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Designpreis „Red Dot“ bringt die Welt ins Ruhrgebiet

Red Dot bringt die Welt ins Ruhrgebiet

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Foto: Volker Hartmann
Peter Zec ist Chef des international größten Design-Preises. Doch der Standort des Design-Zentrums NRW auf Zeche Zollverein in Essen wackelt.

Essen. 

Mehr als 5200 Produkte haben Hersteller aus aller Welt in diesem Jahr in der Hoffnung angemeldet, die begehrte Design-Auszeichnung Red Dot zu erlangen. Sie alle sind derzeit in einer Mülheimer Halle aufgebaut, um sich dem kritischen Urteil einer international besetzten Jury zu stellen. Im Mittelpunkt steht dabei aber auch der Herr über den größten Design-Award der Welt: Der Marketingclub Ruhr will Peter Zec im Mai als „Kopf des Jahres“ auszeichnen.

Peter Zec ist um seinen Arbeitsplatz zu beneiden: Der Weg zu seinem Schreibtisch führt durch das Design Zentrum NRW. In dem ehemaligen Kesselhaus der Zeche Zollverein sind all die Exponate ausgestellt, die bereits den begehrten Red Dot erhalten haben. Der spektakulärste Hingucker: Ein Audi A8 ganz aus Aluminium, der von der Decke dieser Kathedrale der Industriekultur herunterbaumelt.

„Ein starkes Stück Deutschland“

Ein Aufzug führt in den Verwaltungstrakt. Von hier aus steuern Zec und sein 80-köpfiges Team das Red Dot-Geschäft. Der gebürtige Niedersachse fühlt sich auf dem Weltkulturerbe im Essener Norden sichtlich wohl. „Ich bin ein bekennender Ruhrgebietler“, sagt der Mann mit serbisch-bosnischen Wurzeln. Es war im Jahr 1991, als Zec zum Leiter des Design Zentrums NRW berufen wurde und nach Essen kam. Vier Jahre später entwickelte er ein Marketingkonzept für Zollverein, das allerdings nie verwirklicht wurde.

Dennoch wurde die Familie Zec in Essen heimisch. „Die Ruhrgebiets-Kampagne ,Ein starkes Stück Deutschland’ hat mich damals sehr beeindruckt“, sagt der heute 59-Jährige. Der Slogan hat für ihn weder an Charme noch an Aktualität verloren. Angesichts der Debatte im Regionalverband Ruhr über ein neues Motto für den Pott macht Zec einen ganz einfachen Vorschlag: „Ein starkes Stück Deutschland“ solle wieder aufleben. „Warum muss man das ändern? Der Spruch ist nicht prätentiös und macht Bilder im Kopf.“

Chance für internationale Design-Studios

Zec glaubt an das Revier: „Ich bin fasziniert, wie man hier zusammenlebt. Es fragt niemand, wo Du herkommst und jeder bietet Dir sofort Nachbarschaftshilfe an. Das ist nirgendwo so unkompliziert wie im Ruhrgebiet“, sagt der Red Dot-Chef. Sein Patriotismus hält Zec jedoch nicht davon ab, auch Kritik zu äußern. „Es gibt die Chance, internationale Design-Studios auf Zollverein anzusiedeln. Man muss uns aber auch die Möglichkeit geben, das umsetzen zu können“, sagt Zec an die Adresse von Akteuren wie Stiftung Zollverein und Essener Wirtschaftsförderung. „Unsere Leistung wird hier nur sehr schwer verstanden.“

Der Chef des Design Zentrums NRW spricht von „verpassten Chancen“, wenn die Ruhrwirtschaft die zahlreichen internationalen Anknüpfungspunkte vor allem chinesischer Delegationen nicht nutze, die regelmäßig in das Designmuseum auf Zollverein kommen. Am 4. Juli, wenn die diesjährigen Red Dots im Essener Aalto Theater verliehen werden, erwartet Zec wieder über 1200 Gäste. „Darunter sind 80 Prozent Unternehmensvertreter aus aller Welt“, sagt er. Gleichwohl ist der Verbleib des Designwettbewerbs und seines weltbekannten Museums in Essen ungewiss: „Obwohl wir ein Magnet und zuverlässig zahlender Mieter auf Zollverein sind, läuft der Mietvertrag in wenigen Jahren aus. Wir müssen uns bereits jetzt um eine Alternative außerhalb Essens kümmern.“

5200 Einsendungen in Mülheimer Halle

In der Internationalisierung liegt für den Professor der Schlüssel zum Erfolg. Red Dot-Museen gibt es inzwischen auch in Singapur und Taipeh. „In Essen ist aber die weltweit größte museale Apple-Ausstellung zu sehen“, verweist Zec auf die Politik des Elektronikgiganten, keine Leihgaben zur Verfügung zu stellen. Für Red Dot macht Apple eine Ausnahme.

In diesem Sommer werden zum 61. Mal in Essen die besten Produktgestaltungen gekürt. Die Wurzeln gehen bis 1955 zurück, als in der Villa Hügel das Haus Industrieform erstmals die besten Designs von 120 Firmen auszeichnete. 2016 sind es mehr als 5000 Einsendungen. Ein Exponat passt nicht in die Mülheimer Ausstellungshalle. Den Airbus, der sich um einen Red Dot bewirbt, muss die Jury vor Ort in der Flugzeugfabrik von Toulouse in Augenschein nehmen.