Veröffentlicht inStädte

Nach Tod der Tante sieht Angehörige eine Mitschuld beim Evangelischen Krankenhaus in Castrop-Rauxel

Nach Tod der Tante sieht Angehörige Schuld beim Krankenhaus

Schrrftzug Evangelisches Krankenhaus EVK in_0--543x199.jpg
Foto: WAZ FotoPool
Sie sollte nur wieder auf die Beine kommen: Mit einem Schambeinbruch wurde eine 82-Jährige ins Evangelischen Krankenhaus in Castrop-Rauxel eingeliefert. Doch nach weiteren Brüchen und einer Ansteckung mit dem Noro-Virus starb sie. Nun erhebt eine Angehörige schwere Vorwürfe.

Castrop-Rauxel. 

Der Personalmangel am Evangelischen Krankenhaus ist ein Thema, dass jetzt nicht nur vor dem Kirchen-Gericht landet, sondern auch Betroffene zu Wort kommen lässt. Eine 56-Jährige Frau aus Castrop-Rauxel schildert den dramatischen Fall ihrer Tante. Die 82-Jährige sei lediglich mit einem Bruch ins Krankenhaus an der Grutholzallee eingeliefert worden und am Ende aber verstorben, weil man sich aus Personalknappheit nicht ausreichend um die Patientin gekümmert habe, lautet der Vorwurf.

Elvira B. möchte ihren vollen Namen nicht veröffentlichen, hat Angst vor Repressalien. Ihre Tante, so erzählt sie, sei gestürzt, habe einen Bruch am Schambein erlitten und sei zur Beobachtung ins EvK eingeliefert worden. Dort habe sich der Zustand der 82-Jährigen auf Grund schlechter Pflege immer weiter verschlechtert. „Meine Tante ist noch zweimal gefallen, einmal in ihrem Zimmer und einmal auf der Toilette, aber es war zunächst niemand da, der ihr half. Erst nach 20 Minuten kam eine Krankenschwester, nachdem meine Tante die ganze Zeit völlig hilflos auf dem Boden gelegen hatte“, schildert die Nichte.

Zustand verschlechtert sich

Nach den weiteren Stürzen im Krankenhaus habe die Tante über starke Schmerzen geklagt. Aber der zuständige Arzt habe gesagt, man habe sie untersucht, alles sei in Ordnung. Erst viel später und auf Druck habe man die Tante geröntgt und schließlich zugegeben, dass weitere Brüche und sogar eine Verschiebung der Wirbelsäule vorlagen.

Eine katastrophale Versorgung stellte Elvira B. auch bei der Ernährung ihrer Tante fest. Das Personal habe das Essen einfach hingestellt, ohne es der Patientin zu reichen. „Meine Tante war aber teildement, sie konnte gar nicht selber essen. Immer wieder hat sie über Hunger und Durst geklagt“, berichtet die 56-Jährige. Die Krankenpfleger seien anscheinend vollkommen überfordert: „Eine Krankenschwester hat sogar behauptet, meine Tante habe gut gegessen, und als ich ins Zimmer ging, stand die gesamte Mahlzeit unangerührt da.“

Patientin erkrankte schließlichan einem Krankenhaus-Virus

Dann die Versorgung mit Medikamenten: „Die haben die Tabletten einfach in einer Plastikschüssel hingestellt. Meine Tante hat sie wegen ihrer Verwirrtheit gar nicht eingenommen.“ Sie habe auch den Stationsarzt auf die katastrophalen Zustände angesprochen, aber der habe behauptet, nicht dafür zuständig zu sein.

Das Fass zum Überlaufen hätten dann die miserablen hygienischen Zustände im Krankenhaus gebracht. „Ich habe beobachtet, wie eine Krankenschwester eine schmutzige Windel in den Müll geworfen und anschließend mit denselben Handschuhen einer Patientin ein Banane abgepellt hat.“ Ihre Tante sei dann an einem Noro-Virus erkrankt, der ihres Erachtens vom Personal übertragen wurde. „Denen ist ein Menschenleben nichts wert“, lautet der Vorwurf.

Angehörige klagt auch Über Zustände im St.-Rochus Hospital

Schließlich habe man die Tante aus dem EvK geholt, sie ins Lambertus-Seniorenheim gebracht und zwischendurch auch wieder ins Krankenhaus, diesmal jedoch ins katholische St. Rochus-Hospital. Aber auch dort sei die Betreuung beklagenswert gewesen. Man habe kaum Zeit investiert, ihrer Tante das Essen zu reichen und ihr zu trinken zu geben. Am Ende hieß es, man könne nichts mehr tun für die 82-Jährige. Elvira B. aber sagt: „Meine Tante hätte nicht sterben müssen.“

Das EvK will den Vorfall „auf höchster Ebene klären“, wie Verwaltungsdirektor Wilfried Diekmann verspricht. „Für mich ist das ein Einzelfall“, erklärt Diekmann. Er räumt aber ein, dass die Belastung des Personals „sehr hoch“ sei. „Wir würden gerne noch mehr Fachkräfte einstellen, dazu benötigen wir aber auch mehr Geld.“