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Warum der Müllberg in Deutschland nicht schrumpft

Warum der Müllberg in Deutschland nicht schrumpft

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Die Menge des deutschen Mülls wächst nicht mehr - sie schrumpft aber auch nicht. Es gilt, Müll besser zu vermeiden. Foto: dpa
Der Müllberg in Deutschland schrumpft nicht – entgegen der erklärten Absicht der Bundesregierung. Maria Krautzenberger, neue Chefin des Umweltbundesamtes (UBA), fordert deshalb mehr Ehrgeiz: „Es gilt, die anfallende Abfallmenge von vornherein zu verhindern.“ Eine Gemeinde im Saarland macht es vor.

Berlin. 

Die Menge des Mülls, die Bürger und Unternehmen in Deutschland hinterlassen, wächst nicht mehr. So benötigt die Industrie für die gleiche Produktionsmenge weitaus weniger Rohmaterialien als früher. Aber der Müllberg schrumpft auch nicht – entgegen der erklärten Absicht der Bundesregierung. Maria Krautzenberger, neue Chefin des Umweltbundesamtes (UBA), fordert deshalb mehr Ehrgeiz: „Es gilt, die anfallende Abfallmenge von vornherein zu verhindern.“

Wie man das schaffen kann, macht die Gemeinde Mettlach im Saarland vor. Sie hat ein „Rückkonsumzentrum“ für die 13.000 Einwohner nach Luxemburger Vorbild eingerichtet. Das ist eine Art Drive-In für Reststoffe, die dort sauber in 40 verschiedenen Kategorien getrennt werden – viel mehr als in den normalen kommunalen Sammelstellen. Bezahlen müssen die Bürger dafür nichts, außer für asbesthaltige Baustoffe, Bauschutt oder Autoreifen. Damit sich der Aufwand für die Einwohner auch lohnt, sparen sie zu Hause Müllgebühren. Je weniger in die eigene Tonne kommt, desto billiger.

330 Millionen Tonnen Müll kommen in Deutschland jährlich zusammen. Den größten Anteil stellt der Bauschutt mit 200 Millionen Tonnen. Aber auch Hausmüll macht mit 50 Millionen Tonnen einen beträchtlichen Teil aus. Und nur 14 Prozent der in der deutschen Wirtschaft eingesetzten Rohstoffe stammen aus wiederverwertetem Material.

Gesetzentwurf zur Wertstofftonne angekündigt

Deutschland ist bei der Reduzierung von Müll schon ein gutes Stück vorangekommen. Aber manches dauert eben auch sehr lange. Beispiel: die Strategie der Bundesregierung zur Abfallvermeidung. Vor fast einem Jahr wurde sie verabschiedet. Zur Umsetzung geschehen ist bis heute fast nichts.

Für den kommenden Herbst hat die Bundesregierung einen Gesetzentwurf zur Wertstofftonne angekündigt. Diese wird das heutige Duale System (Gelber Sack) zur Sammlung von Verpackungsabfällen ersetzen. Neben Verpackungen können die Bürger künftig auch Plastikspielzeug, Schaumstoffe und Geräte aus Metall entsorgen.

Ein Blick auf die Analysen des Umweltbundesamtes zeigt, dass das Abfallproblem schon bei der Herstellung und dem Marketing rund um den Konsum beginnt. Es gibt immer mehr Produkte im Handel, und die Innovationszyklen werden kürzen. So sind beispielsweise Computer nach einer vergleichsweise kurzen Periode technisch gar nicht mehr in der Lage, die neuesten Programme zu verarbeiten. Sie werden dann ersetzt. Die alten Geräte enden in großer Zahl als Schrott.

Kein Fokus auf Qualität

Aber auch die schneller wechselnden Modetrends führen zu schnelleren Neukäufen. „Aktionen des Handels wie ,Nimm drei, zahl zwei’ und vielerorts zahlreiche Schnäppchenangebote lassen wichtige Aspekte wie Qualität, Langlebigkeit, Service im Fachhandel oder Produktionsbedingungen in den Herstellerländern außen vor“, so die UBA-Chefin.

Aber es gibt auch Beispiele dafür, wie es besser gehen kann. So die Internetfirma asgoodasnew.com in Frankfurt/Oder: Die Gründer kaufen ausrangierte Konsumelektronik an, überholen sie und verkaufen sie dann bis zu 30 Prozent billiger als sie neu im Geschäft kosten.