt Lesmeister davon, wie eine Juristin aus Kleve irgendwann dazu kam, sich das Retten von Menschen auf die Fahnen zu schreiben. „Es kam eines zum anderen. Wichtig war uns nur von Beginn an, dass man auch mit kleinen Einheiten schnell und unkompliziert Hilfe leisten kann. Dass man nicht so statisch arbeiten muss, wie das oft die Behörden tun.“

Völlig offen ist noch, welchen Ehrenplatz das Bambi erhält. „Wir haben ja leider kein Vereinsheim“, sagt Daniela Lesmeister. „Vielleicht finden wir ja auf diesem Wege eine Firma, die uns zukünftig Unterschlupf gewährt.“

Indes hofft die Organisation, dass das Leben nach dem Preis noch ein bisschen besser wird. Lesmeister: „Wenn Bambi etwas tun kann, dann, dass unsere Arbeit noch mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerät und wir dadurch auch mehr Sponsoren bekommen.“

Die Pressekonferenz ist vorbei, einige Fotografen wollen unten auf dem Hof noch ein paar Bilder machen. Dr. Daniela Lesmeister muss sich mit dem goldenen Rehkitz in der Hand vor ein Feuerwehrauto stellen. Auf dem Dach einer Garage haben sich zwei Feuerwehrmänner postiert und schauen neugierig zu.

Manchmal kann es auch um die stillen Helden herum ziemlich laut werden.