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Warum RWE sich in Sachen Dividende nicht mehr festlegt

Warum sich RWE in Sachen Dividende nicht mehr festlegt

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RWE - Peter Terium Foto: dpa
Der Essener Energiekonzern RWE ändert seine Dividendenpolitik. Der Konzern bekommt mehr Flexibilität, schafft aber auch Verunsicherung bei Anlegern.

Essen. 

Der hoch verschuldete Essener Energiekonzern RWE will sich in Sachen Dividende künftig nicht mehr festlegen. Auch eine Mindest-Dividende werde es nicht geben, ließ Konzernchef Peter Terium am späten Freitagnachmittag mitteilen. Zuvor hatten die kommunalen Aktionäre Druck gemacht. Revierstädte wie Bochum, Dortmund, Essen, Mülheim und Duisburg zählen zum Kreis der RWE-Anteilseigner. Sie hatten im vergangenen Jahr eine Halbierung der Dividende hinnehmen müssen. Dies hatte tiefe Spuren in den Haushalten der Kommunen hinterlassen.

In Kreisen des Aufsichtsrats hieß es noch zu Wochenmitte, RWE werde gleich für die nächsten zwei Jahre eine feste Dividende versprechen. Offen ließ sich der Verband der kommunalen RWE-Aktionäre (VKA) damit zitieren, man erwarte, dass der Energiekonzern weiterhin einen Euro je Aktie als Dividende zahle – für das Jahr 2014 sei dies jedenfalls „darstellbar“.

Flexiblere Dividenden-Politik

Doch überraschend kündigt RWE-Chef Terium nun eine neue Dividendenpolitik an. Bislang waren die Regeln relativ eindeutig: Die Höhe der Ausschüttungen an die Aktionäre orientierte sich allein am sogenannten nachhaltigen Nettoergebnis, von dem 40 bis 50 Prozent an die Anteilseigner weitergereicht worden sind. Ein derart klares Kriterium gibt es in Zukunft nicht mehr.

Künftig werde sich der Dividendenvorschlag des Vorstands „an den operativen Mittelzuflüssen, der Verschuldungssituation und der Ertragslage von RWE orientieren“, teilte der Konzern mit. „Chancen für Wachstumsinvestitionen“ sollen ebenfalls eine Rolle spielen. „Die neue Berechnungsgrundlage hat einen stärkeren Bezug zur wirtschaftlichen Gesamtlage unseres Unternehmens“, verteidigte Terium den Plan.

Aufsichtsrat hat nicht über neue Dividendenpolitik abgestimmt

In einer kurzfristig anberaumten Telefonkonferenz verwies RWE-Finanzchef Bernhard Günther auch auf die hohe Verschuldung des Konzerns: Der Schuldenberg ist auf 31 Milliarden Euro netto angewachsen. Günther machte klar, dass die neue Dividendenpolitik eine Entscheidung des Vorstands gewesen sei. Der Aufsichtsrat, in dem sich Vertreter der Kommunen befinden, habe nicht über den Beschluss des Managements abgestimmt. Auf die Frage, ob es auch darum gegangen sei, dass die Kommunen RWE nicht mehr auf der Nase herumtanzen, antwortete Günther ausweichend: Man habe gehandelt, „weil wir es ökonomisch für richtig halten“, sagte er.

An der Börse sorgte die neue Dividendenstrategie von RWE für Irritationen – die Aktie gab erheblich nach. Eine Unternehmenssprecherin erklärte am Freitag auch, es gebe bislang keine Festlegung, für das Jahr 2014 einen Euro pro Aktie als Dividende zu zahlen.

„Auch RWE kann das Geld nur einmal ausgeben“

Aus dem Kreis der Aktionäre gab es auch Verständnis für den neuen Kurs. „Auch RWE kann das Geld nur einmal ausgeben“, sagte Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). „Auch eine Dividendenkürzung wäre in Ordnung, wenn das eingesparte Geld sinnvoll eingesetzt würde – etwa für Investitionen in die Zukunft oder Schuldenabbau. Es darf aber nicht sein, dass nur die Aktionäre die Zeche zahlen. Auch die Arbeitnehmerseite muss ihren Beitrag leisten.“

Allein im zu Ende gehenden Jahr hatte der Konzern indes 3600 Vollzeitstellen abgebaut. Die Gewerkschaft Verdi fordert eine Zusicherung, auch weiterhin bis mindestens Ende 2018 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Als Kompromiss war zuletzt eine zweijährige Verlängerung im Gespräch. Außerdem fordert Verdi 4,5 Prozent mehr Geld.