Flüssig oder als Süßigkeit – An diesem Weihnachtsmarktstand dreht sich alles um Äpfel
Beim Bratapfel- und Glühweinstand der Familien Prasse und Schlüpen gibt es Äpfel in jedem Aggregatszustand
Bereits seit 32 Jahren sind sie eine Institution auf dem Essener Weihnachtsmarkt
Für fünf Wochen im Jahr heißt es für alle Mitarbeiter Akkordarbeit. Die Chefs werkeln von morgens früh bis spät in die Nacht an ihrem Stand
Essen.
Du nimmst eine uralte deutsche Süßspeise, das hessische Landesgetränk und einen Bayer, der in seiner Studienzeit sein Herz an den Ruhrpott und den Weihnachtsmarkt in Essen verloren hat. Und bekommst: Den Bratapfel- und Apfelglühweinstand der Familien Prasse und Schlüpen auf dem Kennedyplatz.
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Seit nunmehr 32 Jahren gibt es bei Joachim Prasse, seiner Frau Angelika und Martin und Brigitte Schlüpen alles rund um die Gottesfrucht. Gebacken und süß, oder gekeltert und flüssig.
Angefangen hatte alles mit Geldsorgen. „Ich habe etwas gesucht, um mein Design-Studium zu finanzieren“, erzählt Joachim Prasse. 1984 war das. Seine Geld-Idee: Der Weihnachtsmarkt. Was mit Lebensmitteln sollte es sein.
Doch war der Zutritt auch damals schon extrem reguliert. Etwas mit Alkohol? Keine Chance. Aber was gab es dann noch nicht? Die Antwort, so einfach wie uralt: Der Bratapfel, ein gebackener Boskoop mit Vanillesoße und Puderzucker.
Einst die Süßspeise zur Weihnachtszeit, gab es sie einfach nicht auf dem Essener Markt. Prasse fragte seinen guten Freund Martin Schlüpen ob er Lust hätte, mitzumachen.
Und der sagte sofort ja.
Erst Kettwig, dann der große Weihnachtsmarkt
Nachdem sie die Äpfel zunächst auf dem Kettwiger Weihnachtsmarkt anboten, zogen sie bereits im nächsten Jahr in die Innenstadt.
Doch nur mit gebackenen Äpfel ließen sich nur die Standkosten decken. Und so direkt die nächste Idee. Ein Getränk, natürlich auf Apfelbasis. Granatapfelsirup, schwarzer Tee und frischer Clementinensaft, Zimt und Nelken: Fertig ist der Sagré. „Für die Stadt war das alkoholfreie Getränk in Ordnung.“
Und es traf den Geschmack der Essener.
Was dann kam, ist im Schnelldurchgang so erzählt: Ein neuer, größerer Stand musste her. Prasse, fertig mit seinem Designstudium, zeichnete ihn. Martin Schlüpen half beim Bau.
1992 gab’s dann auch einen neuen Standplatz dazu. Auch Alkohol wurde da mittlerweile ausgeschenkt. Na klar, was mit Äpfeln – wo zu finden, wenn nicht in Hessen. Das sind die mit dem Apfelwein.
Extra-Wohnung für die Weihnachtszeit
Mehr Arbeit, aber auch eine Chefin mehr: Zum Team gehörte jetzt auch Martins Frau Brigitte. Prasse: „In dieser Branche ist es schon gut und wichtig ,dass die Arbeit auf mehreren Schultern lastet und man sich gegenseitig unterstützen kann.“
Anders geht es gar nicht auf dem Weihnachtsmarkt, denn es ist mehr als ein Full-Time-Job: Von sieben Uhr morgens bis meist nach Mitternacht arbeiten die Schlüpens und Prasses am Stand. Für die Weihnachtsmarktzeit hat sich Joachim extra eine Wohnung in der Innenstadt gemietet.
Selbst der Eierpunsch ist mit Apfelgeschmack
Zum Sortiment gehört auch Eierpunsch. Selbst hier ist die Grundlage Apfelwein.
Das alles hat seinen Preis: Glühwein drei Euro, Bratapfel: ab 3,50 Euro. Sagré drei Euro und der Eierpunsch 3,50 Euro. Prasse: „Aber die Kunden bezahlen es gern.“
Fragt man die, hat er wohl recht. Häufiger hier? „Oh ja, jedes Jahr“. Immer Sagré? „Na klar.“ Und Bratäpfel? „Die sind meine Sucht!“