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Erstes Landbier auf dem Weg nach Übersee

Erstes Landbier auf dem Weg nach Übersee

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  • Die US-Amerikaner lieben Bierspezialitäten
  • Vetins schickt nun erstmals sein Landbier über den großen Teich
  • Auch Krombacher und Warsteiner sehen Trend zum Traditionellen

Hagen. 

Die Zeiten in den USA ändern sich. Die Amerikaner sind in ganz spezieller Bierlaune. Das hat allerdings rein gar nichts mit aktuellen politischen Ereignissen zu tun. Die 200 Hektoliter Greven­steiner Landbier, die die Brauerei Veltins gerade in einem 20 Fuß großen Seecontainer über den großen Teich schickt, wären ohnehin weder zum Trösten noch zum Feiern ausreichend. „Die Bereitschaft, Spezialitäten zu versuchen, ist derzeit sehr groß in den USA“, erklärt Veltins-Sprecher Ulrich Biene die Premiere. Und auch diese Aussage bezieht sich ausschließlich auf Bier.

Im Sog der Craft Beer Szenean die Ostküste

Es ist also der Geschmack der US-Amerikaner, der sich beim Gebrauten in den letzten Jahren verändert hat. Das Besondere setzt sich gegenüber dem Etablierten weiter durch. „Es ist die Rückbesinnung zu handwerklichen Bieren“, so Biene weiter. Sie werden in den USA „Craft Beere“ genannt und mittlerweile in Größenordnungen von Millionen Hektolitern gebraut.

Gewissermaßen im Sog dieses Trends schippern gerade die ersten 30-Liter-Fässer und einige Kisten des Landbräus aus Grevenstein in Richtung Ostküste, um bald an Theken in New York, Seattle und San Diego serviert werden zu können. Es soll nur der Anfang sein. Schon in den ersten Tagen des neuen Jahres werde die nächste Ladung verschifft. „Aber wir sind weit entfernt von Euphorie“, sagt Biene.

Export auch eine Fragedes Prestige

Den Export des Landbräus aus dem Sauerland sieht Biene eher als nettes flüssiges Zubrot. Ein Craft im engen Sinne ist es nicht. Aber schon speziell, mit historisch anmutendem Etikett, der Traditionsflaschenform Steinie und vor allem ähnlich gebraut wie vor einhundert Jahren. 2013 auf den deutschen Markt gebracht, werden Ende dieses Jahres nach Angaben von Veltins weit über 100 000 Hektoliter abgefüllt sein. Im Wesentlichen nicht für Amerika. „Die USA werden für uns mit Grevensteiner nie ein Schlüsselmarkt sein“, sagt Ulrich Biene. Da sind beim Landbräu Deutschland, die Niederlande, Spanien und vor allem Italien ganz weit vorn.

Ein bisschen scheint es für die Großen in Südwestfalen eine Frage des Prestige zu sein, ihre Marken international zu platzieren. Für Veltins ebenso wie für Krombacher oder Warsteiner, das im vergangenen Jahr mit einer Mammut-Hochhauswerbung am Times Square für Aufsehen sorgte, seit über zehn Jahren ganze Züge voller Bier von der Brauerei in alle Welt abschickt und schon seit einem Vierteljahrhundert die USA und Kanada als Kernmärkte im Blick hat. Rund 600 000 Hektoliter exportiert Warsteiner jährlich (2014).

Auch die Krombacher-Brauerei spricht gerne über das internationale Geschäft. In über 60 Länder wird exportiert, natürlich auch in die USA. 2015 wurden so deutlich über 200 000 Hektoliter im Ausland verkauft. Auch in Kreuztal ist man auf den speziellen Geschmack gekommen. Nachdem das naturtrübe Kellerbier gut angenommen wird, wurde das Label „Krombacher Brautradition“ erfunden und die Spezialitätenpalette in dieser Woche um ein naturtrübes Dunkel erweitert. Ob dieses Spezialbier dann auch einmal in den USA landen wird, ist noch offen. Beim Grevensteiner hat es drei Jahre gedauert, bis Veltins es kürzlich in den USA hat verkosten lassen. Flott, finden die Brauer: „So schnell ist noch keines unserer Produkte nach Übersee gegangen“, sagt Veltins-Geschäftsführer Volker Kuhl. Ruhe bewahren scheint die Devise mit Blick auf die USA zu sein – das muss nicht nur beim Bier gelten.