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Facebook-Gruppe „Essen packt an“ will soziale Projekte unterstützen

Facebook-Gruppe „Essen packt an“ forciert soziale Projekte

Nach dem Pfingststurm hatte eine spontan gebildete Facebook-Initiative in Essen bis zu 1500 aktive Helfer. Nun sind es noch 70, die die Sturmschäden wegräumen. Und obwohl ihnen langsam die Kräfte ausgehen, schmieden sie neue Pläne, sprechen von einer Crowdfunding-Aktion und wollen Kitas renovieren.

Essen. 

Nach dem verheerenden Pfingststurm stiegen sie über Nacht auf zu „Helden des Alltags“: die Männer und Frauen der „Facebook“-Initiative „Essen packt an“. Eine vitale Freiwilligen-Armee aus dem Nichts, die zeitweilig in Bataillonsstärke anrückte. Neun Wochen danach droht das Freiwilligen-Heer an Kraft und Zahl arg zu schwinden, doch Aufhören ist kein Thema. „Wir machen weiter“, sagen sie mit einer Mischung aus Trotz und Überzeugung. Zum Beispiel als freiwilliger Renovierungs-Trupp.

Der Dienstag nach Pfingsten: Essen ist ein Schlachtfeld mit zertrümmerten Autos, kaputten Dächern und unzähligen umgestürzten Bäumen. Als das Ausmaß der Verwüstung deutlich wird, ruft Mitinitiator Tobias Becker die Facebook-Gruppe „Essen packt an“ (EPA) ins Leben; binnen weniger Tage schließen sich 4500 Facebook-Mitglieder dieser Gruppe an, darunter 1400 aktive Helfer. Gemeinsam mit Feuerwehr, Polizei und dem Technischen Hilfswerk packen diese Essener Bürger bei den Aufräumarbeiten unermüdlich an.

Neue Helfer werden gesucht

Je mehr Wege, Straßen und Plätze jedoch freigeräumt werden, desto mehr sinkt die Zahl der Helfer. Bei vielen kehrt der Alltag wieder ein, extra-genommene Urlaube neigen sich irgendwann dem Ende zu.

Heute sind es noch 70 aktive „Epalaner“, die weiterhin an jedem Wochenende mit Kettensägen und Äxten im Stadtgebiet unterwegs sind, um den Bäumen zu Leibe zu rücken. „So langsam schwinden allerdings auch bei den letzten Freiwilligen die Kräfte“, berichtet Koordinator Markus Pajonk, der ebenfalls von Anfang an dabei ist. Aber aufhören? Nein, das kommt nicht in Frage. „Bis die letzten Schäden behoben sind, kann es noch bis zum Frühjahr 2015 dauern“, weiß Pajonk, der auch in ständigem Kontakt mit Grün und Gruga steht. „In den Wäldern und zum Teil in vielen Parks herrscht noch immer Betretungsverbot, so sind zum Beispiel auch erst 100 von insgesamt 400 Spielplätzen durch Grün und Gruga freigegeben.“

Zu tun gebe es also noch einiges, Freiwillige seien weiterhin gerne gesehen. Jede noch so kleine Hilfe sei willkommen. „Für Arbeitswerkzeuge und Sicherheitskleidung ist gesorgt, niemand muss befürchten, dass er finanzielle Aufwände hat, wenn er helfen will.“

Freiwille Arbeiten in Kitas und Seniorenheimen

Und wenn der letzte entwurzelte Baum aus dem Weg geräumt ist? Pajonk und einigen anderen Freiwilligen schwebt vor, EPA schon bald zu einer Crowdfunding-Aktion zu machen. Sprich: EPA will sich dann für andere soziale Projekte in Essen einsetzen, die über Spenden finanziert werden sollen. Pajonk hat da schon konkrete Vorstellungen wie zum Beispiel Renovierungen von Kindertagesstätten oder Seniorenheimen. Zudem hegt Pajonk noch einen weiteren Wunsch: Die Einführung eines EPA-Tages. „Warum sollte man den 10. Juni nicht zu einem sozialen Feiertag benennen? Immerhin hat EPA etwas ganz Besonderes in dieser Stadt erreicht.“

Die „Essen packt an“-Gruppe brachte, laut Markus Pajonk, noch viele weitere positive Effekte. „Nicht nur, dass wir geholfen haben, die Stadt wieder aufzubauen, nein, es sind auch viele, tolle Freundschaften und sogar auch Beziehungen dank EPA entstanden.“ Menschen, die sich nie kennen gelernt hätten, seien jetzt eng miteinander befreundet.

Facebook-Helfer mit Job-Möglichkeiten im Ehrenamt

Darüber hinaus eröffneten sich für einige Helfer sogar Job-Möglichkeiten im Ehrenamt. Zehn Freiwillige sind mittlerweile beim Deutschen Roten Kreuz aktiv, fünf gingen zum Technischen Hilfswerk und andere zur Feuerwehr.

Die schönsten Erfahrungen und Erinnerungen, die Markus Pajonk persönlich an die Initiative „Essen packt an“ hat, seien nicht nur die glücklichen Kinder, die dank der freiwilligen Helfer endlich wieder auf ihren Spielplätzen spielen könnten. Gefreut habe er sich ebenso über die warmen Dankesworte jener Menschen, deren Straßen oder Gärten freigeräumt wurden.