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Stadt Essen facht Ideenschmiede für Gladbecker Straße an

Stadt Essen facht Ideenschmiede für Gladbecker Straße an

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Foto: Kerstin Kokoska
Nach dem Aus für die Autobahn A 52 sucht nun die Stadt gemeinsam mit Experten und Anwohnern nach Ideen, das Wohnquartier in Altenessen zu verbessern.

Essen-Altenessen-Süd. 

47 000 Autos rollen und lärmen täglich auf der Gladbecker Straße durch Altenessen. Weil jetzt feststeht, dass die Autobahn A 52 nicht gebaut und damit keine Entlastung bringen wird, machen sich die Stadtplaner Gedanken, wie sie den Wohnbereich zwischen Berthold-Beitz-Boulevard im Süden und Krablerstraße im Norden entwickeln können. Mit Experten wurde bereits ein „Rahmenplan Gladbecker Straße“ entworfen. Am Donnerstagabend hatten jetzt die Bürger das Wort.

Doch ins Paul-Humburg-Gemeindehaus waren – neben Rats- und Bezirksvertretern – nur ein Dutzend Anwohner gekommen, um ihre Meinung zu den ersten Ideen zu sagen. Hauptaugenmerk legen die Planer auf die westliche Seite der Gladbecker Straße. Hinter den Wohnhäusern entlang der Verkehrsschlagader könnten echte Ruhezonen entstehen – wenn nicht der gesundheitsschädliche Lärm von der Bundesstraße eindringen würde. Deshalb sollte man, so einer der Vorschläge, mit Hausbesitzern über den Abriss ihrer oft von Leerstand und tristen Fassaden geprägten Immobilien sprechen. Neubauten, die anschließend in einem größeren Abstand zur Straße errichtet werden, könnten den eindringenden Lärm mindern und die oftmals enge Straße attraktiver machen. Ein gutes Beispiel sei die neu gestaltete Altendorfer Straße in Altendorf, wo ein nur um 50 Zentimeter breiterer Gehweg schon ausreiche, dass Menschen wieder draußen vor den Cafés sitzen. Mit den Hauseigentümern an der Gladbecker Straße hat aber bisher noch niemand über diesen Vorschlag gesprochen.

Erbslöhstraße: Weniger Wohnungen

Ins Auge gefasst werden – neben einem Wochenmarkt an der Bäuminghausstraße – auch Radwege und Baumbepflanzungen anstelle von Parkstreifen an der Gladbecker Straße. Diese bremsten, so die Erkenntnis, eher den fließenden Verkehr und vergrößerten damit noch die Lärm- und Abgas-Belastung. Da die Verwaltung im Auftrag der Politik parallel noch den Ausbau auf sechs Fahrspuren prüft, könnten diese Vorschläge bestenfalls langfristig umgesetzt werden.

Konkreter wird die Planung auf dem Sportplatz Erbslöhstraße: Hier ist jetzt nur noch von 200 bis 300 Wohneinheiten die Rede. Gespräche mit den Kleingärtnern über die Aufgabe von 14 Parzellen am Boulevard haben bereits stattgefunden.

Den größten Widerspruch erhielten die Stadtplaner von Anwohner Reinhard Schmidt, der beruflich selbst als Raumplaner im Auftrag der Stadt Duisburg tätig ist. Er beklagte „35 Jahre Nichtbeachtung“ seines Wohnviertels durch Politik und Verwaltung, weil nur auf die A 52 als „Allheilmittel“ gesetzt worden sei. Dabei habe er sich schon früher für Bäume auf den Parkstreifen eingesetzt: „Das wurde aber immer abgelehnt, weil man auf keinen Fall auf auch nur einen Platz verzichten konnte.“ Autos hätten immer Vorrang gehabt.

Sportplatz als „kühler Hügel“

Auch die Bebauung des Sportplatzes sieht Reinhard Schmidt kritisch. Er sei als „kühler Hügel“ für die Frischluftversorgung Altenessens extrem wichtig. Außerdem reiche die Entwässerung für weitere Wohnungen nicht aus. Stattdessen sollten Flächen wie das Kutel-Gelände oder die Ruine am Bahnhof für Wohnbebauung in Altenessen genutzt werden. Um das Verkehrsproblem nicht noch zu verschärfen, schlug Grünen-Ratsherr Walter Wandtke vor, den Verkehr aus dem Berthold-Beitz-Boulevard nur nach rechts in Richtung Innenstadt abbiegen zu lassen. Die städtischen Experten befürchten dadurch jedoch nur eine Verdrängung des Verkehrs in andere Bereiche.

Anwohner Reinhard Schmidt brach aber auch eine Lanze für die Gladbecker Straße als Wohngebiet: „Wir haben riesige Gärten hinter unseren Häusern. Es sind sogar Familien mit Kindern zu uns hingezogen, weil wir eine faszinierende Nachbarschaft haben.“ Doch der Verkehr sei eben das größte Problem: „Entweder es ist ruhig auf der Gladbecker Straße, weil alle Autos im Stau stehen, dann stinkt es. Oder die Straße ist frei, dann wird gerast.“ Besonders nachts vermittele sie „den Eindruck einer Rennstrecke“.

Nach der ersten Diskussion am Donnerstag, die die Stadt ausdrücklich als „Kontaktaufnahme mit örtlichen Akteuren“ ansieht, besteht am Sonntag, 6. November, 11 Uhr, eine weitere Gelegenheit, über das Verkehrsproblem zu diskutieren. Die 8. Altenessen-Konferenz in der Zeche Carl befasst sich mit „Mobilität und Verkehr – was uns bewegt.“