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Gäste in Raucherkneipen in Essen liefern sich heiße Debatten an den Tresen

Gäste in Raucherkneipen in Essen liefern sich heiße Debatten

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Foto: WAZ
Nicht nur an der Theke der Traditionskneipe „Die Eule“ wird gerade heiß über das im Mai 2013 kommende strikte Rauchverbot diskutiert. „Bevormundung“ – dieser Begriff taucht beim Bummel durch Raucherkneipen immer wieder auf.

Essen. 

Genüsslich zieht Paul Alex an seiner Zigarette, vor ihm steht ein Glas Alt. „Wenn ich in Kneipen nicht mehr rauchen darf, bleib‘ ich zu Hause. Dort habe ich eine große Terrasse“, sagt er und nimmt noch einen tiefen Zug. „Ich lass‘ mir doch von keinem Gesetzgeber das Rauchen verbieten.“

An der Theke der Traditionskneipe „Die Eule“ wird gerade heiß über das im Mai 2013 kommende strikte Rauchverbot diskutiert. „Diskriminierend“ finden es die meisten und befürchten, dass die Gemütlichkeit verloren geht, wenn die Leute ständig nach draußen gehen, um ihre Sucht zu befriedigen.

Raucher vor die Tür schicken

„Ich bin sicher, dass wird sich nach kurzer Zeit irgendwie einpendeln“, ist Eule-Wirt Simon Heidenreich zuversichtlich. Zwar würden 70 Prozent seiner Stammgäste rauchen, „aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die jetzt alle wegbleiben“. Vielleicht, so Heidenreich, könne man sogar den ein oder anderen Gast, den der Qualm bislang abschreckt habe, hinzugewinnen.

„Bevormundung“ dieser Begriff taucht beim Bummel durch drei Raucherkneipen immer wieder auf. „Wir leben doch in einem freien Land. Da sollten die Gäste selbst entscheiden, ob sie rauchen möchten oder nicht“, ereifert sich Patrick Sokoll. In seiner „Goldbar“ wird gequarzt, dass es in den Augen brennt. Greift das Gesetz, müsste der Wirt alle rauchenden Gäste vor die Tür schicken. Doch da ergibt sich schon das nächste Problem: Der Schutz der Anwohner vor lärmenden Rauchern. „Ich habe mir noch keine Gedanken gemacht, wie ich damit umgehe. Ich lass das auf mich zukommen“, sagt Sokoll, der stark bezweifelt, ob der „Ruhrpottler“ das Rauchverbot annehmen wird.

Wen will man eigentlich schützen?

Am Tresen sitzt Yassime und steckt sich gerade eine Zigarette an: „Das Rauchverbot funktioniert ja auch in anderen Ländern“, gibt der Student zu bedenken. Nichtraucherschutz sei gut, sagt Yassime, „aber wenn Raucher in ausgewiesenen Kneipen unter sich sind, wen will man eigentlich schützen?“ Das fragt sich auch „Sparfuchs“-Wirt Norbert Beyer. In seiner kleinen Eckkneipe geht es heute hoch her. Am langen Tisch sitzt eine Gruppe junger Leute und prostet sich zu. Nicht alle rauchen, was sie trotzdem nicht abhält, Geburtstag in einer Raucherkneipe zu feiern. „Ich bin alt genug und kann selbst entscheiden, ob ich mich dem Qualm aussetze oder nicht“, sagt Nichtraucherin Christin.

Die Frage, wie der „Sparfuchs“ auch nach dem 1. Mai weiter existieren soll bereitet Norbert Beyer schlaflose Nächte. „Vor der Tür rauchen, ist keine Alternative für eine Kneipe mitten m Wohngebiet. Das gibt nur Ärger.“ Der 73-Jährige will auf jeden Fall andere Wirte mobilisieren, um „gegen dieses unsinnige Verbot zu klagen“. Soweit denkt Simon Heidenreich nicht. Er hat die stille Hoffnung, dass zum Beispiel Tage wie Silvester, Weiberfastnacht und Rosenmontag vom Verbot ausgenommen werden.