Der Energiekonzern RWE ist durch umstrittene Haustürgeschäfte in die Kritik geraten. Die Stadtwerke Menden klagten gegen „unlautere Mittel“ des Konzerns bei der Anwerbung von Kunden – und bekamen Recht. Auch in Aachen, Bochum und Wuppertal hatten sich Stadtwerke über Haustürgeschäfte von RWE beklagt.
Essen/Menden.
Verbraucherschützer raten grundsätzlich davon ab, Strom- oder Gasverträge an der Haustür abzuschließen. Dennoch setzt der Essener Energiekonzern RWE seit einiger Zeit auf dieses Geschäftsmodell. Wiederholt sind Stadtwerke erfolgreich gegen RWE vorgegangen – in Aachen, Bochum und Wuppertal. Vor wenigen Tagen erlitt RWE erneut eine Schlappe vor Gericht, diesmal hatten die Stadtwerke Menden vor dem Landgericht Arnsberg geklagt.
„Wir haben uns mit Erfolg gegen unlautere Haustürgeschäfte zur Wehr gesetzt“, sagt Helmut Heidenbluth, der Geschäftsführer der Stadtwerke Menden. „RWE darf unsere Kunden künftig nicht mehr täuschen.“ Im vergangenen Jahr hätten mehrere von RWE beauftragte Außendienstmitarbeiter bei Preisvergleichen fälschlicherweise behauptet, RWE sei bei Strom- und Gastarifen günstiger als die Stadtwerke. Einige Bürger seien misstrauisch geworden und meldeten sich bei den Stadtwerken. „Dabei stellte sich heraus, dass wiederholt und offenbar systematisch die Berechnungen zugunsten des RWE-Angebotes verfälscht wurden“, berichten die Stadtwerke Menden.
Auch die Stadtwerke Bochum hatten RWE im vergangenen Jahr vorgeworfen, mit „unlauteren Methoden auf Kundenfang“ zu gehen. „Die Masche: Man behauptete, der Vorlieferant der Stadtwerke zu sein und aus diesem Grund den Strom zu günstigeren Konditionen anbieten zu können, da der Aufschlag der Stadtwerke entfalle.“
„Aggressiver und unseriöser Stil der RWE-Vertreter“
Im September vergangenen Jahres meldeten sich die Stadtwerke Aachen (Stawag) in Sachen Haustürgeschäfte zu Wort: „Täglich gehen mehrere Beschwerden bei der Stawag ein, wobei insbesondere ein aggressiver und unseriöser Stil der RWE-Vertreter kritisiert wird“, teilte das Unternehmen mit.
RWE spricht von „Einzelfällen“. Den Vorwurf, dass systematisch Berechnungen zugunsten von RWE-Angeboten verfälscht würden, wies ein Unternehmenssprecher zurück. Bezogen auf die zahlreichen Kundenkontakte gebe es „Beschwerden im niedrigen Promillebereich“, sagte Mario Leikop von der zuständigen Tochterfirma RWE Vertrieb. „Wenn Fehler passiert sind, bedauern wir das natürlich.“ Außerdem trenne sich RWE von den jeweiligen Dienstleistern.
„Die Zahl der Haustürgeschäfte in der Energiebranche hat wieder zugenommen“, sagt Jürgen Schröder, Jurist der Verbraucherzentrale NRW. Schröder beobachtet den Trend mit Sorge. „Generell raten wir dringend von Haustürgeschäften ab, gerade im Strom- und Gasbereich“, sagt er. „Ein vernünftiger Preisvergleich ist auf die Schnelle nicht möglich. Es fehlen die Vergleichsmöglichkeiten.“
Widerrufsrecht von 14 Tagen
Zwar haben Kunden bei Haustürgeschäften ein Widerrufsrecht von 14 Tagen – und im Fall Menden haben tatsächlich viele Kunden davon Gebrauch gemacht, wie Stadtwerke-Chef Heidenbluth berichtet. Doch selbst solche „Scherereien“ könnten eigentlich vermieden werden, gibt Verbraucherschützer Schröder zu bedenken.
Im Fall Menden akzeptiert RWE nach eigenen Angaben das Urteil des Landgerichts. Generell will der Energiekonzern aber nicht darauf verzichten, Kunden an der Haustür zu werben. „Grundsätzlich haben wir damit sehr gute Erfahrungen gemacht“, betont RWE-Sprecher Leikop.