- Am Wochenende kam es zu Ausschreitungen im Amateurfußball in Gelsenkirchen
- Eine Ausnahme oder nimmt die Gewalt gegen Schiedsrichter zu?
- Wir haben mit einem Betroffenen gesprochen
Gelsenkirchen.
63 Minuten sind gespielt. Eine Rote Karte, Diskussionen, Spielabbruch, dann eskaliert die Situation. Spieler, Betreuer und Zuschauer rennen auf den Schiedsrichter los. Der Mann in Schwarz geht schnell in die Kabine. Auf dem Weg dorthin bekommt er noch Beleidigungen an den Kopf geschmissen.
Szenen, die am letzten Wochenende bei der Kreisliga-B-Begegnung zwischen dem FC Zrinski und der DJK Gelsenkirchen-Süd, stattgefunden haben.
Ausschreitungen und Gewalt im Amateurfußball gegen Schiedsrichter sind bei Weitem kein Einzelfall.
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Schiedsrichter mit Gegenständen beworfen
Jan Schulte pfiff über sechs Jahre im Kreis Hagen/ Ennepe-Ruhr, ein verhältnismäßig „ruhiger“ Kreis, wie er selbst sagt. Er erinnert sich an eine Partie in Wattenscheid-Ost. „Ich war zarte 17 Jahre alt und agierte als Linienrichter. Es kam zu einem Missverständnis zwischen mir und meinem Kollegen, infolgedessen kassierte ein Spieler eine Rote Karte.“ Die Situation eskalierte vollkommen, schildert der heute 29-Jährige.
„Wir wurden mit Gegenständen beworfen, sodass wir uns mit Regenschirmen schützen mussten. Spesen haben wir anschließend nicht mehr bekommen. Stattdessen sind wir in voller Schiedsrichter-Kluft ins Auto gestiegen und schnell abgehauen“, berichtet Schulte.
Einzelne Spieler sorgen für die Eskalation
Auch Frank Kaczmarczik, Vorsitzender des Kreisschiedsrichterausschusses in Gelsenkirchen, hat den Vorfall am Samstag mitbekommen. Er ordnet die Gewalt gegen den Referee ein: „Häufig sind es einzelne Personen, die ausfallend werden. Dann entwickelt sich schnell eine Gruppendynamik. Der Auslöser sind oft Entscheidungen des Schiedsrichters, die nicht akzeptiert werden.“
Bei dem Vorfall in Gelsenkirchen kam es zu Drohungen gegen den Unparteiischen, jedoch nicht zu tätlichen Übergriffen.
Massive Übergriffe auf Schiedsrichter bleiben selten
Dem Spieler der DJK Gelsenkirchen-Süd droht nun ein Verfahren vor dem Sportgericht (ehemals Spruchkammer). Innerhalb der nächsten zwei bis vier Wochen soll sein Fehlverhalten sanktioniert werden. Dem Sportgericht liegen auch Aufnahmen des Online-Portals „FuPa“ vor, die als zusätzliches Beweismaterial dienen könnten.
Der betroffene Schiedsrichter konnte am Sonntag bereits wieder ein Kreisliga-A-Spiel leiten. Diesmal allerdings ohne Zwischenfälle. Denn: „Massive Angriffe gegen Schiedsrichter bilden eher die Ausnahme. Aber jeder dieser Vorfälle ist genau ein Vorfall zu viel“, betont Kaczmarczik.