Der 57-Jährige Charly liebt den Faustkampf. Und er betreibt damit eine Kirmes-Bude. Einst kämpfte er als Berufsboxer im Vorprogramm von Muhammad Ali.
Oberhausen.
An Schlagfertigkeit mangelt es Charly Schultz nicht. Manchmal hebt er den Kopf und deutet nicht an, er trifft: „Sie sind wohl noch nicht lange dabei, was?“ Der 57-Jährige macht bei Journalistenfragen schon mal auf Jürgen Klopp, wenn diesem gerade eine Laus über die Leber gelaufen ist.
Bei Charly müsste es wohl eine Elefantenherde sein, bis er wirklich muffig wird. Den verbalen Leberhaken verteilt der ehemalige Berufsboxer mit einem herzhaften Lachen. Bei Charly gehört das eben zur Show. So auch, wenn er mit seiner Boxbude „Fight Club“ bei der Fronleichnamskirmes Kandidaten sammelt, die gegen seine Boxer antreten.
Illusion ist ein Teil des Geschäfts
Sicher, einstecken muss man beim ehemaligen Profi können. „Wir spielen ja hier kein Schach!“, sagt er dann. Der Zweikampf, das Messen, der Wettbewerb – Boxen habe ihn immer fasziniert. Mehr als 100 Kämpfe machte er als junger Bursche. In seinem Wohnwagen hinter der Bude am Kaufland-Parkhaus blättert er in Erinnerungen. Im Ordner mit alten Zeitungen. „Saarland-Meister, Südwestmeister, internationaler Meister von Luxemburg.“ Charly Schultz spricht schnell, aber jetzt noch schneller.
Viel reden muss er auch, wenn er die Leute animiert, in sein Zelt zu kommen. „Es gibt richtig viel Geld zu verdienen“, und die Stimme von Charly erhebt sich erneut. Zwischen 50 und 250 Euro zahlt er Kirmesbesuchern, die einen seiner Boxer innerhalb von zwei Runden K.o. schlagen. Logisch: Nach fairen Boxregeln. „Wenn er die gesamte Truppe, alle sechs Boxer, schafft, gibt es sogar 2000 Euro“, setzt Charly Schultz an. „Und wer weiß, vielleicht geht danach noch der Chef selbst in den Ring. Dann geht es um die richtig große Kohle!“
„Ali hat mir einen Klaps gegeben“
Ja, zahlen müsse er immer wieder mal. „Da stehe ich natürlich zu meinem Wort!“ Zuletzt räumte im Südwesten ein ehemaliger US-Soldat ab, sagt er. Die Illusion, sie boxt wohl mit: Ob restlos alle Kandidaten im Ring echte Kirmesbesucher sind, die vor Freunden oder der Gattin protzen wollen? Geschenkt! Kirmesmagie gehört dazu. Und auf die lässt Charly Schultz nichts kommen. „Hier können die Leute ganz nah am Ring die Atmosphäre erleben, die sie sonst nur aus dem Fernseher kennen.“
Ganz nah dran war Charly Schultz selbst vor 36 Jahren. Damals kämpfte Muhammad Ali in Berlin. Und Charly boxte im Vorprogramm. „Eine tolle Erfahrung“, und seine Stimme verlangsamt sich merklich.
„Nach meinem Kampf trafen mein Vater und ich Muhammad Ali in der Umkleide“, erinnert er sich und der Blick wandert nachdenklich ins Leere. „Er hat mir einen Klaps gegeben, sagte: Guter Junge, aus dem kann was werden!“
„Bei uns geht nichts auf Knopfdruck“
Nach 14 Kämpfe war für Charly Schultz Schluss mit der Profikarriere, „ein komplizierter Mittelknochenbruch“. Er deutet auf seinen Handrücken. Schon die Eltern zogen mit einer Kuriositätenshow über die Rummelplätze. Seit 1985 ist Charly Schultz mit seinem „Fight Club“ unterwegs.
Mittlerweile gibt es nur noch zwei Buden dieser Art in Deutschland. Das Geschäft ist hart. „Bei uns geht nichts auf Knopfdruck, alles ist noch Handarbeit.“ Er lacht. Den Spaß hat er nicht verloren.