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Man muss ihn sehen, um zu wissen, dass er da ist: Aldi Süd hat jetzt ganz besonderen Lkw

Man muss ihn sehen, um zu wissen, dass er da ist: Aldi Süd hat jetzt ganz besonderen Lkw

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Foto: Peter Sieben

Mülheim. 

Man hört den Riesen nicht. 40 Tonnen und 16,5 Meter gleiten beinahe lautlos vorüber. Wie aus einer Wolke taucht der neue Aldi-Lkw auf, Nebelmaschinen und Lichteffekte machen’s möglich.

Ein bisschen Show-Glitzer darf es schon sein auf dem Gelände des Logistikzentrums von Aldi Süd in Mülheim. Denn immerhin präsentiert der Discounter den ersten Elektro-40-Tonner mit integrierter Kühlung überhaupt.

Aldi Süd: Elektro-Lkw wird Filialen im Ruhrgebiet beliefern

Der neuartige Sattelzug wird ab sofort den Fuhrpark des Händlers verstärken und alle 50 Aldi-Süd-Filialen im Ruhrgebiet beliefern – und das nahezu emissionsfrei. Denn betrieben wird das Riesen-E-Mobil laut Aldi Süd zu 100 Prozent mit Ökostrom aus Wasserkraft und Fotovoltaikanlagen.

Nachdem das Mülheimer Unternehmen zuletzt eigene E-Tankstellen installiert hatte, ist klar: Aldi Süd will umweltfreundlicher werden. Oder zumindest öffentlichkeitswirksam ein umweltfreundliches Image etablieren.

Der Lebensmittelhändler ist der erste in Deutschland, der einen solchen emissionsfreien Sattelzug in seinem Fuhrpark hat. Grund genug für NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst, persönlich zum Einweihungstermin anzureisen.

Verkehrsminister Wüst: „Wir unterstützen das sehr“

Einen „weiteren Schritt für die Mobilität der Zukunft“ nennt er das Aldi-Projekt. „Sie nehmen eine Vorreiterrolle ein, als Landesregierung unterstützen wir das sehr“, so Wüst beim Pressetermin.

Gebaut hat den 40-Tonner die sächsische Firma Framo. Die Anforderungen an den Autobauer, der sich auf Elektro-Lkw spezialisiert hat, waren hoch. „Unbedingt notwendig für uns ist, dass der Lkw auch eine Kühlung hat“, erklärt Andreas Kremer, der bei Aldi Süd das Logistikmanagement leitet. Das Problem: Häufig werden solche Kühlungen mit Dieselaggregaten betrieben. „Das ist bei einem E-Lkw eher nicht so charmant“, so Kremer.

Aldi-Lkw hat Reichweite von 120 Kilometern

„Es war eine ziemliche Tüftelei, aber wir haben es schließlich geschafft, ein Kälteaggregat zu entwickeln, das rein elektrisch betrieben wird“, sagt Framo-Chef Andy Illgen. Eine Reichtweite von 120 Kilometern habe der E-Sattelschlepper, so der Ingenieur. Geladen werden soll die Batterie immer dann, wenn der Lkw sowieso zum Be- und Entladen an den Filialen steht. Bis die Batterie voll ist, dauere es zwei Stunden. „Aber in der Regel reicht es, die Batterie jedes Mal nur ein bisschen nachzuladen, um weiterfahren zu können“, erklärt Andy Illgen.

Wie viel der Elektro-Lkw gekostet hat, darüber schweigen sich die Beteiligten aus. Nur so viel verrät Aldi-Süd-Sprecherin Kirsten Geß: „Das ist sicher keine rein betriebswirtschaftliche Ausgabe, sondern eine langfristige Investition.“

Dass der Elektro-Sattelschlepper erheblich leiser ist, als die anderen Lkw, die mit Motorengebrüll über das Gelände kreisen, hat einen klaren Vorteil: Die Nachtbelieferung kann ausgebaut werden – langfristig macht das die Autobahnen leiser und tagsüber leerer.

Autobauer: „Risiken haben wir minimiert“

Nur: Ist so ein lautloser Riese nicht auch eine Gefahr? Denn man muss ihn als Fußgänger schon sehen, um zu wissen, dass er da ist – und dann ist es vielleicht schon zu spät. Framo-Chef Andy Illgen beruhigt: „Der Lkw hat einen Abbiegeassistent mit Kameras an den Seiten, die Passanten anzeigen. Risiken haben wir absolut minimiert.“

Wer bald auf den Straßen des Ruhrgebiets einen Lkw sieht, aber partout nicht hört: Es könnte der E-Sattelschlepper von Aldi Süd sein. Oder ein Grund, dringend zum Ohrenarzt zu gehen.