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Stilles Ende des Traditionsvereins ETB Schwarz-Weiß Essen

Stilles Ende des Traditionsvereins ETB Schwarz-Weiß Essen

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Foto: WAZ FotoPool
Nach 112-jähriger Geschichte ist der ETB Schwarz-Weiß am Tiefpunkt angelangt: Am Donnerstag musste der Verein Insolvenz anmelden, nachdem eine Lücke von 50.000 Euro im Etat nicht geschlossen werden konnte. In der Vorsaison hatte man nur knapp den Aufstieg in die Regionalliga verpasst.

Essen. 

Es ist der stille Abschied. Vor dem Tor zum Uhlenkrugstadion leuchten weder Grablichter, noch versammeln sich dort enttäuschte Fans; Wut oder Verzweiflung – davon keine Spur. Auch auf den zweiten Blick gibt es nichts, was diesen trüben Dezembertag von einem anderen unterscheiden würde. Dabei bedeutet dieser 20. Dezember 2012 für den ETB Schwarz-Weiß Essen eine Zäsur in seiner 112-jährigen Geschichte. Es ist der Tag, an dem der Traditionsverein seine wirtschaftliche Bankrotterklärung abgeben muss. Pleite! Der Gang zum Insolvenzrichter, er war nicht mehr zu umgehen.

Die Nummer 1 im Essener Fußballsport, Deutscher Pokalsieger 1959… das war einmal. Wer wissen will, wie es um den ETB steht, muss ein Heimspiel besuchen; im weiten Rund des altehrwürdigen Uhlenkrugstadions verlieren sich dann meist nur wenige hundert Zuschauer. Es genügt vielleicht auch ein Blick auf die große Tafel mit den „100 Freunden“ des Vereins. Viele Namen sind darauf zu lesen von Fans und Förderern, darunter ein Reisebüro, der Kegelclub Wilde 13 und Haarscharf; nein, kein Friseursalon, auch das ein Kegelclub.

Verein ging mit der Zeit zu Grunde

Sportlich dümpelt der Club seit Jahrzehnten in den Niederungen des Amateurfußballs vor sich hin. Zuletzt verpassten die Schwarz-Weißen um zwei Tore die Qualifikation zur Regionalliga und damit lukrative Derbys gegen den Lokalrivalen RWE. Stattdessen heißen die Gegner Hönnepel-Niedermörmter, TuS Bösinghoven oder Sportfreunde Baumberg. Dass der ETB in dieser Saison ganz oben mitspielen wollte und sich dabei finanziell übernommen haben könnte, soll Teil des Übels sein, verlautet aus dem Umfeld.

Die Ursachen dürften tiefer liegen. Von liebgewordenen Pfründen ist die Rede, von längst überholten Strukturen und von alten Zöpfen, die viel zu spät abgeschnitten worden seien. Es sind vergiftete Spitzen gegen Heinz Hofer, über Jahrzehnte das Gesicht des ETB, und gegen Manfred Kuhmichel, den Vorsitzenden und ehemaligen CDU-Landtagsabgeordneten, dem ein ehemaliges Mitglied des Aufsichtsrates nachsagt, er sei öfter Auf Schalke gesehen worden als auf der Tribüne am heimischen Uhlenkrug. Das riecht nach dreckiger Wäsche.

Freundschaften sollen den Verein noch retten

50.000 Euro fehlen in der Kasse, um die Pleite noch abzuwenden. Das ist viel Geld, aber nicht genug als das man sich nicht wundern darf. „Es ist traurig, dass es an einer solchen Summe scheitern muss“, sagt einer aus dem Verein. „Die Sportstadt Essen wird es zur Kenntnis nehmen müssen“, sagt Manfred Kuhmichel, der dies ausdrücklich nicht als Kritik verstanden wissen will. Stadtwerke, EBE und andere städtische Tochtergesellschaften haben stets geholfen und wundern sich, dass der ETB nicht schon mal angeklopft hat.

Für Bettelgänge in Richtung Stadt könnte es jetzt zu spät sein. „Wir haben keinerlei Einblick in die wirtschaftlichen Verhältnisse des Vereins“, heißt es vielsagend bei der Sparkasse. Da ist es mehr als nur ein Trost, dass die Jugendabteilung von einer Insolvenz nicht betroffen ist. Nur einer will nicht wahrhaben, dass es für die 1. Mannschaft das Aus bedeutet. „Ich habe viele Freunde“, sagt Heinz Hofer. Bis zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens wird sich zeigen, was diese Freundschaften wert sind.