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Kameras an der U-Bahn: Zieht die Drogenszene vom Rheinischen Platz zum Uni-Campus?

Kameras an der U-Bahn: Zieht die Drogenszene vom Rheinischen Platz zum Uni-Campus?

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Die Unterführung an der U-Bahn-Station Rheinischer Platz: Die Drogendealer-Szene hat sich hier eingenistet. Foto: Peter Sieben / Funke Online
  • Jahrelang hatte die Drogendealer-Szene den Rheinischen Platz fest im Griff
  • Seit die Polizei den Platz mit hochmodernen Kameras überwacht, scheint sich die Szene zurückzuziehen
  • Jetzt treiben sich die Dealer öfter am nahen Campus herum, sagen Studenten
  • Die Polizei sieht das anders

Essen. 

So wirklich angenehm wird es am Rheinischen Platz wohl nie werden.

Die U-Bahn-Haltestelle erfüllt so ziemlich alle Kriterien, die einem zum Thema Angstraum einfallen mögen: Es ist dunkel, verwinkelt, von außen nicht einsehbar; an den Wänden: Schmierereien, die noch nicht mal richtiges Grafitti sind. An der Decke: Funzellampen, die keine richtige Beleuchtung sind.

Drogenszene zieht sich zurück

Aber: Die Drogendealer, die hier einst regelrecht Spalier an den Zugangstreppen zu U-Bahn standen, scheinen sich zurückzuziehen.

Seit Januar hängen hochmoderne Sicherheitskameras am Rheinischen Platz. Die liefern gestochen scharfe Bilder direkt ins Polizeipräsidium und werden von je zwei Beamten in Echtzeit ausgewertet.

Schon im Januar konnten die Beamten erste Fahndungserfolge dank der Kameras vermelden. So etwas spricht sich schnell rum in der Szene. Immer seltener sieht man die Dealer und Konsumenten.

Das Problem ist nur verdrängt

Bloß sind die nicht einfach weg, das Drogenproblem ist nicht gelöst – sondern nur verdrängt.

Immer wieder erzählen Studenten vom nahem Campus der Uni Essen: Die Dealer und Drogen-Konsumenten halten sich öfter als früher auf dem Campus auf.

„Das bekommen wir in der Tat immer öfter zu hören“, sagt Uni-Sprecherin Beate Kostka. Weil die Drogenszene vom Rheinischen Platz schon länger ein Problem für die Uni ist, gibt es jetzt dort mehr Sicherheitspersonal, so Kostka.

Gebrauchte Spritzen im Uni-Gebäude

Immer wieder waren in der Vergangenheit gebrauchte Spritzen in den Uni-Gebäuden aufgetaucht. „Unsere Räumlichkeiten werden inzwischen früher verschlossen, als das früher der Fall war“.

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Ob sich die Drogen-Szene nun aber wirklich in Richtung Campus verschoben habe, könne man nicht mit Gewissheit sagen, so Kostka. „Wir haben da keine Statistiken, und es kann natürlich auch nur ein Gefühl der Unsicherheit sein, das manche Studierende haben“.

Lerneffekt bei den Dealern

Das glaubt man auch bei der Polizei Essen. „Natürlich gibt es einen gewissen Lerneffekt bei der Szene. Die merken ja, dass Polizeibeamte sofort vor Ort sind, wenn dort etwas passiert“, so eine Sprecherin.

Deshalb könne man in der Tat von einem gewissen Verdrängungseffekt sprechen. „Das behalten wir im Auge.“ Aber: Dass die Szene in Richtung Uni wandert, das habe die Polizei nicht beobachtet.

Auswertung im September

Welchen Effekt die neuen Kameras in den vergangenen sechs Monaten hatten, könne man nicht sagen – dafür gebe es noch nicht genügend valides Zahlenmaterial.

Im September will die Polizei auswerten, wie genau sich die Situation am Rheinischen Platz verändert hat.