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Dem ersten Kandidatenduell zwischen Paß und Kufen fehlte es an Würze

Dem ersten Kandidatenduell fehlte es an Würze

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Foto: WAZ
Oberbürgermeister Reinhard Paß (SPD) und Herausforderer Thomas Kufen (CDU) trafen erstmals im Wahlkampf aufeinander – und schnibbelten Salat. Wer es besser machte? Geschmackssache.

Essen. 

Was lässt sich aus einem Kopf Salat, aus ein paar Tomaten, Zwiebeln, einer Paprika und einer Dose Mais zaubern? Vor diese Aufgabe stellte der Bund der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) Oberbürgermeister Reinhard Paß (SPD) und seinen Herausforderer Thomas Kufen (CDU) am Mittwochabend beim „Schnibbelduell“. Es war das erste Aufeinandertreffen der beiden aussichtsreichsten Kandidaten in einem bislang äußert faden Wahlkampf um das Amt des kommenden Stadtoberhauptes. Das machte Appetit. Leider fehlte es dem thematischen Schlagabtausch an der nötigen Würze.

Thomas Kufen zeigte sich vorbereitet; seine orangefarbene Kochschürze trug die Aufschrift „Mein Rezept für ein gutes Essen: machen!“. Reinhard Paß konterte modisch spontan mit einem Modell in tiefrot und einem aufgedruckten Elch. Was wollte der OB damit ausdrücken? Wird der Wahlkampf für ihn zum persönlichen Elchtest? Wohl kaum, sollte Kufen in den kommenden Wochen sich nicht stärker vom Amtsinhaber absetzen.

Die inhaltlichen Differenzen schienen bei diesem Aufeinandertreffen jedenfalls eher marginal, was auch den Fragen der Moderatoren und des Publikums geschuldet war. Gut ausgebaute Radwege, eine funktionierende Jugendarbeit und ehrenamtliches Engagement sind beiden wichtig. Und alle, denen Erholung und Lebensqualität in dieser Stadt am Herzen liegt, dürften zufrieden vernommen haben, dass der OB im Gewinn des Titels „Grüne Hauptstadt 2017“ eine große Chance für Essen sieht. Sein Herausforderer sieht es nicht anders, warnt aber vor zu hohen Erwartungen: Die Grüne Hauptstadt dürfe kein „Ökotopia“ sein.

Nur selten war eine Prise Pfeffer drin wie beim Thema Öffentlicher Nahverkehr. Viele empfänden den ÖPNV im Ruhrgebiet als provinziell, was auch der Tatsache geschuldet sei, dass es im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) 27 Verkehrsgesellschaften gibt, so Kufen. Als Oberbürgermeister wolle er sich deshalb für die Gründung einer Verkehrsgesellschaft stark machen, einer fürs gesamte Revier. Auch wenn dies „ein dickes Brett sei“, wie Kufen gerne einräumte.

DemokratieOB Paß meldete Zweifel an, ob dies nicht ein Weg sei, „bei dem man sich verkämpft“ und warf die Frage auf, ob es nicht besser angesagt sei, dass sich die Stadt beim Nahverkehr „etwas mehr auf Private stützt“. Das hatte man so vom Oberbürgermeister noch nicht gehört. Die Debatte um Kürzungen bei der Evag dürfte der OB damit noch befeuert haben.

Für den Rest des Abends blieb es bei einem meist freundlichen Meinungsaustausch. Mit einer Ausnahme: Als Paß die Verluste in Millionenhöhe durch die Kreditaufnahme in Schweizer Franken quasi als höhere Gewalt abtat, als eine gute Idee, die leider daneben gegangen sei, sprach sein Herausforderer von Spekulationen, die mit ihm als OB nicht zu machen sei. Wo Paß in der Sache allzu sorglos schien, nutzte Kufen die Chance und präsentierte sich als entscheidungsstark.

Und sonst? Wirkte Kufen immer dann überzeugend, wenn er frei von der Leber argumentierte, selbst wenn der eine oder andere Satz wie „Ich brenne für diese Stadt“ arg gestelzt rüberkam. Paß entfachte sprachlich weniger Feuer, hat aber dazu gelernt, wohl nicht zuletzt durch seine Auftritte vor den SPD-Mitgliedern bei der parteiinternen Kandidatenkür, bei der er sich am Ende klar durchgesetzt hatte. Auch wenn so manche Formulierung noch immer sehr technokratisch klingt. „Nicht falsch verstehen“ – auch dies hörte man häufig von ihm.

Wer wirkte überzeugender? Ansichtssache. Der Abgang ging dann aber doch an Kufen. Auf die Frage des Moderators: Bekommen wir einen Oberbürgermeister mit SPD-Parteibuch oder einen mit CDU-Parteibuch antworte Paß knapp, er sei ein OB mit SPD-Parteibuch. Kufen konterte staatsmännisch: Er wolle ein Oberbürgermeister für alle Essener sein.

Ach so: Welcher der beiden Salate der bessere war? Reine Geschmacksache, auch das.

Die Essener OB-Kandidaten bei Abgeordnetenwatch