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Das teure Ende der Möbelpacker

Das teure Ende der Möbelpacker

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Foto: WAZ

Gelsenkirchen. 

690 Euro sollte eine Gelsenkirchenerin am 16. August 2008 für ihren Umzug zahlen. Sicher freute sie sich über das günstige Angebot. Doch das dicke Ende kam bald. Jetzt wurde der betrügerische Unternehmer verurteilt.

:Richtig billig sollte der Umzug sein. Doch am Zielort angekommen und bevor sie die Möbel auspackten, präsentierte einer der Möbelpacker im Namen der Firma eine neue Rechnung, wollte plötzlich 2 300 Euro. Die Frau zahlte 1 900 Euro und bekam ihre Möbel.

Hinter der miesen Tour steckte ein 34-jähriger Gelsenkirchener, einer der beiden Chefs der „Westfalia Umzüge Limited“, an der Bismarckstraße. Er stand gestern wegen Erpressung vor dem Essener Landgericht und wurde zu drei Jahren Haft verurteilt. Im Zeitraum September 2006 bis Januar 2009 hatte er gemeinsam mit seinem Onkel vom Firmensitz in Mülheim und Gelsenkirchen aus, Kunden vor allem im Ruhrgebiet um ihr Geld gebracht. Rund 60 Fälle waren angeklagt. Doch nach Rechtsgesprächen und einem Geständnis des Angeklagten beschränkte sich die Kammer auf 20 Fälle.

Als „Schmalhans“ quittierte spöttisch ein Mitarbeiter der Firma die Rechnung einer Frau , die am 29. Februar 2008 in Gelsenkirchen umzog. Statt der veranschlagten 500 Euro, sollte sie vor Ort 1500 Euro zahlen. Die Packer gaben sich schließlich mit 800 Euro zufrieden. Mit tollen Angeboten warben die Unternehmer. Zum Beispiel: Vier Stunden, vier Männer zum Preis von 184 Euro. Wer drauf herein fiel, erlebte stets den gleichen Ablauf. Die Möbel wurden auf den LKW eingeladen und vor der neuen Bleibe, bevor ausgepackt wurde, gab es die neue Rechnung.

„Da würde ich einen Herzkasper kriegen“, meint Richter Martin Hahnemann mitfühlend. Die Kunden zahlten meist. „Die konnten gar nicht anders“, so der Richter, „ da steht man, mit dem was man am Körper trägt und ohne Möbel.“ Die Aussicht auf womöglich langwierige Zivilprozess, die man hätte anstrengen können, war da wenig verlockend.

Der Angeklagte gab zu, dass der „Schwerpunkt“ der Angebote auf den niedrigen Kosten gelegen und man es bewusst darauf angelegt habe, die Kunden zu täuschen. Außerdem, so der 34-Jährige, habe man seine Möbelpacker stets angehalten „nicht zu schnell“ zu arbeiten, das verärgerte viele Kunden zusätzlich.Oliver Schmeer Das Unternehmen ging dann Anfang 2009 in die Insolvenz. „Ich hab keine Chance mehr als Selbstständiger“, erkennt der Angeklagte. Im übrigen wird sicherlich die Gewerbeaufsicht dafür sorgen, dass er bei Umzügen nicht mehr zu fürchten ist.