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Schwedin Annika Falkengren ist Europas Banker des Jahres

Schwedin Annika Falkengren ist Europas Banker des Jahres

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Foto: dpa
Annika Falkengren führte die zweitgrößte schwedische Bank SEB ebenso vorsichtig wie erfolgreich durch die Finanzkrise. Statt auf riskante Finanzprodukte zu setzen, baute sie Reserven auf. Jetzt wurde die 51-Jährige zu Europas Banker des Jahres gewählt.

Frankfurt. 

Bei deutschen Banken sitzt nicht eine einzige Frau im Vorstand, geschweige denn auf dem Chefposten. In Schweden führt Annika Falkengren seit acht Jahren die zweitgrößte Bank des Landes, und dies mit beachtlichem Erfolg. Lohn: Sie wurde jetzt zu Europas bestem Banker gewählt.

Während große Banken in den USA und in Europa tief in die Finanzkrise verstrickt waren, Milliarden für Rechtsstreitigkeiten und Vergleiche gezahlt haben und noch zahlen müssen, bleibt die schwedische SEB (Abkürzung für Skandinaviska Enskilda Banken) von solchen Turbulenzen verschont.

Im dritten Quartal hat sie ihren Nettogewinn um 32 Prozent auf umgerechnet gut 400 Millionen Euro gesteigert. Annika Falkengren hielt ihre Bank aus dem Rennen nach Rendite raus – und wurde auch deshalb jetzt im Rahmen der Euro Finance Week in Frankfurt zum „European Banker oft the Year“ gekürt.

Josef Ackermann und Jean-Claude Trichet sind Preisträger

Etliche renommierte Banker in dunklen Anzügen weilten der Preisverleihung an die blonde Managerin aus Stockholm in Frankfurt bei. In den vergangenen Jahren waren unter anderem Ex-Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann und die früheren Präsidenten der europäischen Zentralbank (EZB), Wim Duisenberg und Jean-Claude Trichet, geehrt worden.

Sie sei stolz, dass sie und ihre Bank mit dem Auszeichnung für den gewählten Weg durch die Krise geehrt werde, sagt die 51-jährige Mutter einer Tochter und Chefin von weltweit 16.000 Mitarbeitern. Die SEB hatte Mitte des vergangenen Jahrzehnts unter der Regie von Falkengren betont zurückhaltend agiert und statt auf riskante Finanzprodukte zu setzen Kapitalreserven aufgebaut.

Mehr als 25 Jahre bei der SEB

Damals wurde die seit mehr als 25 Jahren für die SEB aktive Bankerin für ihre Vorsicht kritisiert. Ihre Strategie erwies sich als richtig. Die SEB kam nicht in Schwierigkeiten, musste nie nach Staatshilfe rufen. Wegen der Kapitalstärke konnte das Institut in der Krise sogar mehr Kredite vergeben als zuvor, während andere Großbanken in den USA und in Europa herbe Verluste einfuhren, kaum noch Kredite ausreichten und so die Krise zusätzlich verschärften.

Falkengren ist überzeugt, dass mehr Frauen im Top-Management den Banken gut tun würden. Sie würden vorsichtiger agieren. Gleichwohl vertritt auch die Schwedin Positionen, die in der gesamten Bankenbranche derzeit betont werden: Mehr Eigenkapital ist wichtig, aber überzogen sollten die Auflagen nicht sein. Und sie ist überzeugt, dass die Banken mehr darüber reden sollten, was sie für ihre Kunden bewirken.

Seit 2011 im VW-Aufsichtsrat

In Deutschland ist Falkengren in Banker- und Managerkreisen keine Unbekannte. Seit 2011 sitzt die Schwedin im Aufsichtsrat von Volkswagen und der Versicherung Münchner Rück. Und ihrem Ruf hat auch nicht geschadet, dass sie das von der früheren gewerkschaftseigenen Bank für Gemeinwirtschaft übernommene Privatkundengeschäft in Deutschland 2011 an die Santander Bank verkauft hat.

Heute kümmert sich die SEB in Deutschland allein um Firmenkunden. Privatanleger können trotzdem noch bei der SEB investieren – in Investmentfonds. Und sich auch hier weiblichen Banker-Fähigkeiten anvertrauen. Die deutsche SEB Assetmanagement wird ebenfalls von einer Frau geleitet: Seit 2005 steht die 48-jährige Barbara Knoflach an der Spitze.