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Werbeanrufe für mehr Lehrstellen

Werbeanrufe für mehr Lehrstellen

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Foto: WAZ FotoPool

Die Arbeitsagentur Essen trommelt massiv für Ausbildungsplätze. Im April haben sich die Ausbildungsberater verstärkt ans Telefon geklemmt und Unternehmen um mehr Lehrstellen gebeten. Das Ergebnis: 130 neue Ausbildungsplätze. Im Mai soll die Werbeaktion weitergehen.Der Hintergrund: Die Essener Unternehmen halten sich bislang mit Ausbildung zurück. Nach aktuellen Zahlen der Arbeitsagentur meldeten sie bis Ende April 2732 Lehrstellen. Das sind über 300 weniger als vor einem Jahr. „Viele Firmen sagen uns, dass sie die weitere wirtschaftliche Entwicklung abwarten wollen“, sagte der Geschäftsführer der Arbeitsagentur, Klaus Peters.

Gleichzeitig gibt es aber auch fast ein Drittel weniger Bewerber für Lehrstellen. Die Entwicklung erstaunt die Arbeitsmarktexperten. Vor allem mit Blick auf den doppelten Abijahrgang, in dem deutlich mehr junge Menschen dieses Jahr auf den Arbeitsmarkt drängen. Die Arbeitsagentur befürchtet nun, dass sich Unternehmen und Jugendliche zu spät entscheiden könnten, und dann nicht mehr die passende Lehrstelle bzw. den passenden Bewerber finden.

Über einen Bewerbermangel kann Christian Makowski allerdings nicht klagen. 30 Bewerbungsmappen hat der Friseurmeister allein in diesem Monat auf den Schreibtisch bekommen. Nur mit der Qualität der jungen Leute, die bei ihm arbeiten wollen, ist er nicht immer glücklich. „Manche beschäftigen sich gar nicht mit dem Unternehmen, wissen noch nicht mal, dass wir in Bredeney sitzen.“

Seit 20 Jahren bildet Makowski aus. Über 40 Lehrlinge sind seither durch seine Schule gegangen. Der Unternehmer würde vor allem gern mehr Gymnasiasten für den Beruf begeistern. Doch Makowski macht den schlechten Ruf der Branche dafür verantwortlich, dass er für gut gebildete Jugendliche wenig attraktiv ist. Das Image sei in der Vergangenheit häufig gewesen: „Als Friseur verdienst du nichts, und wirst du nichts.“ Dabei biete die Ausbildung viel Raum für Kreativität und Perspektiven, ist er überzeugt. Der jetzt diskutierte Mindestlohn für die Branche werde an dem Image des Jobs jedoch nichts verbessern, glaubt er. „Es wird nur mehr Schwarzarbeit geben.“

Die Konkurrenz der Friseure in Essen ist groß. Knapp 500 gibt es in der Stadt. Allein in Bredeney sind es rund ein Dutzend, so Makowski. „Ich arbeite deshalb ständig an Konzepten, wie ich anders sein kann und mich auch für Bewerber attraktiv mache“, sagt er. Vor sieben Jahren jedoch hatte er selbst die Nase voll, wollte nach schlechten Erfahrungen nicht mehr ausbilden. Doch seit drei Jahren hat er auch wieder Lehrlinge. „Ohne Ausbildung geht es eben nicht.“