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Mercatorhalle würde laut Gutachter völlig abbrennen

Mercatorhalle würde laut Gutachter völlig abbrennen

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Foto: WAZFotoPool
Die Brandschutzmängel in der Mercatorhalle erreichen erschreckende Ausmaße. Auch die Feuerwehr könnte im Falle eines Brandes das Inferno nicht löschen, so der neue Sachverständige Paul Corall – der Saal entwickele einen Effekt wie ein großer Ofen. Da der Rachabzug nicht funktioniert, wie ein Test zeigte, würden Besucher im Falle eines Brandes zudem in verqualmten Gängen festsitzen.

Duisburg. 

Bei einem Brand hinter der edlen Holzvertäfelung würde die Mercatorhalle ein Raub der Flammen. „Das ist wie ein großer Ofen. Der Saal würde völlig abbrennen. Das könnte die Feuerwehr nicht löschen“. Mit Hiobsbotschaften und unfassbaren Untersuchungsergebnissen zum Brandschutz und zu den entdeckten Brandschutzmängeln versetzte der neue Sachverständige Paul Corall den City-Palais-Sonderausschuss am Montag geradezu in Schockstarre.

Fast schon der einzige Trost: Gut, dass es in der Mercatorhalle noch nicht gebrannt hat. Weil der Rauchabzug nicht funktioniert, wie sich jetzt bei Tests herausstellte, hätten zum Beispiel Besucher der oberen Ränge in verqualmten Gängen festgesessen. Auch das große Foyer lässt sich nicht richtig entlüften. Zum Zeitplan, wann der Kleine Saal und der Große Saal wieder geöffnet werden können, will niemand mehr bei der Stadt eine Prognose wagen. Fast schon trotzig das Versprechen von Uwe Rohde, Chef des städtischen Immobiliendienstes: „Wir werden die Fehler beheben.“

Krimineller Pfusch und fehlender Brandschutz

Auch nur mit Laienverstand ist klarer denn je: Die Brandschutzmängel in der Mercatorhalle erreichen enorme Ausmaße. Sie sind nicht nur Folge kriminellen Pfuschs am Bau wie zunächst aufgedeckt, sondern auch ein Schwelbrand fehlerhafter Planungen, falscher Innenausbau-Ausführungen und ungenügender brandschutztechnischer Konzepte.

Die Meerbuscher Sachverständigen Corall Ingenieure legten am Montag ihren ersten Zwischenbericht vor. Es wird aber noch bis Juli dauern, bis daraus ein Brandschutzkonzept wird, das die Bauordnung genehmigen muss. Erst dann kann mit Ausschreibung und Auftragsvergabe an die Behebung der Mängel gedacht werden. Heißt: Die erhoffte Wiederöffnung zumindest des Kleinen Saal im September wird immer unwahrscheinlicher, die des Großen Saales im Sommer 2014 steht in den Sternen. IMD-Chef Uwe Rohde: „Uns rennt die Zeit weg.“ Terminprognosen will er nicht mehr wagen.

„Ich bin erschüttert“, sagte SPD-Ratsherr Prüßmann und der CDU-Stadtverordnete Overdick erklärte: „Es gibt immer mehr Baustellen. Wir können den Bürgern nicht sagen, wann die Halle wieder geöffnet wird. Das ist sehr ärgerlich.“

Corall Ingenieure listete dem Sonder-Ausschuss eine erschreckende Mängelübersicht auf. So überschreiten Fluchtweg-Abschnitte die geforderten Längen. „Mangelhaft“ berechnet seien Rechenschlüssel zu Wegelänge und Besucherzahlen. Bis in die Tiefgarage der Mercatorhalle reicht mittlerweile das Problem: Weil Treppenhäuser nicht getrennt sind, würde Rauch bis nach oben ziehen. Hinter den Wandverkleidungen in den Sälen müsste es nicht brennbare Kabelschächte geben. Sie gibt es nicht. Dort könnte es nicht nur brennen, sondern auch unbemerkt: Weil Brandmelder fehlen, genauso wie unterhalb der Bodentechnik mit ihren elektrischen Hebeanlagen, ihren Kabeln und Motoren. Und die hölzerne Orgel wäre Zunderfläche: Sie hätte teils eingehaust sein müssen

Schwerste Mängel offenbarten die Kaltrauchtests für den Rauchabzug: Brandschutztüren entpuppten sich als Fallen, weil sie nur schwer zu öffnen sind. Das Foyer ließ sich nicht korrekt entrauchen, weil der Qualm nicht durch die Fenster abziehen konnte. Völlig verraucht blieben die Fluchtwege aus den oberen Rängen.