Sie stehen im Schatten des Kita-Streiks – auch die Beschäftigten im Sozialen Dienst der Jugendämter kämpfen um Anerkennung und bessere Bedingungen.
Gelsenkirchen.
Alle reden vom Kita-Streik. Von den Nöten und Forderungen der Mitarbeiter des Sozialen Dienstes allerdings ist seltener die Rede. Zum einen gibt es von ihnen weniger, zum anderen arbeiten sie weniger im Licht der Öffentlichkeit. Am Dienstag fahren die etwa 100 streikenden Mitarbeiter des allgemeinen und des besonderen Sozialen Dienstes in Gelsenkirchen (die Hälfte der Beschäftigten) mit Kollegen aus ganz NRW nach Wuppertal. Dort sitzt der Verband der Kommunalen Arbeitgeber, dort wollen sie mit Nachdruck erklären, worum es ihnen im Sozialen Dienst geht.
Wertschätzung ihrer Arbeit ist ein Thema. Ein anderes ist die Zahl der Familien, um die sie sich kümmern müssen. Es seien immer mehr geworden über die Jahre, erklärt Rene Hiller, selbst seit 1993 beim städtischen Jugendamt, mittlerweile als freigestellter Personalrat. Als er angefangen habe, seien auf einen Mitarbeiter etwa 30 Familien gekommen. Heute seien es 60 bis 100. Darunter Familien mit unterschiedlichsten Problemen, inklusive latenten, drohenden und akuten Kindeswohlgefährdungen. Das sei entschieden zuviel, zumal die Sozialarbeiter ja noch über ihre Amtsrolle hinaus persönlich hafteten.
Die Zahl der zu betreuenden Familien begrenzen
Bei den Betreuungsvormundschaften habe es ähnliche Verhältnisse gegeben, da sei jedoch der Gesetzgeber eingeschritten und habe die Zahl auf maximal 50 pro Mitarbeiter begrenzt. Allerdings geht es beim Streik auch bei den Sozialarbeitern durchaus um die Bezahlung. Diplom oder Bachelor-Abschluss haben eigentlich alle. Aber Mitarbeiter im öffentlichen Dienst mit vergleichbarem Abschluss im technischen Bereich – etwa im Baubereich – würden schon beim Einstieg um zwei Gehaltsstufen höher eingestuft als die Sozialarbeiter mit ihrer hohen Verantwortung und Belastung, so Hiller. Das mache etwa 400 Euro brutto aus und setze sich im Laufe eines Berufslebens fort. Das müsse sich ändern.
Das Notfalltelefon bei Gekita indes klingelte in der zweiten Streikwoche laut Gekita-Chefin Holle Weiß zwar etwas öfter, noch gebe es aber keine größeren Probleme.