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Tödliche Schüsse im Café Vivo: Tat im Duisburger Innenhafen glich einer Hinrichtung – Angeklagter überrascht mit dieser Aussage

Tödliche Schüsse im Café Vivo: Tat im Duisburger Innenhafen glich einer Hinrichtung – Angeklagter überrascht mit dieser Aussage

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Angeklagter Constantin S. bei der Auftaktverhandlung zum Mord an der Betreiberin des Cafe Vivo im Innenhafen vor dem Landgericht Duisburg. Foto: Zoltan Leskovar / FUNKE Foto Services

Duisburg. 

Diese Tat glich einer Hinrichtung.

Am helllichten Tag Anfang Mai 2017 fallen im Café Vivo im Duisburger Innenhafen zwei Schüsse. Der Erste trifft Birgül D. in die rechte Wange, der Zweite geht durch den Kopf in die Lunge und ist tödlich für die 46-jährige Cafébesitzerin.

Im Prozess hat der Angeklagte von einem Versehen gesprochen. Er habe mit der Frau gerangelt, weil sie ihn aus dem Café werfen wollte, sagte der ehemalige Geschäftsmann aus Berlin zum Prozessauftakt vor dem Duisburger Schwurgericht am Montag.

Beide Schüsse hätten sich aus Versehen gelöst. An den genauen Ablauf könne er sich aber nicht erinnern, da er alkoholisiert gewesen sei.

Café Vivo: Prozessbeginn nach tödlichen Schüssen im Duisburger Innenhafen

Neun Monate vergehen bis die Ermittler durch einen DNA-Treffer den mutmaßlichen Killer aus dem Duisburger Innenhafen festnehmen können. Es handelt sich dabei um Constantin S. (30). Der in Venezuela geborene, im Ruhrgebiet aufgewachsene DJ war in Berlin untergetaucht, soll dort ohne festen Wohnsitz mithilfe der Plattform „Couchsurfing“ auf fremden Couches gelebt haben.

Geschnappt wurde er nach einem Angriff auf eine Seniorin (65) mit einer Metallstange und einem Raubüberfall auf einen Supermarkt in Berlin. Die DNA-Schuppen vom Duisburger Tatort passten zur Speichelprobe des Globetrotters. Der 30-Jährige sitzt in U-Haft.

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Mit Schalldämpfer-Pistole zweimal abgedrückt

Warum der Mann am helllichten Tag die beliebte Cafébesitzerin mit seiner Heckler und Koch USP Luger 9mm mit Schalldämpfer erschossen haben soll, war vor Prozessbeginn unklar. Der Angeklagte schwieg bislang.

Strafverteidiger Hans Reinhardt vertrat den Angeklagten, hat das Mandat mittlerweile niedergelegt. „Der Angeklagte hat jeglichen Kontakt abgelehnt. Er kam nicht mehr aus seiner Zelle raus.“

Die Frage nach dem Motiv

Nach der Tat wurde über Schutzgeldzahlungen und Geheimdienstverwicklungen gemunkelt. Die Duisburger Staatsanwaltschaft hatte dem deutlich widersprochen.

Der NSU-Watchblog wollte auch einen möglichen ausländerfeindlichen Hintergrund für die brutale Tat an der türkischstämmigen Cafébesitzerin nicht ausschließen. „Aus unserer Sicht lassen sich vor der Beweisaufnahme im anstehenden Prozess keine neuen Schlüsse ziehen. Daher lässt sich auch ein möglicherweise rassistisches Motiv für diesen Mord weiterhin nicht ausschließen“, so Sprecher Ulli Jentsch.

Der Tatvorwurf gegen den 30-Jährigen lautet jedenfalls Mord mit Heimtücke. Ein mögliches Urteil könnte Mitte März fallen. (mit dpa)