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Bahnstreik in Essen: Ruhrbahn-Mitarbeiter gehen auf die Straße – „Kommen nicht mehr klar“

Die Mitarbeiter der Ruhrbahn streiken am Freitag (3. März) und demonstrieren gemeinsam mit Fridays for Future in der Innenstadt von Essen.

Verdi und Fridays for Futre Demo in Essen
© Marie Bonnet / DER WESTEN

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Bahn-Mitarbeiter werden während der Arbeit immer häufiger angegangen.

Die NRW– und nun auch bundesweiten Streiks gehen in die nächste Runde. Am Freitag, den 3. März, legten die Mitarbeiter der Ruhrbahn in Essen ihre Arbeit für einen ganzen Tag nieder. Kaum Busse und keine Straßenbahnen fahren im Stadtgebiet.

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Um 15.00 Uhr trafen sich die Mitglieder der Gewerkschaft Verdi an der Teichstraße nahe des Essener Hauptbahnhofes, um gemeinsam mit den Aktivisten von Fridays for Future einen Demonstrationszug durch die Stadt zu veranstalten. DER WESTEN war vor Ort und fing das Meinungsbild der Demonstranten ein.

Bahnstreik in Essen: Busfahrer verzweifelt

Treffpunkt Teichstraße um 15.00 Uhr. Die Streikenden, Demonstranten und Aktivisten haben sich versammelt und ziehen gemeinsam los zur ersten geplanten Kundgebung an der I. Dellbrügge. Mitten unter ihnen ist Ahmed Horo, Busfahrer bei der Ruhrbahn. Der 34-Jährige kämpft für einen höheren Lohn – für sich und seine Mitstreiter.

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„Es ist alles zu teuer geworden für mich“, bedauert er sehr. „Wir kommen nicht mehr klar.“ Von seinen 2.000 Euro Verdienst kann er gerade noch so die Miet-, Strom- und Benzinkosten abstottern, die auch alle gestiegen sind. Er und seine Frau gehen daher schon auf dem Flohmarkt einkaufen, weil sie sich Neuware nicht mehr leisten können. „Man kann auch nicht mehr so gut sparen wie früher“, verzweifelt der Busfahrer.

„Wir werden noch mehr streiken“

Bei der letzten Tarifverhandlung waren zumindest 5 Prozent mehr Lohn für ihn rausgesprungen. Das sind in der Realität allerdings lediglich 125 Euro rauf aufs Bruttogehalt. „Das ist gar nichts“, beschwert er sich. Und auch die aktuelle 10,5 Prozent-Forderung der Verdi, die er als Mitglied unterstützt, sei eigentlich noch zu wenig. Und dabei hat er schon wenig Hoffnung, dass dieses Ziel bald in erreichbare Nähe rückt. „Wir hoffen, dass wir das erreichen, aber ich glaube es nicht“, sagt er mit Blick auf die nächste Verhandlung Ende März. „Aber wir werden noch mehr streiken, um unsere Ziele zu erreichen.“

Iris Bitter, seit Juni 2022 neue Vorsitzende des Regionalvorstands der Verdi-Mitglieder aus Mülheim und Oberhausen ist „aus Solidarität“ mit zwei Kolleginnen zur Demo angereist. Die 34-Jährige ist voller Hoffnung, dass sich nun endlich etwas für die Beschäftigten der unteren Lohngruppen tun wird. „Viele bewegt das Thema, das zeigen ja schon die Menschen, die heute hier sind“, sagt sie stolz in die Runde blickend.“ Sie ist der Meinung, dass dringend etwas getan werden muss.

Verdi bei der Demo in Essen
Iris Bitter, Vorsitzende des Regionalvorstands der Verdi-Mitglieder aus Mülheim und Oberhausen (r.) und ihre Stellvertreterin Corinna Helling (l.) bei der Demo in Essen. Foto: Marie Bonnet / DER WESTEN

Die Entlastungsmaßnahmen der Regierung würden nicht ausreichend und seien auch zu kurzfristig gedacht, so die Verdi-Vorsitzende. Bei den Arbeitgebern ist zurzeit allerdings auch kein Entgegenkommen in Sicht. „Aber wir geben nicht auf“, sagt Bitter.

„Ein für alle gut bezahlbarer ÖPNV ist wichtig und notwendig, aber er muss auch für alle Menschen gelten und nutzbar sein. Dazu aber ist es dringend notwendig, dass in einen Ausbau der Infrastruktur, in einen attraktiven Nahverkehr und in die Beschäftigten investiert wird.“

Andrea Becker, Landesfachbereichsleiterin Öffentliche und private Dienstleistungen, Sozialversicherung und Verkehr von Verdi.

Bahnstreik in Essen: „Ohne Verkehrswende geht nichts!“

Sie ist auch besonders froh über die Zusammenarbeit mit Fridays for Future bei der Demo. „Ohne Verkehrswende geht nichts! Aber das klappt nur, wenn wir Klima und Verkehr zusammendenken. Da müssen wir halt zusammenstehen.“ Für die 34-Jährige ist klar: „Es ist machbar“. Aber die aktuellen Bestrebungen der Regierung – der Ausbau des Bahnnetzes, das 49-Euro-Ticket – würden einfach zu lange dauern.


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Die von den Aktivisten geforderte Verkehrswende sei nur realisierbar in Zusammenhang mit einem sozialgerechten öffentlichen Nahverkehr, argumentiert die Gewerkschaft Verdi. Und das lasse sich nur mittels einer ausreichenden Entlohnung der Angestellten ermöglichen – so die gemeinsame Agenda. Und mit der ziehen sie am Freitag laut pfeifend und rufend weiter durch die Innenstadt zur zweiten Kundgebung am Hirschlandplatz. Um 18.00 Uhr ist dann Schluss – vorerst.