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Vier Konkurrenten bieten für Grohe

Vier Konkurrenten bieten für Grohe

Hemer. 

Die Beteiligten hüllen sich wie üblich in Schweigen, doch langsam wird es ernst: Bei Grohe nimmt der Eigentümerwechsel Formen an. Die Nachrichtenagentur Reuters meldet, dass sich mindestens vier international tätige Konzerne für den Kauf des Konkurrenten aus Hemer interessieren und deshalb einen Blick in die Bilanzen des sauerländischen Bad­armaturen-Herstellers werfen wollen. Gut möglich, dass der Deal noch in diesem Jahr über die Bühne geht.

Nur „Insider“ plaudern

Wenn Reuters seine Quellen nicht nennen will, dann spricht der Dienst gerne von „Insidern“, mit den „Vorgängen vertrauten Kreisen“ oder schlicht „Eingeweihten“. Im Fall Grohe dürfte es sich dabei um Mitarbeiter der aktuellen Grohe-Eigner Texas Pacific Group (TPC) und Credit Suisse Private Equity oder von an der geplanten Transaktion beteiligten Banken handeln. Noch stammen die meisten Aussagen aus dem Reich der Spekulation, Offizielles gibt es jedenfalls nicht.

Nicht von Geberit aus der Schweiz, nicht von Fortune Brands aus den USA, nicht von Duratex (Brasilien) und auch nicht von Lixil (Japan). Diese vier Branchenriesen sollen ein Übernahmeangebot abgegeben haben. Stichtag war – Reuters zufolge – der vergangenen Freitag.

Vier Milliarden Euro stehen angeblich auf dem Wunschzettel der Grohe-Eigner, die den Armaturenhersteller 1998 für rund 900 Millionen Euro gekauft hatten. Parallel prüfen die beiden Investmentgesellschaften derzeit den Gang an die Börse. Dort ist die Höhe der Erlöse allerdings angesichts der aktuellen Stimmung am Markt und der fragilen Lage der europäischen (Bau-)Wirtschaft ungewiss.

Für die Mitarbeiter – in Deutschland sind es noch 2400 – dürfte der Börsengang die beste Option sein. Grohe-Chef David Haines hat das Unternehmen in den vergangenen Jahren gemeinsam mit der Belegschaft aufgehübscht. Zwar drücken noch Schulden in Höhe von gut einer Milliarde Euro, doch Umsätze und Gewinne stimmen. Die Tendenz zeigt nach oben. Eine Entscheidung für das Aktien-Parkett würde mutmaßlich die wenigsten Veränderungen zur Folge haben.

Sollten allerdings die Schweizer von Geberit zum Zuge kommen, dürften die berühmt-berüchtigten Synergieeffekte Auswirkungen zeitigen: Beim Produkt-Portfolio der beiden Unternehmen gibt es Überschneidungen, und Geberit stellt sein Badezimmer-Zubehör unter anderem auch in Deutschland her, zum Beispiel im Kreis Mettmann.

Die anderen drei Kandidaten könnten sich mit einer Übernahme den Einstieg in den europäischen Markt sichern. Fortune Brands, ein Mischkonzern mit Sitz in Illinois, hat mehr als 30 000 Mitarbeiter und nennt sich selbst „Amerikas Armaturenhersteller Nummer 1“. Das Unternehmen vertreibt aber auch Wein und Whiskey (Jim ­Beam). Duratex aus Brasilien ist in der Möbelindustrie beheimatet, wird aber von „Eingeweihten“ als nicht potent genug für eine Übernahme eingeschätzt, weil der eigene Börsenwert zu gering ist. Für ­Lixil arbeiten immerhin mehr als 75 000 Menschen. Die Japaner ­haben gerade erst in den Vereinigten Staaten groß eingekauft und sind bei American Standard ­eingestiegen. An der japanischen Börde wird das Unternehmen mit mehr als fünf Milliarden Euro gehandelt.