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Duisburg hat bei Bahn-Ansiedlung das Nachsehen

Duisburg hat bei Bahn-Ansiedlung das Nachsehen

Bahn-Vorstand sieht lange Durststrecke fuer--543x199.jpg
Foto: ddp

Duisburg/Berlin. 

Die Logistik-Zentrale der Deutschen Bahn kommt nach Frankfurt. Duisburg hat das Nachsehen. Doch Essen kann aufatmen.

Es waren große Pläne für den Standort Duisburg. Dort, wo Rhein und Ruhr ineinander übergehen, sollte eine prestigeträchtige neue Firmenzentrale entstehen. Die Deutsche Bahn hatte ein Auge auf ein Areal am Rande des Hafens geworfen. Doch die Hoffnung, hier würden hunderte neue Arbeitsplätze entstehen, hat sich nun zerschlagen.

Nach jahrelanger Suche ist die Entscheidung über den künftigen Sitz der Firmenzentrale gefallen. Wie unsere Zeitung aus Unternehmenskreisen erfuhr, erhält Frankfurt den Zuschlag: Rhein-Main gewinnt gegen Rhein-Ruhr.

Mehrere deutsche Städte waren im Laufe der vergangenen Monate und Jahre als Ort für die interessante Ansiedlung im Gespräch, darunter Hamburg und Berlin. Doch zuletzt entwickelte sich das Rennen der Standorte zu einem Zweikampf zwischen Frankfurt und Duisburg.

In Essen sollen mindestens 400 Arbeitsplätze erhalten bleiben

Dass nun Frankfurt den Zuschlag erhält, wirkt sich auch auf andere Niederlassungen der Bahn aus. Insbesondere in Essen, wo sich ein wichtiger Standort der Bahn-Logistiktochter Schenker mit etwa 450 Stellen befindet, hatten viele Beschäftigte eine Verlagerung ihrer Arbeitsplätze befürchtet.

Der Standort in Essen solle weitgehend erhalten bleiben, hieß es am Dienstag in Unternehmenskreisen. Nur wenige Führungskräfte aus dem Ruhrgebiet würden an den neuen Firmensitz wechseln. Stärker sind die Auswirkungen in Mainz und Berlin. Hier sind insgesamt mehrere hundert Arbeitsplätze betroffen.

Die Mitarbeiter in Essen erreichte am Dienstag um 13.49 Uhr eine E-Mail, in der ein Besuch von Bahn-Logistikchef Karl-Friedrich Rausch im Ruhrgebiet angekündigt wurde. Damit schien klar zu sein, dass eine Entscheidung gefallen war. Welche, wussten die Beschäftigten nicht. „Viele Kollegen sind lange schon unsicher, weil es seit Jahren um die Standortfrage geht“, sagte ein Angestellter.

Als der nun scheidende NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) vor fast einem Jahr im Kommunalwahlkampf in Essen auftrat, konfrontierten ihn Beschäftigte mit ihren Befürchtungen. Rüttgers sagte zu, sich um das Thema zu kümmern. Wie jetzt aus Regierungskreisen verlautete, hat Bahnchef Rüdiger Grube am Dienstag bei Rüttgers angerufen, um den Erhalt des Standorts Essen mitzuteilen. Demnach sollen hier „mindestens 400 Arbeitsplätze“ bleiben.

„Wir werden die Entscheidung sportlich akzeptieren“

In Duisburg allerdings ist die Enttäuschung groß. Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) sagte, er bedauere die Entscheidung sehr. Sie sei aus seiner Sicht wegen der besonderen Standortqualitäten Duisburgs „betriebswirtschaftlich und volkswirtschaftlich fragwürdig“. Der Duisburger Hafen erklärte, man habe ein „attraktives Angebot gemacht“ und werde „die Entscheidung sportlich akzeptieren“.

Der milliardenschwere Geschäftszweig Logistik spielt für die Bahn eine große Rolle. Unter dem Dach von „DB Schenker“ sind die Transport- und Logistik-Aktivitäten des Konzerns gebündelt. An rund 2000 Standorten in 130 Ländern sind 91 000 Mitarbeiter beschäftigt. Erwirtschaftet wurde zuletzt ein Jahresumsatz von rund 15 Milliarden Euro. Entsprechend attraktiv ist es für eine Kommune, den Firmensitz zu erlangen.

Schon jetzt gilt Duisburg als einer der wichtigsten Standorte der europäischen Logistikwirtschaft. Auch deshalb gab es die Hoffnung, der Branchenriese Deutsche Bahn könnte dem Ruhrgebiet den Zuschlag geben. Die Rede war von rund 750 Arbeitsplätzen, die in Duisburg-Ruhrort hätten entstehen können.

Für die Revierstadt sprach außerdem, dass vor wenigen Jahren im Stadtteil Wedau das Kunden-Service-Zentrum der Bahn angesiedelt wurde. Über 1200 Mitarbeiter steuern hier rund um die Uhr den gesamten deutschen Schienengüterverkehr. Immerhin: Diese Arbeitsplätze sollen nicht angetastet werden.