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Mosaik von Heinrich Siepmann kehrt pünktlich zum 110. Geburtstag zurück

Mosaik von Heinrich Siepmann kehrt pünktlich zum 110. Geburtstag zurück

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Foto: WAZ FotoPool

Mülheim. 

Seit mehr als einem Jahr laufen die Restaurierungsarbeiten; nun ist ein Ende in Sicht: Im kommenden Frühjahr, pünktlich zum 110. Geburtstag des Mülheimer Künstlers, soll damit begonnen werden, das von Heinrich Siepmann gestaltete Mosaik wieder im historischen Rathaus an die Wand zu bringen.

Der Platz wurde freigehalten: Im Foyer des Rathauses, das durch die Glastüren vom ehemaligen Platz der Deutschen Einheit (heute: Am Rathaus) erreichbar ist, ist die Backsteinwand an der Frontseite gen Ruhr noch nackt, aber bereits für das Siepmann-Mosaik (1963) vorbereitet. So wurde bei der aufwendigen Sanierung ein Teil der Decke ausgespart, damit das Kunstwerk wieder genug Raum hat. „Wir haben jetzt eine andere Deckenhöhe“, erklärt Stadtsprecher Volker Wiebels.

Momentan liegt das Mosaik jedoch noch flach. Auf dem Boden der Werkstatt wird es Stück für Stück in der Glasmalerei Wilhelm Derix zusammengelegt. Das Düsseldorfer Unternehmen, in deren Räumen sich Siepmann in den 1960er Jahren selbst die passenden Steine aussuchte, ist seit Oktober vergangenen Jahres mit der Restaurierung beschäftigt. Eine Puzzle-Arbeit. In knapp 500 Bruchstücken wurde das Mosaik Anfang 2009 von der Wand geholt, da die Glassteine in Beton gesetzt wurden – was nicht fachgerecht, wohl aber für die Ewigkeit gedacht war.

Große, dicke Betonstücke waren darunter, die inzwischen von einer Fachfirma alle auf eine Dicke von 15 Millimetern gesägt wurden. Problematischer sind die kleineren Stücke, die beim Herausnehmen teils komplett zerbrochen sind. Von einzelnen Teilen im Plastikbeutel berichtet Geschäftsführerin Elisabeth Derix: „Jedes lose Steinchen muss sauber gemacht werden.“ Und das rundum. Das dauere – wochenlang, monatelang. Doch diese Wiederverwendung, betont Elisabeth Derix, stelle sicher, dass das Mosaik originalgetreu bleibt. Sonst könnte etwa die Farbgebung verfälscht werden.

Sind die Steine gesäubert, kommt das, was Elisabeth Derix die „Hauptarbeit“ nennt: Nämlich die richtige Stelle für jedes Stückchen zu suchen. Nummerierte Detailfotos helfen dabei, sowie die 18 Blätter, auf denen Mosaiksetzer Helmut Glatzer im Herbst 2008 das 23 m² große Kunstwerk abpauste. „Das ist eine unwahrscheinliche Arbeit, weil es keine rechteckigen Stücke gibt. Alles ist asymmetrisch.“

Dass das Kunstwerk seine Kraft behalten, durch die Restaurierung und Reinigung auch wiedergewonnen hat, bestätigt Günther Helmich, der als Ruhrbania-Beauftragter verantwortlich ist. Mehrmals besuchte er bereits das Kaiserswerther Unternehmen und sah, wie sich das Mosaik Stück für Stück zusammenfügte. „Es ist beeindruckend. Da ist eine unheimliche Strahlkraft drin. Die Mülheimer werden daran viel Spaß haben.“

Auch das Kunstmuseum wird des 110. Geburtstages des in Mülheim zur Welt gekommenen Künstlers (1904-2002) gedenken. Eine „Hommage à Heinrich Siepmann“ ist vom 18. Mai bis zum 31. August 2014 im Grafikraum in der Alten Post zu sehen.

Der Ruhrpreisträger Heinrich Siepmann gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Gruppe „Junger Westen“, die nach 1945 der Abstraktion den Weg bereitete. Die Ausstellung umfasst Werke Siepmanns sowie von Zeit- und Weggefährten.