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Essen–Altendorf: Drogenhandel und Massenschlägereien – entwickelt sich der Stadtteil zum Angstraum? Ein Besuch im Viertel

Essen–Altendorf: Drogenhandel und Massenschlägereien – entwickelt sich der Stadtteil zum Angstraum? Ein Besuch im Viertel

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Hat sich Essen-Altendorf zu seinem Nachteil verändert? Die Anwohner sind nicht immer der gleichen Ansicht. Foto: Madeline Jäger
  • Essen-Altendorf ist ein Viertel mit einem schlechten Ruf
  • Entwickelt sich der Stadtteil immer mehr zu einer No-go Area?
  • Anwohner und Geschäftsleute rund um die Altendorfer Straße erklären, wie sie ihren Stadtteil wahrnehmen

Essen. 

Und wieder biegt ein Polizeiwagen um die Ecke. „Die Polizei fährt hier viel Streife, mehr als woanders“, sagt der Besitzer eines Kiosks an der Altendorfer Straße.

Einigen Altbauhäusern hier sieht man noch an, dass sie vor Jahrzehnten einmal prachtvolle Gebäude waren. Jetzt liegt ein hässlicher grauer Schleier über den Fassaden. Der Stadtteil Essen-Altendorf hat keinen guten Ruf.

Im letzten Jahr stufte das Innenministerium die Gegend rund um die Altendorfer Straße in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage als einen der gefährlichsten Orte in NRW ein.

Kiosk-Besitzer: „In Altendorf ist es unsicher geworden“

Der Kioskbesitzer kann das nachvollziehen. Seinen Namen will er lieber nicht sagen, möchte keinen Stress mit den Nachbarn. „In Altendorf ist es unsicher geworden. Gott sei Dank ist mir noch nichts passiert. Junge Leute dealen offen auf der Straße mit Gras“, erzählt er.

Anzahl der Straftaten im Zusammenhang mit Cannabis gestiegen

Nach einem Höchststand 2007 ist die Drogenkriminalität in Essen seit 2012 tatsächlich wieder gestiegen. Für Altendorf gibt es keine expliziten Zahlen, stadtweit ist die Zahl der Delikte 2017 aber auf 1.985 Fälle gestiegen – 2016 waren es noch 1.564 Fälle.

Die meisten Straftaten passieren im Zusammenhang mit Cannabis.

In Altendorf ist das bei weitem nicht das ärgste. Schon einige Male kam es zu tumultartigen Szenen in der Gegend um die Altendorfer Straße. Im Mai war dort ein Auto in eine Menschengruppe gefahren – daraus entwickelte sich eine Massenschlägerei.

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„Wenn ich nicht den Laden hätte und das Geld bräuchte, würde ich wegziehen“

Das ist kein ganz neues Phänomen, schon vor zwei Jahren musste die Polizei die Straße komplett sperren, weil eine Massenschlägerei komplett eskaliert war. Rund 25 Menschen hatten dabei eine Pizzeria komplett zerlegt.

„Wenn ich nicht den Laden hätte und das Geld bräuchte, würde ich wegziehen“, sagt der Kiosk-Mann.

Dönerbuden, viele Büdchen und ein paar alteingesessene Läden säumen die Altendorfer Straße. Einer dieser Läden gehört Doris Moldenhauer. Sie betreibt die Metzgerei Mecke.

Alteingesessene Geschäftsfrau: „Wir haben hier keine Probleme“

Als wir sie fragen, ob sie es hier gefährlich findet, lacht sie. Seit 1949 lebt Doris Moldenhauer in Altendorf, ist hier aufgewachsen. „Hier ist es nicht gefährlich, der Stadtteil hat sich nur sehr verändert“, sagt sie. Es sei multikultureller geworden. Sie verstehe sich gut mit den Nachbarn, auch den neuen.

„Die Leute, die sagen, dass sie nicht mehr nach Altendorf gehen, die spinnen! Wir haben hier keine Probleme“, sagt sie.

Anders sieht das die Mitarbeiterin einer Apotheke in der Nähe. „Ich bin in Altendorf aufgewachsen, doch hier hat sich in den letzten Jahren einiges verändert. Es ist gefährlich“, findet sie.

Sie habe Angst, mit ihrer Tochter abends durch die Straßen zu laufen. Die Angst ist diffus, so ganz genau kann sie nicht erklären, wovor genau sie sich fürchtet. Angstraum nennt die Soziologie Orte, an denen Menschen Angst empfinden – unabhängig davon, ob es tatsächliche Gefahren gibt oder nicht.