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Grohe-Manager abgestraft

Grohe-Manager abgestraft

Vorstandsvorsitzender der Grohe AG.jpg
Foto: Volker Hartmann
  • Pleite der chinesischen Tochter Joyou hat Folgen
  • Grohe-Chef Haines wurde öffentlich abgewatscht.
  • Haines und fast ein Dutzend weitere Manager müssen deftige Gehaltseinbußen hinnehmen.

Hemer. 

Japan tickt anders. Dort treten gescheiterte Manager vor die Kameras, verbeugen sich fast so tief, als wollten sie sich im Stehen die Schuhe zubinden, und tun dann öffentlich Buße für ihre Fehler. Der Mutterkonzern des Armaturenherstellers Grohe aus Hemer heißt Lixil und ist japanisch. Wohl auch deshalb wurde David Haines, Chef der Grohe-Group, unlängst von Lixil quasi öffentlich abgewatscht. Das ist Globalisierung.

Zum Hintergrund: Grohe hatte vor einigen Jahren den chinesischen Armaturenhersteller Joyou gekauft, bevor die Sauerländer selbst von Lixil geschluckt wurde. Anschließend meldete Joyou eine schöne Umsatzzahl nach der anderen. Bedauerlicherweise hatten die beiden Joyou-Gründer, Vater und Sohn Cais, wohl schon im Jahr 2008 die Bilanzen gefälscht und einen 300-Millionen-Dollar-Kredit einfach mal verschwiegen. Konsequenz: Joyou, das an der Frankfurter Börse gelistet war und in China in guten Zeiten mehr als 4000 Menschen beschäftigte, schlitterte ziemlich zügig in die Pleite.

Den Untersuchungsbericht zur Suche nach den Schuldigen hat Lixil unlängst vorgelegt und im Internet veröffentlicht. Darin wird die Hauptverantwortung den beiden Joyou-Gründern auferlegt, doch auch Grohe-Manager kommen nicht ungeschoren davon. Zwar seien sie nicht in den Betrug verwickelt, steht dort, es werden ihnen jedoch Fehler bei der Kontrolle vorgeworfen. Zudem hätten sie die Ungereimtheiten bei Joyou zu spät nach Japan gemeldet. Als mitverantwortlich benennt der Bericht explizit David Haines, der die Joyou-Übernahme eingefädelt hatte und bei den Chinesen im Aufsichtsrat saß, sowie Gerry Mulvin, Grohes Vertreter im Joyou-Vorstand.

Gehaltseinbußen

Und in Japan geht es eben nicht ohne Buße: Neben neun anderen Managern bei Lixil müssen Haines und Mulvin bei drei Monatsgehältern eine Reduzierung zwischen zehn und 50 Prozent hinnehmen, und zwar um die „Verantwortung des Managements“ für diesen großen Verlust klarzustellen.

Über eine öffentliche Entschuldigung von David Haines ist nichts bekannt. Und die Gehaltseinbußen werden den Briten auch nicht schocken – obwohl sie sich im Extremfall auf einen sechsstelligen Betrag summieren dürften. Viel mehr wird den selbstbewussten Manager die demütigende Abstrafung nerven – und dass nun öffentlich sogar schon über seinen Abschied von Grohe spekuliert wird.

Grohe wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Untersuchungsbericht äußern. Ihm sei „nichts hinzuzufügen“, teilte Unternehmenssprecherin Ulrike Heuser-Greipl mit. Und was Joyou betreffe, sei ohnehin der Insolvenzverwalter der Ansprechpartner.