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CDU-Kandidat Thomas Kufen lässt es kräftig menscheln

CDU-Kandidat Thomas Kufen lässt es kräftig menscheln

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Foto: FUNKE Foto Services
Der OB-Kandidat der CDU entwirft von sich das Bild eines Lokalpatrioten, der hart für die Stadt und die Bürger arbeiten will. Und offenbart auch viel Privates.

Essen. 

Laut Umfrage von Radio Essen wünschen sich 15 Prozent der Bürger Thomas Kufen als neuen Oberbürgermeister. Auch wenn die CDU Zweifel an der Seriosität der Zahl streut, so dürfte doch klar sein, dass aus Kufens Sicht bis zur OB-Wahl am 13. September noch einiges zu tun ist. Unter dem Talk-Motto „Thomas Kufen persönlich“ tourt der 41-jährige Landtagsabgeordnete und Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion derzeit durch die Stadt, um sich den Bürgern in locker inszenierten Gesprächen mit dem PR-Journalisten Uwe Loch bekannt und mit Blick auf den Wahltag möglichst gewogen zu machen. Am Dienstag war er im „Plan B“ in Rüttenscheid.

Spätestens seit Kufen vor einigen Wochen ein emotionales, professionell gemachtes Video über die sozialen Netzwerke verbreitete, ist seine Strategie klar: „Ich will Oberbürgermeister werden, weil ich für diese Stadt brenne“ heißt sein Kernsatz. Kufen entwirft von sich das Bild eines leidenschaftlichen Lokalpatrioten, der seiner Heimatstadt und ihren Bürgern viel Empathie entgegenbringt und hart für sie arbeiten will. Sogar das Wort „Dienen“ ist ihm keineswegs zu pathetisch.

Im väterlichen Betrieb auch mal den Hof gefegt

Schon mit 14 trat der gebürtige Borbecker – unüblich in seiner Alterskohorte – der Jungen Union bei. Er gründete eine JU-Stadtteilgruppe und galt schon bald als großes Talent. Fast ein wenig zwangsläufig ging sein Weg dann früh in die Berufspolitik, wo er auch auf Landesebene Ambitionen hat. Ganz so bedingungslos auf Essen fixiert, wie er derzeit suggeriert, ist er nicht.

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Im „Plan B“ lässt es der im Umgang eigentlich zurückhaltende Kufen kräftig menscheln. Nach der Realschule hat er im väterlichen Betrieb („Citroën Kufen“) eine Lehre absolviert, habe wenn nötig auch den Hof gefegt und früh verinnerlicht, dass „vor dem Verteilen das Erwirtschaften kommt“. Von morgens bis abends habe sich zu Hause „alles um den Laden gedreht“. Ob Kufen sich noch immer vorstellen kann, wieder Autos zu verkaufen, fragt Loch. „Na klar“, meint er. Käbbeleien mit den zwei älteren Geschwistern kommen ebenso zur Sprache wie der Tod der Mutter und seine Rolle als aktiver dreifacher Onkel.

„Mein Freund sagt, ich soll nicht immer sagen, ich sei ledig“

Erstmals lässt Kufen öffentlich sehr Privates durchblicken. Befragt nach seinem Familienstand, antwortet er zwar „ledig“, um ebenso selbstironisch wie andeutungsvoll hinzuzufügen: „Mein Freund sagt, ich soll nicht immer ledig sagen, um nicht falsche Hoffnungen zu wecken.“ Kufen lebt also in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft, ohne dies schamhaft zu verschweigen oder umgekehrt an die große Glocke zu hängen. 14 Jahre nach Klaus Wowereits berühmtem Satz „Ich bin schwul, und das ist gut so“ ist das auch nicht mehr nötig.

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Politisch will Kufen nach eigenen Angaben „nicht zuviel versprechen“, um dann aber doch recht viel zu versprechen und Essen im Falle seiner Wahl eine ziemlich rosige Zukunft zu prophezeien. Er werde die Stadt geschickter und wärmer repräsentieren, nach innen und außen intensiver kommunizieren und mehr akquirieren, denn ein OB sei gerade auch oberster Wirtschaftsförderer seiner Stadt. „Das ist der Dreiklang, den ein Oberbürgermeister leisten muss“, betont Kufen. Fast unnötig zu erwähnen, dass er alle diese Eigenschaften dem Amtsinhaber abspricht.

Er verspricht auf seiner Wahlkampftour dann doch sehr viel

Kufen gibt sich nahbar: „Wenn ein Verwaltungsmitarbeiter eine gute Idee hat, dann kriegt er bei mir als OB auch einen Termin.“ Er besitze „die Gabe, Menschen zusammenzubringen und gute Lösungen herauszuarbeiten“. Evergreens wie mehr Bürgerbeteiligung, mehr Industrieflächen, mehr Wohnungsbau auch in guten Lagen, mehr Kita-Plätze, mehr Schulsanierungen, mehr Sicherheit und Sauberkeit in der Innenstadt und ähnliches schwer Realisierbare mehr kommen Kufen leicht von den Lippen. Mehrfach stellt er sich in die Tradition von OB Wolfgang Reiniger. Von der Kehrseite dieser Ära – dem Wachsen des Schuldenbergs – spricht er allerdings lieber nicht.

Demokratie„Dicht gedrängt“ hätten Bürger dem Kandidaten gelauscht, dichtete gestern der CDU-Kreisverband. Das ist weit übertrieben, im „Plan B“ fand jeder mühelos ein Plätzchen. Das Desinteresse der Bürger an der Stadtpolitik ist zurzeit groß, was wohl auch mit einer schier endlosen Skandal-Kaskade zusammenhängt. Schade ist es trotzdem. Denn Kufens Talkshow – wie auch die ähnlich konzipierte Reihe „Reinhard Paß konkret“ – sind durchaus geeignet, sich von beiden ein Bild zu machen. Denn einer von ihnen wird’s ja ziemlich sicher werden.