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Thyssen-Krupp will neues Unternehmen im Ruhrgebiet aufbauen

Thyssen-Krupp will neues Unternehmen im Ruhrgebiet aufbauen

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Protestspaziergang Thyssen Krupp Foto: Tim Schulz
Der Essener Thyssen-Krupp-Konzern und die IG Metall haben den Streit über mögliche Verlagerungen von Verwaltungsarbeitsplätzen beigelegt. Statt Jobs nach Berlin zu verlegen, soll es nun ein neues Unternehmen mit 250 Arbeitsplätzen im Ruhrgebiet geben. Derzeit werde dafür ein Standort gesucht.

Essen. 

Thyssen-Krupp und die IG Metall haben ihre Auseinandersetzung über eine mögliche Verlagerung von Dienstleistungsarbeitsplätzen etwa in der Buchhaltung oder Informationstechnologie beigelegt. Die Pläne, einen Teil der Arbeitsplätze nach Berlin zu verlegen, sind vom Tisch.

Der Konzern sagt zu, bei diesen Jobs bis zum Jahr 2022 auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten zu wollen, im Gegenzug ist die IG Metall dem Unternehmen mit einem neuen Tarifvertrag entgegengekommen. „Der sieht vor, dass die bisherigen Mitarbeiter unentgeltlich ihre Arbeitszeit um 2,5 auf 37,5 Stunden erhöhen“, sagte Thyssen-Krupp-Personalchef Oliver Burkhard dieser Zeitung.

Tarifvertrag für 1000 Beschäftigte

Der Tarifvertrag betrifft rund 1000 Mitarbeiter der Gesellschaften Thyssen-Krupp Business Services, Thyssen-Krupp IT Services, Thyssen-Krupp Real Estate sowie Dienstleistungsarbeitsplätze in einzelnen Geschäftsbereichen.

Zudem habe man sich darauf geeinigt, ein neues Unternehmen im Ruhrgebiet aufzubauen. „Ich finde, das ist ein schönes Signal. Wir sind ein Konzern mit sehr vielen Standorten im Ausland, aber hier sind unsere Wurzeln. Wir werden hier etwas Neues aufbauen und sind auf der Suche nach einem Standort im Ruhrgebiet.“ Dieses Unternehmen, das einfache Verwaltungstätigkeiten für die weltweite Organisation von Thyssen-Krupp übernehmen soll, könne etwa 250 Arbeitsplätze haben.

Perspektive für Shared Services

„Um das hier aufzubauen, brauchen wir aber andere Konditionen als die bisherigen. Die Arbeit wird deutlich kleinteiliger, es geht sehr viel um Datenerfassung. Das ist mit den bisherigen Entgelten nicht darstellbar“, so Burkhard. Die lägen bisher weit über dem Branchenschnitt. Die neuen Mitarbeiter werden 39 Stunden in der Woche arbeiten und nach den ersten vier Gehaltsgruppen des Stahltarifvertrages bezahlt. Im Schnitt dürften damit 35 000 bis 40 000 Euro als Jahresgehalt herauskommen, „was üblich ist für diese Art von Tätigkeiten“, sagte Burkhard.

StahlDie IG Metall habe mit ihrer Zustimmung zu dem Modell die Investition erleichtern wollen, teilte die Gewerkschaft mit. „Mit der Tarifeinigung haben wir eine Perspektive für die Beschäftigten der Thyssen-Krupp Shared Services geschaffen“, sagt der IG-Metall-Chef in NRW, Knut Giesler. „Wir haben die Standorte, Arbeitsplätze und Einkommen abgesichert.“ Dieses „gute Ergebnis“ sei auch dank „der starken Mitbestimmungskultur bei Thyssen-Krupp“ erzielt worden.

Teil der IT soll verkauft werden

Burkhard, der Gieslers Vorgänger an der Spitze der IG Metall in NRW war, sagte: „Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass Thyssen-Krupp nach wie vor komplizierte Themen im Konsens lösen kann.“ Man werde sich nun auf die Suche nach einem Standort machen. „Anstelle von Berlin kann das Bottrop, Bochum, Bergerhausen oder ein anderer Standort im Ruhrgebiet sein“, sagte Burkhard. Die Möglichkeiten, hier die passenden Mitarbeiter zu finden, seien genauso groß wie in Berlin. Thyssen-Krupp wolle möglichst schnell mit dem Aufbau starten.

Die Neuorganisation im Dienstleistungsbereich könne zwischen fünf und acht Jahren dauern und werde Einsparungen im dreistelligen Millionenbereich bringen. Teil der Vereinbarung sei auch, einen Teil der IT mit über 100 Mitarbeitern an einen Spezialisten zu verkaufen. „Das können andere Unternehmen besser als wir.“ Thyssen-Krupp werde dabei wie bisher nach dem Prinzip des „besten Eigners“ verfahren und Bedingungen für die Arbeitsplatzsicherheit formulieren.