„Hilfe, wir verbrennen hier!“ Vater rast nach dramatischem Hilferuf zum Brandhaus in Duisburg
Mahmut Y. raste nach dem Hilferuf seiner Ex-Frau zum Brandhaus in Duisburg
Vor Ort musste er mit ansehen, wie seine Kinder aus dem Fenster der Dachgeschoss-Wohnung springen mussten
Er erhebt schwere Vorwürfe gegen einen Nachbarsjungen
Als dieser Nachbarsjunge plötzlich auftaucht, schreit ihn „Mahmut Y.“ vor den Augen der Polizei an
Duisburg.
Als Mahmut Y. (56) am späten Sonntagabend ans Telefon geht, erlebt er den Schock seines Lebens. Der Familienvater nimmt den Hörer um 23:43 Uhr ab. Seine Ex-Frau Curiye Y. (38) schreit verzweifelt durchs Telefon: „Hilfe, wir verbrennen!“
Doch sie können nicht alle Hausbewohner gleichzeitig retten. Mahmuts Familie lebt in der hinteren Dachgeschoss-Wohnung. Sie können nicht mehr warten. Die Flammen breiten sich im Zimmer aus. Der Vater muss mit ansehen, wie sich seine Kinder nacheinander aus dem Fenster etwa zweieinhalb Meter in die Tiefe stürzen, um sich über ein Vordach zu retten.
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Älterer Sohn (14) fängt seinen jüngeren Bruder (4) aus der Luft
Mahmuts 14-jähriger Sohn geht als Vorbild voran. Bei seinem Sprung bleibt er unverletzt. Unten wartet er auf seinen jüngeren Bruder (4), um ihn aufzufangen. Es funktioniert. Der Vierjährige stößt sich nur leicht den Kopf. Mehr passiert ihm nicht.
Der nächste Bruder (9) verletzt sich bei seinem Sprung hingegen schwerer. „Ich habe ihn vorhin auf der Intensivstation in Köln besucht. Er wird es schaffen“, so Mahmut Y.
Oben zögert der Älteste (19). „Ein Polizei hat ihm Mut zu gesprochen. Ohne seinen Einsatz hätte er es nicht geschafft“, sagt Mahmut Y. dankbar. Seine Tochter muss derweil einen anderen Weg gefunden haben. Sie rettete sich auf der anderen Seite der Wohnung über ein Luftkissen der Feuerwehr.
Mutter erleidet schwere Verbrennungen
Als letzte springt seine Ex-Frau. Sie muss später mit schweren Verbrennungen ins Bergmannsheil in Bochum eingeliefert werden. Doch Mahmuts Familie überlebt. Im Gegensatz zu mindestens zwei anderen Menschen.
Mahmut erkennt später eine Frau aus der ersten Etage. Sie läuft nur mit einer Unterhose bekleidet über die Straße. Ihr Oberkörper ist vollkommen verbrannt. Die Polizei spricht von zehn Verletzten. Drei sind lebensgefährlich verletzt.
Schwere Vorwürfe gegen Nachbarsjungen
Als Mahmut über die Horror-Nacht berichtet, ist es bereits nach 15 Uhr. Noch immer hat er keine Sekunde geschlafen. Stattdessen hat er in der Zwischenzeit seine Söhne in den Krankenhäusern besucht. „Meine Ex-Frau konnte ich nicht sehen, weil sie gerade operiert wurde“, sagt der Familienvater schockiert.
Doch Mahmut Y. redet nicht nur mit DER WESTEN. Sondern auch mit der Polizei. Denn er hat einen Verdacht: „Meine Ex-Frau wurde in den letzten Wochen mehrfach von einem Nachbarsjungen bedroht, weil wir ihm verboten hatten, Zeit mit unserem Sohn zu verbringen“, so Mahmut Y.
Warum sollte der Sohn nicht mit dem Nachbarsjungen losziehen?
Der etwa 16-jährige Nachbarsjunge habe einen schlechten Einfluss auf seinen Sohn (14) gehabt. Es habe Anzeigen wegen Diebstahls gegeben, sie hätten gesoffen und gekifft. Mahmut Y. bezeichnet den Nachbarsjungen als „Intensivtäter“. Mehrere Male habe er deswegen mit der Duisburger Polizei gesprochen.
Irgendwann habe der Nachbarsjunge gegenüber Curiye Y. gedroht, das Haus der Familie anzuzünden, wenn er keinen Kontakt zu deren Sohn haben dürfe.
Plötzlich taucht der Nachbarsjunge auf
Mitten im Interview mit DER WESTEN zeigt Mahmut plötzlich auf einen blonden Jungen auf einem blauen Mountain-Bike. Er wirkt schüchtern. „Da bist du ja!“, ruft der Vater und schreit ihm seine Vorwürfe entgegen: „Du hast meine Frau bedroht! Du hast gesagt, du fackelst das Haus ab!“
Der Junge schüttelt fragend den Kopf und streitet alles ab: „Das habe ich nicht“, sagt er kurz mit leiser Stimme. Zwei Beamte gehen dazwischen und nehmen den Jungen zur Befragung mit. Mahmut Y. ruft ihm hinterher: „Ich hoffe für dich, dass du das nicht warst hier!“
Die Beamten möchten den Vorfall später nicht kommentieren. „Die Mordkommission ermittelt in alle Richtungen“, sagt die Duisburger Polizeisprecherin Daniela Krasch.
Nach seinem emotionalen Ausbruch entschuldigt sich der Familienvater. Mahmut (Y.) hat zu diesem Zeitpunkt über 32 Stunden nicht mehr geschlafen.