Veröffentlicht inMülheim

Geschlossene Friedhöfe belasten

Geschlossene Friedhöfe belasten

Die offensichtlichen Folgen des Sturms sieht man als Grünschnitt an vielen Straßenrändern – und man kann sie ablesen an geschlossenen Friedhofs-Toren. Schilder verweisen dort auf das verheerende Unwetter und die noch laufenden Aufräumarbeiten. Eben dies bringt nicht sichtbare Folgen mit sich: Für Trauernde und Angehörige, die nicht wissen, wie das Grab ihrer Lieben aussieht, kann die Wartezeit eine große Belastung sein.

„Höhere Gewalt“ nennt Thorsten Gaetke das Pfingstunwetter mehrfach und zeigt Verständnis, dass die Schäden gewaltig sind. Dennoch: „Wenn ich den Todestag meines Vaters nehme, ist seitdem ein Monat vergangen. Das ist eine extrem lange Zeit.“ Eine Zeit, die er „schwer“ nennt, weil die geplante Beisetzung verschoben wurde, er sich anschließend schlecht informiert fühlte und „vertröstet“ wurde. Inzwischen wurde sein Vater auf dem Hauptfriedhof beigesetzt. „Seitdem konnten wir nicht einmal zum Grab gehen“, sagt Thorsten Gaetke und findet es „unglücklich, dass der Friedhof immer noch geschlossen ist“.

Baumkletterer

Sylvia Waage, die das Amt für Grünflächenmanagement und Friedhofswesen leitet, weiß um die Belastung, die Ungewissheit und Wartezeiten für Angehörige bedeuten können: „Es ist schlimm, wenn sie einen lieben Menschen nicht beerdigen können.“ Sylvia Waage hat dafür Verständnis – wirbt aber zugleich um dasselbe: „Wir machen uns die Entscheidung, welche Friedhöfe geschlossen bleiben, nicht leicht. Wir tun, was wir können.“

Die Friedhöfe, betont Stadtsprecherin Anke Degner, hätten bei den Aufräumarbeiten Priorität, zehn Baumkletterer seien dort ständig unterwegs. Deren Arbeit ist laut Sylvia Waage besonders aufwendig: „Wir können dort nicht mit dem Hubsteiger hin und die Äste einfach fallen lassen. Wir müssen sehr vorsichtig arbeiten, denn wir wollen keine Gräber beschädigen.“

Einige Friedhöfe, sagt Anke Degner, sind wieder geöffnet (s. Kasten), „doch der Haupt- und der Altstadtfriedhof waren vom Unwetter am schwersten betroffen. Dort sind viele große Bäume umgefallen.“ Die müssten beseitigt und die anderen überprüft werden, bevor man die Menschen wieder auf diese Gelände lasse: „Sonst ist das einfach zu gefährlich.“

Allerdings betont die Stadtsprecherin auch, dass man sich bemühe, auch auf den eigentlich geschlossenen Friedhöfen Beisetzungen zu ermöglichen: „Es werden auch Wege zu Grabstellen gezielt freigeräumt.“ Anke Degner bittet Angehörige, sich im Zweifelsfall mit der Friedhofsverwaltung in Verbindung zu setzen und Näheres zu klären. Sie verspricht: „Was geht, wird auch gemacht.“